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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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es ist an der Zeit, dass wir uns mal vorrangig und sehr intensiv mit Ólafurs Leben befassen. Und noch einmal mit der Bank reden, noch einmal seine Wohnung durchsuchen und mit Friðjón und Geir reden und so weiter.«
    Katrín nickte in Richtung der Zeitungen, die immer noch aufgeschlagen auf Stefáns Schreibtisch lagen. »Was ist mit Úlfur, dem prädestinierten Mörder?«, fragte sie. »Sollte der nicht Priorität genießen? Wäre es nicht besser, dass sich zwei auf ihn konzentrieren und einer auf das andere?«
    In beiden Zeitungen war das gleiche Bild von Úlfur auf der Titelseite, und seine kriminelle Laufbahn wurde bis ins kleinste Detail aufgelistet. Es wurde zwar nicht direkt gesagt, aber deutlich zu verstehen gegeben, dass seine Festnahme und der Prozess gegen ihn nur noch eine Formsache waren. Seine Nachbarn, mit denen Katrín und Árni sich tags zuvor unterhalten hatten, wussten offensichtlich im Nachhinein das eine oder andere über ihn zu sagen. Katrín war sich ziemlich sicher, dass seine Kinder das nicht gerne lesen würden.
    »Tja, so ist das also«, sagte Stefán. »Wie gesagt, von Úlfur keine Spur, seitdem er dir am Sonntag durch die Lappen gegangen ist. Alle haben natürlich Ausschau nach ihm gehalten und sogar diverse Bars und Kneipen besucht. Ich hoffe, dass ich heute Leute abgestellt bekomme, um auch an allen möglichen in Frage kommenden Orten nach ihm zu suchen, zu Hause bei Verwandten und alten Bekannten aus dem Knast und so weiter. Außerdem vielleicht sogar jemanden, der Tinna observiert. Allerdings bin ich nicht sehr optimistisch, dass es klappen wird. Aber die Kollegen vom Streifendienst werden weiterhin Ausschau halten, und sobald Árni mit dem Fernsehdirektor gesprochen hat, wird er bei diversen Leuten vorsprechen. Falls sich Úlfur tatsächlich immer noch in der Stadt befinden sollte, werden wir ihn sehr bald schnappen. Nach all dem, was über ihn in den Zeitungen stand, kann er sich wohl kaum auf der Straße blicken lassen, ohne dass jemand ihn erkennt.«
    »Falls er sich in der Stadt befindet?«, fragte Árni. »Wo denn sonst? Wo könnte er Unterschlupf gefunden haben?«
    »Wo auch immer. Ob du’s glaubst oder nicht, der Mann wird doch Freunde und Bekannte haben, die ihm ein Auto geliehen haben könnten. Außerdem sind seit seinem Verschwinden drei, nein vier Autos in Reykjavík als gestohlen gemeldet worden. Zwei Pkws, ein Jeep und ein Lieferwagen. Und außerdem auch ein Boot. Mir ist zwar nicht bekannt, dass Úlfur sich mit Booten auskennt, aber trotzdem – er kann im Augenblick überall auf der Insel sein. Und bis er gefunden wird, machen wir selbstverständlich mit unseren Nachforschungen weiter. Vielleicht finden wir ja etwas, was ihn endgültig zu Fall bringt, vielleicht auch etwas ganz anderes oder gar nichts, das wird sich zeigen. Katrín, du fängst mit Ólafurs finanziellen Angelegenheiten an. Wir müssen wissen, woher das Geld kam, aber noch wichtiger ist, wohin es ging. In der Zwischenzeit muss ich noch mit einem bestimmten Menschen sprechen. Wir treffen uns hier wieder in – na, was wollen wir sagen, in einer Stunde? In anderthalb Stunden? Und dann fahren wir nach Krummahólar.«
    Katrín und Árni waren schon fast am Ende des Korridors, als Stefán noch einmal den grün beschirmten Kopf zur Tür hinausstreckte.
    »Árni«, rief er, »komm doch noch mal her, ich hab was vergessen …«
    *
    Ein Anruf bei der isländischen Klassenlotterie ergab, dass Ólafur niemals im Lotto gewonnen hatte, auch nicht im skandinavischen Wikinger-Lotto. In den letzten zehn Jahren hatte es keinen Gewinner mit dieser Personenkennziffer gegeben. Weitere Anrufe ergaben, dass er auch kein Los bei den großen Wohltätigkeitslotterien besaß. Katrín verstand das einfach nicht. Woher waren diesem Ólafur Áki, der den Aussagen seiner Kinder zufolge keineswegs im Luxus gelebt hatte, urplötzlich sechzehn Millionen in den Schoß gefallen? Und gab es bei Summen von dieser Größenordnung denn überhaupt keine Meldepflicht seitens der Banken?
    Katrín fand, dass telefonische Auskünfte nicht genügten. Sie setzte sich mit der Bank in Verbindung und verabredete ein Treffen mit der Dame, die sich als Ólafurs persönliche Beraterin ausgab.
    *
    »Und was kann ich für dich tun?«, fragte Ari, als Árni Platz genommen hatte. Árni hatte sich ihn keineswegs so groß vorgestellt, und trotz der glatt zurückgekämmten Haare und der schmalen Nase wirkte er nicht ganz so schleimig, wie er sich auf dem

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