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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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Glückseligkeit winkt, egal was sie vorher verbrochen haben, weil er alle ihre Sünden auf sich genommen hat? Oder den, der den Menschen Datteln und Weintrauben verspricht und unberührte Jungfrauen dutzendweise, wenn sie nur so schlau sind, bei der Verbreitung der Heilsbotschaft abzukratzen, sogar wenn sie nicht nur sich selbst, sondern dabei auch viele andere massakrieren. Oder den, der …«
    Katrín hob abwehrend die Hand, und Árni verstummte abrupt, er war knallrot geworden. »Entschuldige«, sagte er betreten, »ich war nur …«
    »Nein, das ist schon in Ordnung«, sagte Katrín, »kein Problem. Für mich ist es aber, wie ich gesagt habe, nicht ganz so einfach. Doch ich kann dir auf jeden Fall versichern, dass ich nicht an die Gottheiten glaube, von denen du geredet hast, falls es dir ein Trost ist. Und jetzt ist es, glaube ich, Zeit, nach Hause zu gehen.« Sie stand auf, und Árni sprang ebenfalls auf die Beine.
    »Ich wollte dich nicht beleidigen«, sprudelte es aus ihm heraus, »ich hoffe, du gehst nicht deswegen …«
    Katrín lächelte nachsichtig. »Mach dir keinen Kopf deswegen«, sagte sie, »der Gott, von dem ich nicht weiß, ob ich an ihn glaube, der ist ganz gewiss nicht wegen eines Bullen in 101 Reykjavík beleidigt, der ihn verleugnet. Und weshalb sollte ich dann seinetwegen beleidigt sein?«
    *
    »Sie ist weg«, sagte Ási. »Und was jetzt?«
    »Und er war ganz bestimmt nicht bei ihr?«, fragte Lalli.
    »Nein. Ich hab die Scheune gut im Blick, sie hat sich allein ins Auto gesetzt. Und jetzt ist sie also weg.«
    »Hm«, sagte Lalli.
    Warum von allen Orten ausgerechnet dort?, war seine erste Frage gewesen, als Ási ihn das erste Mal angerufen und ihm gesagt hatte, dass Tinna endlich gehalten hatte und es so aussähe, als sei ihr Ziel ein alter, ausgedienter Schafstall an der Hochebene Laxárdalsheiði. Das war natürlich Nebensache, wichtig war nur, was er in dieser Sache unternehmen sollte. Oder ob er überhaupt etwas unternehmen sollte.
    Er hatte Ási aufgetragen, abzuwarten, bis Tinna sich wieder auf den Weg machen würde. Er beschloss, dass Ási da noch ein wenig länger auf seinem Posten bleiben könnte, und teilte ihm das mit. »Wie lang denn noch?«, nörgelte Ási. »Ich hab weder was zu trinken noch zu essen dabei, und ich häng hier schon seit Stunden herum.«
    »Bis ich dir Bescheid sage«, erklärte Lalli gelassen. »Ist das nicht eine schöne Gegend?« Er brach das Gespräch ab, machte es sich auf dem Sofa bequem und schloss die Augen. »Úlfur«, murmelte er vor sich hin. »Úlfur, Úlfur, Úlfur. Was soll ich bloß mit dir machen, mein Bester?«
    Wie Ási angedeutet hatte, war das ein hervorragender Ort, um ihn endgültig loszuwerden, wenn es sich als notwendig erweisen sollte. Úlfur war kein unverzichtbares Glied in der Kette, auf gar keinen Fall. Genau genommen war er inzwischen schon eher ein überflüssiges Zwischenglied, und letzten Endes es ging da ja auch nur um Kleingeld. Und Geld war sowieso nicht die Hauptsache in diesem Fall, genauso wenig wie bei vielen anderen Dingen, mit denen Lalli sich abgab. Er griff nach seinem Handy und rief ein weiteres Mal Ási an.
    »Hör zu, Junge, komm einfach wieder in die Stadt, lassen wir Úlfur.«
    »Okay«, sagte Ási, »aber wie gesagt, es ist keine Sache, ihn …«
    »Schon klar, schon klar«, unterbrach Lalli ihn, »aber du weißt, dass wir so etwas nicht machen, mein Lieber. Nur wenn es absolut unumgänglich ist.«
    *
    Es fing schon an zu dämmern, als Ragnhildur in den Garten ging und Stefán befahl, ins Haus zu kommen und in die Badewanne zu steigen, die sie für ihn hatte einlaufen lassen. Eine halbe Stunde und ein halbes Rotweinglas später war er zu der Überzeugung gekommen, dass er genau auf dem richtigen Weg war.
    »Gelobt sei das Unkraut«, murmelte er und zog den Stöpsel aus dem Abfluss. »Auf das ist Verlass.«
    »Hast du deine Bewerbung eingereicht?«, fragte Ragnhildur, als er ins Bett gekrochen kam.
    »Ja, das habe ich zwar getan, aber man könnte es so formulieren, dass mir die Stelle vielleicht jetzt gar nicht mehr so sicher ist.«
    Ragnhildur sah von dem Buch hoch, das sie las. »Was hast du denn nun schon wieder angestellt?«
    »Nichts«, sagte Stefán schmunzelnd. »Gar nichts. Ich gehe aber davon aus, dass ich morgen und übermorgen genug zu tun haben werde.«
    Ragnhildur legte das Buch auf den Nachttisch und knipste die Lampe aus. »Du darfst nicht immer nur an dich selber denken, mein Alter«, sagte sie und

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