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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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erwischt? Sie hat hoffentlich Hackfleisch aus ihm gemacht …«
    *
    »Du konntest gar nichts machen«, sagte Stefán, »überhaupt nichts.«
    Katrín hockte immer noch neben Úlfurs Kopf und fühlte in regelmäßigen Abständen den Puls. Der war zwar schwach, aber einigermaßen konstant. Déjà-vu, dachte sie, aber trotzdem anders …
    »Ich weiß«, sagte sie leise, »das hast du bereits gesagt.«
    »Ich versteh einfach nicht, was sich der Mann dabei gedacht hat. Weshalb er sich da herumgetrieben hat und so auf die Straße gesprungen ist …«
    »Ich auch nicht«, sagte Katrín. »Hoffen wir, dass er lange genug lebt, um es uns zu erklären.« Sie räusperte sich und legte Zeige-und Mittelfinger an Úlfurs Hals. Stefán stöhnte und ging zum Auto. Der Scheinwerfer rechts war kaputt und die Motorhaube stark verbeult. Er ging weiter und besah sich den Wagen von hinten, wo er wesentlich schlimmer zugerichtet war: sämtliche Rücklichter zertrümmert, und der Kotflügel schon fast auf dem Rücksitz.
    »Seid ihr heil davongekommen?«, fragte er, indem er sich den beiden Polizisten aus Borgarnes zuwandte, die sich immer noch über ihr Auto beugten, dessen Vorderteil völlig demoliert war.
    »So ziemlich, ja«, antwortete der ältere und stämmigere. Er ächzte leise, als er sich aufrichtete. »Ein paar Quetschungen vom Sicherheitsgurt, aber der Hals ist in Ordnung, glaube ich«, fügte er hinzu und rieb sich vorsichtig den Nacken.
    »Und du?«, fragte Stefán den jüngeren und sportlicheren Polizisten, der kleinlaut neben seinem Vorgesetzten stand.
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Prima«, sagte Stefán, »dann solltest du jetzt schnell mal das Warndreieck oben auf dem Hügel aufstellen, damit sich dieses Spiel nicht auch noch beim nächsten Auto wiederholt.« Der junge Mann beeilte sich, dem nachzukommen, froh, dass er so billig davongekommen war.
    »Diese jungen Leute«, schimpfte der Ältere, »Ich weiß nicht, wieso man sie überhaupt ans Steuer lässt. Er lehnte sich an das Auto und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie wollen wir das managen?«
    »Was denn?«, fragte Stefán.
    »Na, diesen Schlamassel hier. Ihr fahrt einen Mann um, wir fahren euch hinten drauf …«
    »Hier wird nichts gemanagt«, sagte Stefán schroff. »Das sind zwei Unfälle, die nichts miteinander zu tun haben, und sie werden als solche behandelt. Und nach den Vorschriften.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Es ist schon verdammt schlimm genug, was da passiert ist, das brauchen wir nicht durch irgendwelches Heckmeck noch schlimmer machen. Was glaubst du, wie lange der Junge aus Búðardalur brauchen wird?«
    »Eine Viertelstunde«, antwortete der andere eingeschnappt, »oder zwanzig Minuten vielleicht.« Er warf Stefán einen bittenden Blick zu. »Er macht das nur vertretungsweise, und er ist allein, wie du sagst …«
    »Er wird hoffentlich mit Bandmaß und Fotoapparat umgehen können«, schnaubte Stefán.
    »Doch, ja, aber vielleicht wäre es möglich …«
    »Vielleicht wäre was möglich?« Stefán geriet immer mehr in Wut. »Keine Ahnung, was man deiner Meinung nach da beschönigen oder frisieren könnte, was willst du tun?«
    »Tja, nein, ich … Ich hab einfach überlegt …«
    »Vergiss es. Es gibt hier einen Schwerverletzten, und wir haben ihn angefahren. Zwei Autos sind demoliert, eures vorne, unseres vorne und hinten, zwischen den Autos drei Meter. Was glaubst du eigentlich, was du da noch an diesen Tatsachen herumfrisieren kannst? Es liegt doch klar auf der Hand, was passiert ist. Ich begreife nicht, wie du auf diese Schnapsidee kommst, da etwas managen zu wollen, was irgendetwas an diesen Tatsachen ändern würde?«
    »Ja, nein, vielleicht nicht so, sondern …«
    Stefán trat vor seinen Kollegen und schob den Schirm seiner giftgrünen Baseballkappe hoch.
    »Jetzt hältst du gefälligst die Schnauze«, sagte er, »und zwar sofort.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zurück zu Katrín und Úlfur.
    »Wie lange dauert es noch, bis der Hubschrauber kommt?«, fragte Katrín.
    »Nicht lange«, sagte Stefán beruhigend. »Der muss jeden Augenblick da sein.«
    *
    »Typisch Stefán«, keuchte Guðni, als Árni ihm in groben Zügen geschildert hatte, wie die Ermittlungen in der Zwischenzeit verlaufen waren. »Falls auch nur eine winzige Chance besteht, eine einfache Sache kompliziert zu machen, dann tut er das.«
    Árni, dem diese Eigenschaft ihres Vorgesetzten völlig neu war, sah sich gezwungen, seinem schwerkranken Kollegen zu

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