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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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danken es einem diejenigen, die man aus dem Schmutz erhöht hat. Meine Cornelia. Sie versauen einem das Beste, was man hat. Sie beschlafen einem die Töchter. Wahrscheinlich hast du’s nicht gewußt, du, dem die Götter ein hohles Ei gegeben haben statt eines Kopfes, daß die Vestalinnen meine, des Erzpriesters, Töchter sind. Wahrscheinlich begreifst du nicht einmal, du Auswurf von einem Ägypter, was du angerichtet hast. Du hast meine Verbindung zerrissen zu den Göttern, du Aas, du dreimal Verruchter. Dabei ist es nicht das erstemal, daß du mich bei den Göttern mißliebig gemacht hast.« Und nun ließ er es aus sich heraus, was er, ein langsamer Rächer, sieben Jahre über im Busen bewahrt hatte. »Du warst es ja auch, du Pest, du Wegwurf, du trauriger Narr, der mich in den Streit hineingezogen hat mit dem Gott Jahve, damals vor sieben Jahren! Wer anders als du ist schuld daran gewesen, daß ich den Großdoktor so lange warten ließ damals? Deine Sache wäre es gewesen, mich darauf aufmerksam zu machen, daß ich ihn empfangen muß. Und jetzt beschläfst du mir auch noch meine Vestalin, du Pflichtvergessener, du Schakal, du Ägypter!«
      Crispin war in einen Winkel gekrochen. Der Kaiser, ein wenig ächzend, ging auf ihn zu, fleischig, koloßhaft. Crispin drückte sich in die Mauer hinein, der Kaiser trat nach ihm. Sein bloßer Fuß in der Sandale hatte keine Kraft, der Tritt tat nicht weh. Trotzdem schrie Crispin, und sein Schreck war ehrlich. Des Kaisers aufgeworfene Oberlippe wölbte sich noch verächtlicher. »Nicht ein Fünkchen Mut hat der Schakal«, sagte er und ließ ab von ihm.
      Unvermutet indes kam er wieder auf ihn zu, beugte sich zu dem Wimmernden nieder, und leise, flüsternd, ganz nah an seinem Ohr, fragte er: »Und wie war es? Hast du wenigstens was davon gehabt? Wie war sie, diese Jungfrau Cornelia? War es eine große Lust? Schmeckte sie? Schmeckte sie anders als andere, diese Heilige? Sag es, sag es!« Da indes Crispin stammelte: »Aber ich weiß ja nichts, ich bin ja ...«, richtete sich der Kaiser wieder hoch, und: »Schon gut, natürlich«, sagte er, distanziert, hochmütig. »Norban hat dich verleumdet, du bist ein armer Unschuldiger, du weißt von nichts. Du hast es mir ja bereits gesagt. Schon gut.« Und plötzlich, abgekehrt, über die Schulter, warf er ihm hin: »Du kannst gehen. Du bleibst in deinem Zimmer. Und zu baden rate ich dir. Du hast dich ganz bedreckt, du Feigling.«
      »Schenk mir das Leben, mein Herr und Gott Domitian!« heulte auf einmal der Ägypter von neuem los. »Schenk mir das Leben, und ich will dir danken, wie dir noch keiner von den andern gedankt hat!« – »So ein Haufen Schmutz!« sagte Domitian vor sich hin, angewidert, unsäglich hochmütig. Und: »Daß du dich nicht umbringst, hörst du!« befahl er ihm noch. »Aber das tust du sowieso nicht.«
      Crispin war schon in der Tür. Domitian, wieder ganz kaiserlich, erklärte: »Was dein Leben anlangt, so steht die Entscheidung nicht bei mir. Sie steht, nachdem das Kollegium der Fünfzehn gesprochen, beim Senat.«
      Während aber der Kaiser aus richterlicher Höhe herunter diese abgründig höhnischen Worte sprach, war auf einmal der Zwerg Silen aufgetaucht, der sich bisher in einem Winkel versteckt gehalten haben mochte, und stand nun hinter dem Kaiser, seine Haltung nachahmend. Und wenn sich Crispin während der wenigen Tage, die ihm noch blieben, den Domitian vorstellte, dann trennte sich in seinen Gedanken der Zwerg Silen nicht mehr von dem Kaiser. Denn dieses war das letztemal, daß der Minister Crispin den Domitian zu Gesicht bekommen, und die höhnisch feierlichen Worte waren die letzten, die er aus seinem Munde gehört hatte.

    Die Zelle der Cornelia war die zweite links vom Eingang. Wie alle sechs Zellen war sie einfach eingerichtet, nur ein Vorhang trennte sie von der großen Halle, an die weiter hinten der Speisesaal anschloß.
      Schon vor Wochen hatte in Vertretung des Kaisers der Priester des Jupiter ihr mitgeteilt, daß sie ihrer Funktionen enthoben sei und ihre Zelle nicht mehr verlassen dürfe. Hinter ihrem geschlossenen Vorhang hörte sie, wie die andern ihr Leben weiterlebten. Der Dienst der Vesta war bis ins kleinste geregelt; die Einholung des Opferwassers in den Krügen, die, auf daß sie nie den Boden berührten, unten spitz zuliefen, die Ausschüttung dieses geweihten Wassers, die Bewachung des heiligen, jungfräulichen Feuers, jeder Schritt und Tritt in dem einfachen,

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