Josepsson, Aevar Örn
hat gesagt, ich soll später wiederkommen.« Árni sah Stefán entschuldigend an. »Ich glaube, es wäre besser, wenn du ihm die bringst, das könnte die Sache etwas beschleunigen …«
»Blödsinn, du bringst ihm das. Ich werde ihn anrufen und ihm einen kleinen Tritt versetzen. Katrín, wir müssen Ási zu fassen kriegen, und zwar so schnell wie möglich. Gib Anweisung, dass Ausschau nach ihm gehalten wird.«
»Und dann?«
»Dann unterhalten wir uns mit ihm. Ich hätte gern von ihm gehört, was er da bei Ólafur gewollt hat. Wenn mir das, was er sagt, nicht gefällt, wird er uns ein wenig länger Gesellschaft leisten müssen.«
»Glaubst du, dass Ási …?«
»Ich glaube gar nichts. Ich weiß überhaupt nicht, was ich glauben soll.«
*
»Hier«, sagte Eydís und gab Árni den Kugelschreiber und die Bibel uneingewickelt zurück. »Das kannst du wieder mitnehmen. Wie ihr vermutet habt, passen die Abdrücke von beiden zu dem, was wir in der Wohnung gefunden haben. Die da waren an dem Glas auf dem Tisch«, sagte sie und deutete auf die Bibel, »und derjenige, der den Kugelschreiber in der Hand gehabt hat, dem ist schlecht geworden.«
»Schlecht geworden?«, fragte Árni.
»Ja, der hat die Kloschüssel umarmt, und ich bezweifle sehr, dass er daraus getrunken hat. Ich befass mich jetzt mit denen«, sagte sie und griff nach den Fingerabdrücken, die Árni ihr gebracht hatte. »Ich ruf an, sobald etwas feststeht.«
»Und was soll ich damit machen?«, fragte Árni und hielt die Bibel und den Kugelschreiber hoch.
»Das ist deine Sache«, erklärte Eydís. »Vielleicht liest du das Ding und benutzt den Kuli, um dir dabei was zu notieren.«
»Danke, mit dem Buch bin ich durch.« Er verabschiedete sich und ging in den Sommer hinaus, der diesen Namen nicht verdient hatte, bewaffnet mit einem Kugelschreiber und der Heiligen Schrift.
*
Ási war schnell gefunden, und er kam dem Ansinnen der Polizeibeamten, sich zu ihnen ins Auto zu setzen und mit ihnen ins Hauptdezernat zu fahren, gern nach.
»Seid ihr sicher, dass ihr nicht lieber mit mir fahren wollt?«, fragte er gut gelaunt auf dem Rücksitz des Streifenwagens. »Ist doch echt Scheiße, in solchen japanischen Schrottmühlen herumzukutschieren.«
Auch im Verhörraum spielte er sich in den ersten Minuten ziemlich auf, als er wortreich und beflissen in allen Einzelheiten schilderte, wie er am Tag zuvor einen Kumpel beim Snooker deklassiert hatte; er schien sich großartig zu fühlen. Und dabei blieb es so lange, bis Katrín und Stefán aufhörten, ihn nach Úlfur und dem verlassenen Bauernhof an der Laxárdalsheiði zu fragen und sich dem Wohnblock in Krummahólar und Ólafur zuwandten. Da verschlug es ihm anscheinend die Sprache. Sie versuchten zwei Stunden lang, etwas aus ihm herauszuholen, erhielten aber immer wieder die gleiche Antwort: »Ich will mit meinem Rechtsanwalt sprechen.«
Zum Schluss gaben sie es auf und teilten ihm mit, dass er verhaftet wäre und unter Verdacht stünde. Sie ließen ihn in eine der wenigen, unwirtlichen Zellen im Dezernat bringen, die immer noch benutzt wurden. Anschließend holten sie sich den Pseudokaffee aus dem Automaten auf dem Flur.
»Untersuchungshaft?«, fragte Katrín.
»Ich weiß es nicht. Ich sollte sie wahrscheinlich beantragen, denn das, was wir gegen ihn haben, würde ausreichen«, antwortete Stefán und trank einen Schluck von dem Gebräu. »Der Fingerabdruck, die Verbindung zu Úlfur und sein bisheriges Strafregister. Es müsste reichen. Aber ich brauche es erst morgen zu entscheiden, vielleicht wird der Kerl ja heute Nacht weich.«
»Du bist ja vielleicht optimistisch«, sagte Katrín.
»Muss man das nicht sein in diesen letzten und schlimmsten Zeiten?«
»Vielleicht. Es war ein richtiger Schock für ihn, als wir ihn nach Krummahólar fragten«, entgegnete Katrín.
»Er hat ganz offensichtlich überhaupt nicht damit gerechnet, dass wir ihn in irgendeiner Form mit Ólafurs Wohnung in Verbindung bringen könnten.«
»Und trotzdem hat er nicht protestiert. Weder gegen die Festnahme noch dagegen, dass er in Krummahólar war. Er hat noch nicht mal gefragt, woher wir das wissen, sondern verlangte nur nach seinem Rechtsanwalt.«
»Der Mann ist nicht auf den Kopf gefallen, er weiß, dass wir ihm sowieso noch nichts zu sagen brauchen. Er weiß auch, dass er sich im Hinblick auf die Fortsetzung selber keinen Gefallen damit tut, Protest einzulegen, falls wir tatsächlich Beweise haben, dass er dort gewesen ist. Und
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