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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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er im Handschuhfach kramte. Er fand nichts von Bedeutung, ebenso wenig wie unter den Sitzen oder im Kofferraum. Kaum hatte er das Auto wieder abgeschlossen, klingelte sein Handy. »Árni.«
    »Ich habe drei Nummern bekommen, und das ist jetzt die dritte, die ich probiere. Und die erste, unter der sich jemand meldet.«
    »Entschuldigung«, sagte Árni, »aber mit wem spreche ich denn eigentlich?«
    »Ich rufe vom Krankenhaus an, Intensivstation. Uns wurde mitgeteilt, diese Nummer oder die zwei anderen anzurufen – wegen eines gewissen Guðni, falls etwas passierte. Guðni Páll Pálsson, hallo? Bist du noch dran?«
    Árni gelang es, den Kloß in seinem Hals hinunterzuschlucken und sich zu räuspern.
    »Ja, ich … Was ist passiert?«
    »Er ist aufgewacht, das ist passiert, mein Lieber.«

13
Dienstag
    Wohin man auch blickte, überall standen alle möglichen Geräte und Apparate, die entweder zischelten, summten, fiepten oder tickten, einige regelmäßig, andere nicht. Bei den meisten Apparaten blinkten zudem kleine, meist rote oder orangefarbene Kontrolllämpchen, diskret, aber trotzdem penetrant und wichtig, genau wie die Geräusche. Auf einigen waren rote oder grüne Zahlen zu sehen, oder blaue Diagrammlinien auf kleinen Monitoren, und manchmal sogar beides. In der Ecke ganz hinten lag eine Frau, die leise im Takt mit der Pumpe wimmerte, die sie am Leben hielt. In einer anderen Ecke röchelte ein Mann vor Schmerzen in so unangenehm regelmäßigen Abständen, dass Árni bereits nach zehn Minuten Anwesenheit im Raum Zweifel an der modernen Medizin kamen. Zwei Krankenschwestern waren auf Kontrollgang, ein Arzt tauchte in der Tür auf, und am Bett der wimmernden Frau hielt eine junge, verweinte Frau Wache. Nichtsdestotrotz kam es Árni so vor, als hätte er selten mehr Stille erlebt.
    Vielleicht war es das leere Bett gegenüber, das dieses Gefühl hervorrief. Es war frisch überzogen und schien geduldig auf den nächsten Patienten zu warten.
    Aber vielleicht wurde dieses Gefühl auch durch das Bett hervorgerufen, neben dem er saß. Guðni lag darin, friedfertiger und verletzlicher, als er normalerweise auszusehen pflegte. Er war aus dem Medikamentenschlaf aufgewacht, aber wieder eingeschlummert, bevor Árni eintraf. Die Minuten schlichen dahin, und Árni nickte auf seinem Stuhl ein. Kurz darauf schreckte er durch ein Röcheln und Husten wieder hoch und sprang geräuschvoll auf. Guðni sah Árni vorwurfsvoll an, der es mit einem Grinsen versuchte, von dem er glaubte, dass es zu den gegebenen Umständen passte.
    »Hi«, sagte er. »Wieder zum Leben erwacht?« Er setzte sich wieder.
    »Wo sind meine Klamotten?«, fragte Guðni. Seine Stimme war heiser und klang ganz anders als sonst.
    »Ich … Das weiß ich nicht«, antwortete Árni verblüfft. Er blickte sich um. »Wahrscheinlich in dem Schrank da«, sagte er unsicher und deutete in die Richtung. »Wie geht’s dir?«
    » Fucking great , siehst du das nicht? Hol mir meinen Mantel.«
    Árni rutschte auf seinem Stuhl hin und her, unschlüssig, wie er auf diese Bitte reagieren sollte.
    »Ist dir kalt?«, fragte er nach kurzem Zögern. »Oder willst du dich vielleicht ins Nachtleben stürzen?« Besorgt, aber trotzdem aufmunternd, dachte er zufrieden, war das nicht angesagt unter solchen Umständen?
    »Haha«, schnaufte Guðni, »hol mir gefälligst den Mantel, Junge.«
    Árni fügte sich, ging zum Schrank und öffnete ihn. Es passte, Guðnis Sachen lagen zusammengefaltet im Regal, und der Mantel hing auf einem Bügel.
    »Hier.« Er legte den Mantel vorsichtig auf die Bettdecke und achtete sehr darauf, sich nicht in irgendwelchen Schläuchen und Schnüren zu verheddern, die darunter hervorkamen. Guðni suchte in allen Taschen und fand endlich eine etwas zusammengedrückte Packung London Docks.
    »Na, endlich«, murmelte er gereizt und versuchte, die Packung zu öffnen. Árni war entsetzt und sah abwechselnd auf Guðni und die Krankenschwester.
    »Mensch, was machst du denn da«, flüsterte er, »weißt du nicht, wo du bist?«
    »Nun relax schon, Jungchen«, brummte Guðni. »Ich habe nicht vor, das verdammte Ding anzustecken.«
    »Trotzdem …«
    »Yess«, sagte Guðni, als es ihm gelungen war, die Schachtel zu öffnen und mit zitternder Hand einen Stumpen herauszuziehen. »Bring das Ding wieder weg«, sagte er, nachdem er sich unter Mühen eine London Docks in den linken Mundwinkel geschoben hatte. »Und jetzt erzähl mir, wie es weitergegangen ist. Hat Katrín den Idioten

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