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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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wohl schon ziemlich lange her, daß er regiert hat, dieser David?« fragte er. »Es war etwa um die Zeit des Trojanischen Krieges«, gab Josef Auskunft, und stolz fügte er hinzu: »Unsere Geschichte reicht sehr weit zurück.« – »Unsere römische«, räumte friedfertig der Kaiser ein, »beginnt erst mit der Flucht des Äneas aus dem brennenden Troja. Da hattet ihr also schon diesen großen König auf dem Thron eures Volkes sitzen. Aber lesen Sie weiter, mein Josephus!«
      Josef las, und wie er so dem römischen Kaiser vorlas, kam er sich selber ein wenig vor wie jener David, vor dem zerklüfteten König Saul auf der Harfe spielend. Er las lange, und als er aufhören wollte, verlangte der Kaiser, daß er weiterlese.
      Dann, als Josef zu Ende war, machte Domitian einige recht verständige Anmerkungen. »Er scheint die Technik des Regierens besessen zu haben, euer David«, meinte er etwa, »wiewohl ich seine verschiedenen Anfälle von Großmut nicht billige. Er hat zum Beispiel offenbar töricht gehandelt, wenn er den Saul, der in seine Hand gegeben war, verschonte, und das sogar ein zweites Mal. Später hat er denn auch zugelernt und sich klüger verhalten. Eines vor allem erscheint mir gut und königlich: daß er nämlich den Fürstenmord bestraft, selbst wenn dieser Mord an seinem Gegner und also zu seinen Gunsten vollzogen wird.«
      Ja, jene Maßnahmen des David, daß der den Mann, der den Saul erschlagen, hatte hinrichten lassen, schien den Kaiser zu befruchten, und mit einem kleinen Schauder mußte Josef erleben, mit welch ausgeklügelter Kunst dieser Domitian aus dem scheinbar Fernstliegenden eine Nutzanwendung für sich selber zu ziehen wußte. »Kaiser Nero«, wandte er sich nämlich an Messalin, »war gewiß ein Feind meines Hauses, und es war gut, daß er umkam. Trotzdem begreife ich nicht, daß der Senat seinen Mörder Epaphrodit ungestraft hat weiterleben lassen. Wer an einen Kaiser die Hand legt, darf nicht weiter in der Welt sein. Und lebt er nicht jetzt noch, dieser Epaphrodit? Lebt er nicht hier in Rom? Geht er nicht herum, eine zweibeinige Aufforderung zum Fürstenmord? Ich begreife nicht, wie der Senat das so lange hat dulden können.« Messalin, mit seiner liebenswürdigsten Stimme, entschuldigte seine Kollegen. »Vieles«, sagte er, »was die Berufenen Väter tun und lassen, ist mir nicht verständlich, mein Herr und Gott. Im Falle des Epaphrodit aber hoffe ich meine Kollegen mit Erfolg auf das Beispiel des alten Judenkönigs hinweisen zu können.« Finster und gramvoll fiel es den Josef an. Er schätzte den Epaphrodit; der war ein guter Mann, er liebte und förderte Künste und Wissenschaften, Josef hatte manche gute Stunde mit ihm verbracht. Jetzt also, ohne es zu wollen, hat er den Untergang dieses Mannes herbeigeführt.
      Bald darauf, unter einem Vorwand, ließ Messalin den Kaiser mit Josef allein. Domitian richtete sich auf seinem Sofa halb auf, und lächelnd, mit einladender Vertraulichkeit, sagte er: »Und jetzt, mein Josephus, reden Sie offen. Hat jener plumpe Mann unter denen von Jabne recht gehabt, der behauptete, Sie seien ein Sproß aus dem Hause des David? Es ist das, wie ja auch eure Doktoren erklären, mehr eine Sache des Gefühls, der Intuition, als aktenmäßiger Beweise. In diesem Gedankengang kann ich euch folgen. Wenn ich zum Beispiel selber glaube, ich sei ein Abkömmling des Herkules, dann bin ich es. Sicher haben Sie bereits begriffen, mein Flavius Josephus, wo ich hinauswill. Es ist dies: ich lege es in Ihre Hand, ob Sie für einen Sproß des David betrachtet werden wollen oder nicht. Wir stellen da nämlich Listen auf. Wir notieren, wer als Nach fahr des großen Königs zu betrachten ist, dessen Wirksamkeit Sie so vortrefflich geschildert haben. Verwaltungstechnische Gründe lassen meiner Regierung die Aufstellung einer solchen Liste wünschenswert erscheinen. Wie ist das nun mit Ihnen, mein Josephus? Sie sind ein begeisterter Jude. Sie rühmen sich Ihres Volkes, Sie rühmen sein Alter, seine großen zivilisatorischen Leistungen. Sie sind ein Bekenner. Ich glaube dem Bekenner Josephus. Was immer Sie mir sagen werden, ich glaub es Ihnen, es gilt. Sagen Sie mir: ›Ich bin ein Sproß aus dem Hause des David‹, und Sie sind es. Sagen Sie: ›Ich bin es nicht‹, und Ihr Name erscheint nicht auf jener Liste.« Er erhob sich, er ging ganz nah an Josef heran. Mit einer lächelnden, fast grinsenden, schaurigen Vertraulichkeit fragte er ihn: »Wie ist das, mein

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