Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.
Männer«, sagte die milde Stimme des alten Doktors Ben Ismael.
»Laß dich anschauen, mein Josephus«, lächelte Domitian, »ob ein Glanz um dich ist!« Er stand auf, kam nah an den Juden heran. »Auf alle Fälle bleibt diese Angelegenheit mit eurem Messias dunkel und bedenklich«, entschied er, es klang abschließend.
Nun aber dachte der Großdoktor an das, was er sich zurechtgelegt hatte über die Religiosität und Gottesscheu dieses Kaisers und fand es an der Zeit, seinesteils anzugreifen. »Ich bitte Eure Majestät«, bat er, »die Angelegenheit nicht als bedenklich anzuschauen. Dunkel ist die Lehre vom Messias, aber hüllen sich nicht die Götter vieler Völker in Dunkelheit?« Er stand jetzt Aug in Aug mit dem Kaiser, seine Stimme klang hell, stark, mutvoll, bedrohlich. »Es ist nicht gut«, warnte er, »wenn der Mensch versucht, zu tief in die Geheimnisse der Gottheit einzudringen. Vielleicht geschah es aus Gründen solcher Art, daß uns unser Gott so schwer gezüchtigt hat.« Ein kleines Zucken ging über das Gesicht des Kaisers, fast unmerklich, Gamaliel aber bemerkte es. Mehr zu erreichen, hatte er nicht gehofft; den Kaiser weiter zu bedrohen hätte die Wirkung nur verdorben. Gamaliel ließ es also bei seinem undeutlichen Ausspruch bewenden, ja er tat, als hätte er keine Warnung vorgebracht, sondern nur eine Entschuldigung, und er fuhr, leiser, fort: »Es ist kein leichter, heiterer Gott, unser Gott Jahve, es ist schwer, ihm zu dienen, er ist schnell gekränkt.«
Die Drohung des Großdoktors bereitete dem Kaiser gerade durch ihre Vieldeutigkeit Unbehagen, Gamaliels schmetternde Stimme erinnerte ihn peinlich an die seines Bruders Titus, und dieser letzte Hinweis, Jahve sei schnell gekränkt, beunruhigte ihn tief. Was will er denn, dachte er, der jüdische Pfaffe? Ich denke doch gar nicht daran, ihm seine Universität zu schließen. Das könnte diesem Jahve passen, daß ich etwas gegen ihn unternehme und ihm den Vorwand liefere, mich zu schädigen. Ich werde mich hüten.
»Ich habe gehört«, sagte er mit Anlauf, entschlossen, »ihr hättet Angst davor, man könnte euer Lehrhaus sperren. Wie kommt ihr auf solchen Aberwitz? Wie könnt ihr so unsinnigem Gerede Glauben schenken?« Er richtete sich hoch auf, blitzend, kaiserlich stand er im starken Wind. »Rom schützt die Götter der Völker, die sich seinem Schirm anvertraut haben«, verkündete er, und: »Habt keine Angst!« fuhr er fort, leutselig. »Ich werde euch ein Handschreiben mitgeben an meinen Gouverneur Pompejus Longin, das euch jeder weiteren Sorge überheben soll.« Mit einer leichten, anmutigen Bewegung legte er dem Großdoktor die Hand auf die Schulter. »Man sollte nicht gleich kleinmütig werden«, sagte er mit liebenswürdigem Spott, »und verzagen, mein heiliger Herr, unter der Regierung des Domitian, den Senat und Volk von Rom ihren Herrn und Gott nennen. Und vielleicht auch sollte man etwas mehr Vertrauen zu seinen eigenen Göttern haben.« Und, zu Josef gewandt, abschließend, mit einer lockern und gleichwohl fürstlichen Geste, sagte er: »Sind Sie zufrieden mit mir, mein Flavius Josephus, Geschichtsschreiber meines Hauses?«
Die Woche darauf, trotz der schlechten Jahreszeit, schifften sich der Großdoktor und seine Herren nach Judäa ein. Josef und Claudius Regin begleiteten Gamaliel ans Schiff.
Gamaliel fand auch jetzt herzliche und sehr achtungsvolle Worte, um sich bei Josef zu bedanken, daß er ihm die Audienz beim Kaiser verschafft hatte. »Wieder«, sagte er, »haben Sie sich hohes Verdienst um die Sache Israels erworben. Ich hoffe nur, daß nicht am Ende Sie den Preis für unsere Privilegien zu zahlen haben werden. Da Domitian bis jetzt aus den unbesonnenen Äußerungen unseres Doktors Helbo keine Konsequen zen gezogen hat, wird er das, hoffe ich, auch weiter unterlassen.«
Josef schwieg. Claudius Regin wiegte aber, besorgt, den Kopf und sagte: »Domitian ist ein langsamer Gott.«
Dann bestiegen die Doktoren das Schiff, glücklich, im Besitz des sehr gnädig gehaltenen kaiserlichen Handschreibens. Aller Herzen waren erfüllt von Dank für Josef. Nur die Doktoren Helbo und Simon der Weber grollten ihm auch weiter.
Kurze Zeit darauf forderte der Senator Messalin den Josef auf, ihn zu besuchen. Der Kaiser erweise dem Senator die Gunst, bei ihm zu speisen, und wünsche, daß ihm Josef aus dem Manuskript seines Geschichtswerkes die Kapitel über den jüdischen König David vorlese.
Da wußte
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