Josepsson, Aevar Örn
kuschelte sich an Stefán. »Was wird denn aus dem armen Guðni, wenn du nicht da bist, um auf ihn aufzupassen? Und Katrín?«
»Katrín ist durchaus imstande, auf sich selber aufzupassen«, sagte Stefán und schaltete seine Lampe ebenfalls aus.
»Du weißt ganz genau, was ich meine, es würde überhaupt nichts schaden, wenn bei euch in den höheren Rängen auch ein paar Frauen wären. Ich möchte dich nur bitten, dass du keine Verrücktheiten machst, mein Schatz.«
»Bin ich es gewohnt, Verrücktheiten zu machen?«, fragte Stefán gekränkt.
»Gewohnt vielleicht nicht«, gähnte Ragnhildur, »aber ein paar Beispiele könnte ich schon anführen …«
Stefán grinste und schloss die Augen. Fünf Minuten später setzte er sich wieder auf und knipste das Licht an. Ragnhildur öffnete die Augen.
»Was schaust du mich denn so an?«, fragte sie schläfrig. »Wie siehst du denn aus?«
»Ich hab nur nachgedacht«, murmelte Stefán.
»Brauchst du Licht dazu?«
»Ich habe über dich nachgedacht. Über uns.«
»Und was hast du über uns gedacht?«, gähnte Ragnhildur.
»Weißt du was«, sagte Stefán, »wenn du mir sagen würdest, ich solle meinen Kram packen, weil du mich vor die Tür setzen willst, wär ich wahrscheinlich in ein oder zwei Jahren tot. Das ist statistisch erwiesen. Oder so gut wie.«
»Jetzt hör aber auf mit dem Quatsch und schlaf endlich ein, Alter. Sonst könnte es sein, dass ich dir noch nicht einmal gestatten würde, deinen Kram zu packen, bevor ich dich vor die Tür setze. Was ich in ungefähr zehn Sekunden tun werde, wenn du nicht diese blöde Lampe ausmachst.«
11
Dienstag
»Na schön«, erklärte Stefán, »gehen wir den Tag durch. Habt ihr die Zeitungen heute Morgen gesehen?« Árni und Katrín bejahten das. »Prima. Dann wisst ihr, was ich gestern Abend gemacht habe. Allerdings habe ich hauptsächlich Unkraut gejätet und die Beete ausgelichtet und dabei versucht nachzudenken, aber ich hatte auch mein Handy dabei. Ich hatte das Gefühl, dass die Herren Reporter liebend gern etwas mehr gewusst hätten, als ich ihnen sagen konnte. Sie haben wie gewöhnlich versucht, mich auszuquetschen, und zwei haben mich ganz direkt in Bezug auf die WAHRHEIT und Alpha gelöchert. Wie ihr seht, habe ich mich nicht dazu geäußert, und ganz offensichtlich haben auch der Meister und sein Bruder nichts sagen wollen, deswegen ist das Ergebnis ziemlich dünn.« Stefán schlug Blaðið und Fréttablaðið auf, beide Zeitungen hatten in der Spalte neben dem Hauptartikel in einer kleinen Randnotiz berichtet, dass Ólafur der WAHRHEIT angehört hatte und dass sein Fernseher lief und auf den Alpha-Sender eingestellt war, als man die Leiche fand. Und außerdem, dass er sich sowohl in der Gemeinde als auch beim Sender regelmäßig um technische Dinge gekümmert hatte.
»Zwei von den drei Punkten konnte ich bestätigen«, fuhr Stefán fort, »aber ich muss zugeben, dass ich keine Ahnung hatte, dass er sowohl für Alpha als auch die WAHRHEIT gearbeitet hat. Svavar hat zwar erwähnt, dass er sich bei der WAHRHEIT um die Beleuchtung und die Lautsprecheranlage gekümmert hat, aber das habe ich nicht so verstanden, als sei er da für die Technik zuständig gewesen. Und von seiner Arbeit bei dem Fernsehsender wusste Svavar nichts. Nun denn. Da wir immer noch keine Nachrichten von Úlfur haben, halte ich es für angebracht, dass einer von euch losgeht, um mit den Brüdern Magnús und Ari zu sprechen und sie nach ihrer Verbindung zu dem Toten zu befragen. Etwas anderes wäre in Anbetracht dieser neuen Erkenntnisse über Ólafurs Nebentätigkeiten nicht zu verantworten, glaube ich. Árni, das übernimmst du, und ich erlaube mir vorzuschlagen, dass du mit Ari beginnst und dich dann heute Abend mit Magnús unterhältst, nachdem du an einer Versammlung teilgenommen hast.«
Árni schrak zusammen. »Ich soll zu so einer Versammlung – warum?«
»Warum nicht? Vielleicht, um uns einen kleinen Einblick in das zu verschaffen, wofür Ólafur anscheinend gelebt hat. Und in den Mann, mit dem du anschließend sprechen sollst. Kann doch wohl kaum schaden, oder was meinst du?«
»In Ordnung«, stöhnte Árni. »Aber was soll ich bis dahin tun? Diese Versammlung ist doch wohl erst heute Abend?«
»In der Zwischenzeit suchst du nach Úlfur. Katrín und ich werden uns noch mal in unsere sämtlichen Unterlagen vertiefen, das übliche Procedere. Wir hatten das wegen des Wirbels um Úlfur und wegen Guðni zurückgestellt, aber ich glaube,
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