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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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Bildschirm ausnahm, die seltenen Male, die Árni sich auf diesen Sender verirrt hatte. Dort spielte er natürlich auch eine andere Rolle, die Rolle eines Mannes, der Macht über andere hatte. Árni fand es angenehm zu wissen, dass es im Augenblick umgekehrt war.
    »Ólafur Áki Bárðarson«, sagte er, »soweit ich weiß, hat er hier beim Alpha-Sender gearbeitet?«
    »Gearbeitet ist wohl etwas zu viel gesagt«, entgegnete Ari. »Er war hier nie fest angestellt und hat keine Bezahlung dafür bekommen. Aber er hat uns hin und wieder die ein oder andere Gefälligkeit erwiesen, ja.« Seine Hände waren in ständiger Bewegung, entweder fingerte er an irgendwelchen Gegenständen auf dem Schreibtisch herum, strich sich Fusseln von der Hose oder fummelte an seinem Krawattenknoten herum.
    »Was für Gefälligkeiten?«
    »Nichts Besonderes, wie gesagt, das ein oder andere.« Ari faltete die Hände im Schoß, aber nur, um sie gleich wieder zu entfalten und sich stattdessen über die Haare zu streichen. »Er war Elektriker.«
    »Das ist mir bekannt«, sagte Árni. »Er war Elektriker. Und als solcher hat er also hier bei euch gearbeitet?«
    »Wie gesagt, er hat nicht bei uns gearbeitet, er ist nur …«
    »Hin und wieder eingesprungen, das habe ich mitbekommen. Also noch einmal, was für Gefälligkeiten waren das?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Ari. »Die technischen Dinge gehören nicht in mein Ressort. Da musst du den Sendeleiter fragen, er ist für die ganze Technik zuständig.«
    Árni kam es so vor, als hätte sich Aris Stimme mindestens um eine halbe Oktave erhöht, seitdem sie sich zusammengesetzt hatten. »Vielleicht werde ich das tun«, sagte er ruhig. »Du hast ihn also nicht gekannt? Diesen Ólafur, meine ich?«
    »Gekannt und nicht gekannt. Ich wusste von ihm. Sowohl hier beim Sender als auch auch in der WAHRHEIT . Er … Er hat auch bei meinem Bruder verschiedentlich ausgeholfen. Oder besser gesagt, bei der Gemeinde.«
    »Ich weiß Bescheid«, sagte Árni. »Da war er wohl auch der gefällige Elektriker, nicht wahr?«
    »Was denn sonst? Hast du nicht gerade gesagt, dass du darüber Bescheid weißt?«
    Ganz bestimmt eine halbe Oktave, dachte Árni, wenn nicht sogar eine ganze. »Doch ja, das habe ich gesagt. Du kanntest ihn also, sagst du. War er ein sympathischer Mensch?«
    Ari zuckte auf seinem Stuhl zusammen – oder war es ein Achselzucken? Árni war sich nicht sicher.
    »Soweit ich weiß, ja.«
    »Seltsam«, sagte Árni.
    »Was?«
    »Wir haben mit etlichen Leuten gesprochen, darunter auch mit seinen Kindern, aber du bist der Erste, der sagt, dass er sympathisch war,« sagte Árni. »Was hat dir denn so an diesem Ólafur gefallen?«
    Ari sah ihn mit großen Augen an. »Was hat mir gefallen?«
    »Ja. Deiner Ansicht nach war er ein sympathischer Mensch, was war denn so sympathisch an ihm?«
    »Also, er war …« Ari geriet ins Stocken. »Er, ja, er war einfach … Er wirkte einfach ganz nett auf einen. Er sprach vielleicht dem Alkohol etwas reichlich zu, aber er war immer höflich und hilfsbereit. Immer bereit, uns eine helfende Hand zu reichen, wenn es nötig war. Ich weiß natürlich überhaupt nicht, wie er sich seinen Kindern gegenüber verhalten hat – oder sie sich ihm gegenüber – aber so wirkte er auf mich, wie gesagt.«
    »Es muss dann doch so etwas wie ein kleiner Schock für dich gewesen sein?«, fragte Árni. »Und für den Sender, einen solchen Mann zu verlieren?«
    »Ja, selbstverständlich war das ein Schock. Wie ich sagte, er war immer besonders …«
    »Hilfsbereit und sympathisch, ja, das hast du gesagt. Aber weshalb habt ihr denn keine Nachforschungen angestellt, als er plötzlich nicht mehr auftauchte? Habt ihr ihn das ganze letzte Jahr nicht mehr gebraucht? Hat niemand ihn bei den Versammlungen vermisst? Wann hast du ihn zuletzt getroffen? Woher weißt du, dass er getrunken hat? Bist du bei ihm zu Hause gewesen?«
    Ari schien bei jeder Frage, mit der Árni ihn bombardierte, kleiner zu werden. Das fand Árni sehr amüsant.
    *
    Þórður sagte hocherfreut sofort zu, als Stefán ihn um eine Besprechung bat. Bereits fünf Minuten später erschien er in Stefáns Büro, bewaffnet mit zwei Pappbechern von dem Gebräu, das dem Kaffeeautomaten auf dem Flur entströmte.
    »Mit Milch und einer Extraportion Zucker«, sagte er, als er Stefán den einen reichte.
    »Danke«, sagte Stefán und holte mehr Zucker aus einer Schublade. »Habt ihr mehr über Úlfur und Ási herausgefunden?«, fragte er und

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