Josepsson, Aevar Örn
trank einen Schluck. »Oder über Lalli und den Meister?«
»Nicht direkt«, gab Þórður zu. »Noch nicht. Du weißt, wie das ist, es gibt dieser Tage nicht gerade ein Überangebot an Mitarbeitern.«
Stefán brummte zustimmend. »Nicht direkt, sagst du, aber trotzdem etwas?«
»Tja … Ich weiß nicht, was ich sagen soll …« Þórður sah mit zusammengekniffenen Augen zu Stefán hinüber, der ganz vertieft in seinem Kaffee herumrührte. »Glaubst du an Zufälle?«, fragte er dann.
Stefán blickte hoch.
»Man glaubt nicht an Zufälle«, sagte er, »Zufälle sind einfach eine Tatsache. Sie ereignen sich jeden Tag und zwar mehrmals am Tag und überall. Drück dich verständlich aus, Þórður, ich habe keine Lust auf irgendwelche Spielchen.«
Þórður machte eine entschuldigende Handbewegung. »Ja, ja. Natürlich gibt es alle möglichen Zufälle, ich hab mich da etwas blöd ausgedrückt. Okay, Ási ist im Januar letzten Jahres nach Stockholm geflogen, also 2005. Und dann war er fünf Tage verschwunden – wir hatten seinerzeit den Kollegen in Schweden Bescheid gesagt und sie gebeten, ihn im Auge zu behalten, aber das hat anscheinend nicht so richtig geklappt. Als er wieder auftauchte, quartierte er sich im besten Hotel in Stockholm ein, markierte den großen Mann und flog am nächsten Tag wieder nach Island. Praktisch zur gleichen Zeit, da liegen höchstens zwei Tage dazwischen, flog Meister Magnús ebenfalls nach Stockholm und nahm von dort die Fähre nach Riga. Lettland.«
»Ich weiß, wo Riga liegt«, knurrte Stefán.
»Entschuldige. Also ja, er fuhr nach Riga und kehrte drei Tage später nach Stockholm zurück. Und deswegen habe ich gefragt, ob du an Zufälle glaubst, oder besser gesagt, ob du es für einen Zufall hältst, dass diese beiden praktisch gleichzeitig in derselben Weltgegend unterwegs waren?«
»Weshalb nicht?«, fragte Stefán. » All right , ihr wisst jetzt, dass der Meister per Schiff nach Riga gefahren ist. Mir fällt nicht im Traum ein, dich danach zu fragen, wieso du das so viel später herausfinden konntest, als sei nichts einfacher als das, und zwar aus dem einfachen Grund, weil ich es weiß; so wie unser ganzer Apparat sich entwickelt hat – aber ihr habt keine Ahnung, was er da gemacht hat, ist das richtig?«
»Doch, ja, aber …«, setzte Þórður achselzuckend an.
»Weil ihr seinerzeit keinen Anlass hattet, ihn observieren zu lassen, den Gottesmann persönlich«, fuhr Stefán fort und ließ keine Einwände zu. »Und ihr wisst, dass Ási nach Stockholm geflogen ist und fünf Tage verschwunden war. Aber ihr habt keine Ahnung, wohin er gefahren ist oder was er in diesen fünf Tagen gemacht hat, habe ich das nicht auch richtig verstanden?«
»Doch, doch, aber du weißt genau, dass es ein Leichtes ist …«
»Unauffällig von Stockholm nach Riga zu gelangen und von da aus im Zweifelsfall auch nach Litauen, doch, ja, das weiß ich. Die Antwort ist also nein.«
»Nein?«
»Nein, ich glaube nicht, dass es ein Zufall gewesen ist, nicht in Anbetracht dessen, was wir jetzt wissen, wie du dich ausgedrückt hast. Die Frage ist bloß, was war es dann?«
Þórður strahlte übers ganze Gesicht. »Jetzt gefällst du mir«, sagte er. »Hast du irgendwelche Ideen?«
»Noch nicht«, gab Stefán zu, »es ist noch zu früh am Tag. Aber die werden schon kommen. Hast du das auch Svavar unterbreitet?«
»Nein«, gestand Þórður, der unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte, so als müsse er Misstöne über sich ergehen lassen. »ich fand es besser, damit noch ein wenig zu warten.«
Selbstverständlich fandest du das, dachte Stefán, aber er sagte es nicht laut, zumal er selber ebenfalls vorhatte, damit noch zu warten. Nicht lange, aber doch ein wenig.
*
Im Grunde genommen hätte es Katrín gar nicht so überraschen dürfen, als sie sah, an wen monatlich eine halbe Million Kronen von Ólafur Áki Bárðarsons Konto überwiesen worden war. Sechzehn Überweisungen, insgesamt acht Millionen bis jetzt.
»Und am nächsten Monatsende wird vermutlich eine weitere halbe Million abgebucht?«
»Ja, vermutlich«, sagte die blutjung wirkende Frau am Computer. Sie trug die Haare kurz geschnitten und machte einen intelligenten Eindruck auf Katrín. »Allerdings weiß ich nicht so genau, wie das in … in solchen Fällen gehandhabt wird«, fügte sie verunsichert hinzu. »Ich meine, da gibt es doch bestimmt Erben, ich denke, die Überweisung wird wohl storniert werden, aber ich bin mir nicht
Weitere Kostenlose Bücher