Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Publikum der beiden Plagegeister konnte er getrost verzichten.
Einer der dicken Bengel streckte seinen Hals nach vorn und versuchte, die Buchstaben auf dem Koffer zu entziffern.
„Z..A AAUUU….BEER…..KOO..FF….ER“, sagte er schließlich. „Zauberkoffer, da steht ja Zauberkoffer drauf! Dann willst du ja gar nicht verreisen!“
„ Du bist ja ein Lügenbeutel“, sagte der andere. „Wenn da Zauberkoffer drauf steht, willst du wohl wieder zaubern, wie?“
„Na, ihr seid heute ja zwei ganz ausgeschlafene Murmeltiere“, antwortete er genervt und ging rasch weiter.
„Du kannst ja gar nicht richtig zaubern“, stichelte einer von beiden.
„Wenn ich möchte, kann ich euch jederzeit in zwei dicke, runde Marshmallows verzaubern!“
„Da s kannst du ja doch nicht“, spottete der Rechte. „Und wir haben auch keine Angst mehr, wenn du uns an einen Baum binden willst, weil nachts gar keine Kobolde kommen, um Kinder zu essen. Mama hat nämlich gesagt, dass es gar keine Kobolde gibt, die uns aufessen können!“
Die Buben grinsten gewitzt und hoben ihre Nasen hochmütig nach oben. Joshua rollte mit den Augen und ging einfach weiter. Allerdings konnte er die frechen Nachbarkinder nicht abschütteln. Sie trotteten ihm in einem gewissen Abstand hinterher und ab und zu lachten sie tückisch. Auch wenn es ihm ganz und gar nicht in den Kram passte, dass die beiden Nervensägen ihn auf den Jahrmarkt begleiteten und womöglich wieder irgendwelche Streiche aushecken würden, ließ er sich von seinem Plan nicht abbringen.
„ Zauberer lassen sich von nichts und niemanden aufhalten .“, dachte er und ging zielstrebig weiter.
Er durchschritt den leuchtenden Jahrmarkteingang, der ihm wie ein sonniges Himmelstor vorkam. Die grellen gelben Glühbirnen über ihm blendeten ihn einen Moment, aber dann schwand die Helligkeit, und dahinter offenbarten sich die bunten Buden und Stände. Von überall drang fröhliches Gelächter und laute Musik herbei, und der Duft von Honiggebäck hing in der Luft.
Joshua atmete tief ein und ein wohliges Gefühl strömte durch seinen Körper. Der Jahrmarkt war erstaunlicherweise schon recht gut gefüllt. Die Bewohner um den Brookmanns Park wollten das gute Wetter des letzten Jahrmarkttages wohl noch einmal ausnutzen.
Joshua schlenderte vorbei am duftenden Brezelwagen. Dahinter war das unheimliche Kreischen der Geisterbahn zu hören. Ein Mann mit einem weißen Gespenstergewand und zwei kleinen Gucklöchern schlurfte auf der Straße herum und heulte ab und zu. Ein kleines Stück weiter lief ein Skelettmann auf und ab und hob gelegentlich seine Arme, um kleinen Kindern einen Schrecken einzujagen.
Auf der gegenüberliegenden Seite war die buntleuchtende Losbude aufgebaut, auf dessen Treppen hunderte von niedlichen Kuscheltieren mit großen, drolligen Augen auf die Vorbeigehenden herabstarrten. Der dicke Verkäufer hatte eine Glatze und trug gelbe Hosenträger. Er brüllte wild gestikulierend herum und hielt die grünen Lose aus dem Eimer vor seinem Bauch immer wieder schmackhaft in die Höhe.
Joshua zwängte sich durch die schreienden und heulenden Kinder vor der Losbude hindurch , und dann hörte er auch schon den Gong vom Hau-den-Lukas-Turm. Der dickbäuchige Besitzer mit dem gekräuselten Schnauzbart hatte gerade keine Kundschaft und so schwang er selbst den großen Holzhammer immer wieder auf seinen leuchtenden Turm, um auf seine Attraktion aufmerksam zu machen. Immer wenn es laut klingelte, hob er anschließend seinen Hut und schaute verzweifelt nach Kundschaft suchend um sich. Dann wischte er sich mit einem weißen Tuch die Schweißperlen von der Stirn und pustete einen Moment durch, ehe er kurz darauf wieder seinen Hammer hob und weiterhämmerte.
Joshua lief noch ein kleines Stück weiter und fand schließlich ein kleines freies Plätzchen genau zwischen dem grünen Sauregurkenstand und dem gelben Maiskolbenwägelchen. Aus dem überdimensionalen Maiskolben dampfte und zischte es, und der hagere Koch wedelte mit seiner weißen Mütze hektisch hin und her.
Der dicke Gurkenwagenbesitzer auf der anderen Seite beugte sich aus seiner riesigen, grünen Behausung hervor und beäugte Joshua mit grimmigen Blicken, wobei sich seine buschigen, schwarzen Augenbrauen neugierig nach oben wölbten. Er trug eine Schürze, die grün-braun befleckt war und kaute lustlos auf einer seiner sauren Gurken herum.
Joshua grüßte ihn höflich, aber der dicke Besitzer zog sich unhöflich wegblickend wieder
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