Josepsson, Aevar Örn
schnaufte Stefán. »Ist schon gut. Wir müssen …«
»Wie kommt er denn darauf, dass Hillary Clinton eine Handlangerin des Teufels ist?«, warf Katrín interessiert dazwischen.
»Erklärt hat er das nicht«, entgegnete Árni, »aber soweit ich verstanden habe, sind alle, die etwas gegen den Treibhauseffekt und ganz allgemein gegen Armut und Katastrophen unternehmen wollen, in den Augen dieser Truppe Spießgesellen und Ausgesandte des Antichristen. Durch so etwas zögert sich die Wiederkehr des Messias hinaus, der kommt nämlich erst, wenn alles endgültig im Eimer ist, falls ich es richtig verstanden habe. Vielleicht fällt Hillary bei einer derartigen Rechnungslegung unter diese Gruppe, obwohl sie mir eigentlich nicht so richtig den Eindruck macht, als würde sie etwas gegen …«
»Vielleicht ist es deswegen, weil sie eine Frau ist«, sagte Katrín nachdenklich, »eine Frau, die nach Macht strebt. Ist das nicht auch verboten?«
»Ganz bestimmt«, sagte Árni, »obwohl ich nicht weiß …«
Stefán ließ die Faust auf den Schreibtisch niedergehen, nicht sehr energisch, aber energisch genug.
»Hallo«, sagte er, »können wir vielleicht die theologischen Fragen beiseitelassen und weitermachen? Prima. Ólafur ruft Sigurlaug am Ostermontag an, und zwar nicht zum ersten Mal, wie wir wissen, das ist bei uns dokumentiert. Er droht ihr und überschüttet sie mit Schmähungen, und gleichzeitig verspricht er ihr das Blaue vom Himmel herunter, wenn sie zu ihm kommen würde. Am gleichen Tag wird er von seinen Kindern besucht, das wissen wir bereits, und da ist es genau dieselbe Geschichte. Drohungen, Beschimpfungen, und zwischendurch Lockangebote.« Er nahm die Kappe ab und kratzte sich am Kopf. »Woher kommt dieses ganze Geld, wissen wir da schon etwas mehr?«
»Nein«, musste Katrín zugeben.
»Nein, zum Kuckuck nochmal. Sechzehn Millionen, in bar.« Stefáns Gesicht verzog sich. »Was schließen wir daraus? Kommt es womöglich von Lalli, oder ist es vom Himmel gefallen, oder was zum Teufel läuft da eigentlich ab?« Katrín und Árni wussten keine Antwort auf diese Fragen und zogen es vor zu schweigen. »Na schön«, knurrte Stefán, »früher oder später werden wir schon etwas herausfinden. Die treffen sich also an dem Abend alle zum Essen bei Sigurlaug. Hólmfríður – heißt sie nicht so, die Tochter?«
»Ja.«
»Hólmfríður und Bárður erzählen von dem unangenehmen Verhalten des Alten, sie tauschen ihre Erfahrungen aus, und wie hat sie sich noch ausgedrückt, diese Sigurlaug?«
»Sie hatte jetzt die Nase gestrichen voll von seinen Bösartigkeiten«, sagte Katrín, »und fand, es sei an der Zeit, etwas zu unternehmen. Deswegen ist sie losgefahren, nachdem ihre Kinder gegangen waren, und hat zur Sicherheit Viðar mitgenommen. Sie hatte vor, den Kerl zur Vernunft zu bringen, obwohl sie jetzt überhaupt nicht mehr versteht, wieso ihr einfallen konnte, dass so etwas möglich wäre. Und als sie sich dem Wohnblock näherten, sind sie Meister Magnús begegnet, der aus dem Haus kam.«
»Viðar war sich auch total sicher, dass er das war«, schob Árni dazwischen.
»Und das war kurz vor halb eins?«
»So ungefähr«, bestätigte Katrín. »Sie betätigt die Klingel, Ólafur lässt sie ins Haus, die beiden fahren mit dem Aufzug nach oben, sie streiten sich mit Ólafur, und sie gehen wieder. Ólafur bleibt zurück, und sie hören sein Gezeter noch bis zum Lift. Danach haben sie ihn weder gesehen noch von ihm gehört, und dass er tot war, haben sie erst am vergangenen Freitag erfahren. Schluss, aus.«
»Keine Tätlichkeiten, keine Schlägerei, nur Streit«, sagte Árni. »Darin stimmen beide überein. Aber ich weiß nicht, irgendwie finde ich das ziemlich schwach, die könnten beide lügen. Das haben sie doch am Freitag auch schon mal gemacht, als sie behaupteten, niemals in Ólafurs Wohnung gewesen zu sein.«
»Ja, selbstverständlich könnten sie lügen«, stimmte Stefán zu, »aber damit stehen sie nicht alleine da. Und dann wären diese Lügen dümmer, als die Polizei erlaubt, denn sonst hätten sie nicht gesagt, dass Magnús ging, als sie kamen. Das reicht meiner Meinung nach schon aus, um uns davor zu bewahren, die Sache noch komplizierter zu machen, als sie ohnehin schon ist. All right , Árni, du bringst ihre Fingerabdrücke zu Friðjón und bittest ihn, sie mit denen aus der Wohnung zu vergleichen. Was ist bei den anderen Teilen herausgekommen? Bei dem Kugelschreiber und der Bibel?«
»Friðjón
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