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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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eine andere Erklärung finden kannst als die eine, die ich mir zurechtgelegt habe. Und wenn nicht, dann denk bitte darüber nach, was wir jetzt machen sollen. Du musst da eine Lösung finden, denn ich schaff das einfach nicht, auf gar keinen Fall. Du bist der große Bruder, du musst das irgendwie hinkriegen. Sollte es nicht so sein?« Sie stand auf, riss ein Blatt von der Küchenrolle und putzte sich die Nase. »Bis später.«
    »Wohin willst du?«, fragte Bárður, der wie angeleimt auf seinem Stuhl saß.
    »Ich gehe putzen«, sagte Hólmfríður. »Beim Rundfunk und in der Landesbank. Hättest du dich dazu aufgerafft, mich direkt danach zu fragen, würdest du schon längst wissen, was für Jobs ich angenommen habe, um finanziell über die Runden zu kommen.«
    *
    »Wir sind fast am Ziel«, sagte Stefán und drehte sich um, konnte aber den Streifenwagen aus Borgarnes, der ihnen gefolgt war, nicht sehen. »Du biegst gleich nach rechts ab, da ist ein Seitenweg, der Karte zufolge nicht asphaltiert. Er führt in einem Bogen am Hang entlang und endet etwas weiter östlich wieder auf der Landstraße. Wir sollten vielleicht kurz anhalten und auf die anderen warten.«
    Katrín verlangsamte die Fahrt, starrte in den Nebel und sah die Abzweigung erst in dem Moment, als sie daran vorbeifuhr. Sie stoppte, setzte ein Stück zurück und bog ein. »Sollen wir hier warten, oder? Wie weit, glaubst du, ist es bis zu diesem Hof?«
    Stefán besah sich die Karte. »Dieser Seitenweg ist wohl insgesamt fünf, sechs Kilometer lang, und bis zum Hof sind es sicher zwei Kilometer. Fahren wir noch ein Stück weiter und checken die Lage.« Katrín legte den Gang ein und fuhr los.
    »Dahinten ist vermutlich dieser Hof«, sagte Stefán, als sie auf eine kleine Kuppe hinauffuhren. »Vielleicht sollte man nicht direkt bis zu den Gebäuden fahren, er könnte uns hören und versuchen, die Beine in …«
    Katrín konnte nichts anderes tun, als nach links auszuweichen und notzubremsen, als Úlfur urplötzlich wild gestikulierend aus dem Nichts auftauchte. Dank des Antiblockiersystems und ihrer Geschicklichkeit gelang es ihr zwar, den Wagen auf der Straße zu halten, aber mehr konnte sie bei dem Tempo, das sie draufhatte, nicht tun. Aufprall und Schlag waren schwerer und lauter als die Schreie, die Stefán und sie unwillkürlich ausstießen. Úlfur flog in hohem Bogen vor dem Auto her und schien erst nach einer Ewigkeit wieder zur Erde zu kommen. Schließlich landete er aber doch. Dann war alles still.
    Katrín brauchte zwei Sekunden, um den Sicherheitsgurt zu lösen, die Warnblinkanlage einzuschalten und aus dem Auto zu springen. Training ist etwas Großartiges, dachte sie, ohne zu denken, und schärfte sich ein, dergleichen beim nächsten Mal zu unterlassen. Hier war keine Zeit für derartige Überlegungen, es galt zu handeln.
    »Er atmet«, sagte sie, als Stefán ein paar Sekunden später hinzukam. »Ruf die Hundertzwölf an.« Sie rannte wieder zurück zum Auto und holte den Verbandskasten. Es musste doch möglich sein, etwas von diesen Wunden zu verarzten, die nicht aufhören wollten zu bluten.
    Sie war immer noch mit Úlfur beschäftigt, und Stefán telefonierte immer noch, als die Polizei aus Borgarnes über die blinde Kuppe geschossen kam. Sie blickten hoch. Und konnten nur zusehen.
    *
    Vier Flaschen, dachte Árni. Vier Flaschen Gin, gekauft am Karsamstagnachmittag. Und Ólafur hatte sicherlich auch noch Vorrat gehabt. Eine halbe Flasche hatte auf dem Tisch gestanden, als er gefunden wurde. Eine halbe Flasche war an Úlfur gegangen. Was dreieinhalb Flaschen innerhalb von zwei Tagen bedeutete.
    » No way «, murmelte Árni und schloss die Tür hinter sich. Er hatte die Schlüssel zu Ólafurs Auto, einem alten, blauen Hyundai Accent, eingesteckt, der sich an Ort und Stelle befand, nämlich auf dem Parkplatz, der zu Ólafurs Wohnung gehörte. Der rechte Hinterreifen war platt, ansonsten schien der Wagen in Ordnung zu sein. Doch als Árni sich hinters Steuer setzte und den Motor anlassen wollte, rührte sich nichts.
    »Tot«, murmelte Árni, »genau wie sein Besitzer.« Wahrscheinlich war die Batterie leer, dachte er, was einen nach all dieser Zeit eigentlich nicht verwundern konnte. Aber das Auto war unbeschädigt. Es war nicht zerkratzt oder beschmiert worden, niemand hatte Spiegel oder Antenne abgebrochen, die Scheiben waren heil. Und wieso sollte es denn nicht unbeschädigt sein? dachte Árni, ärgerlich über seine eigenen Vorurteile, während

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