Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)

Plüschtierschweinchen in die Höhe. Er kündigte auf dramatische Weise an, dass er das rosafarbene Schweinchen nun verschwinden lassen wolle. Behutsam stellte er das Schweinchen auf den Klapptisch und zog mit seinem Zauberstab mehrere Kreise, wobei er geheimnisvolle Zauberformeln vor sich hinmurmelte. Dann stülpte er den schwarzen Zylinderhut über das Schwein, tippte mit seinem verlängerten Arm dreimal auf den Hut und hob ihn dann langsam wieder. Unter ihm kam das rosa Schweinchen wieder zum Vorschein. Das Publikum entgegnete dem vermeintlichen Misslingen teils mit bedauerlichen, teils mit erstaunten Ausrufen.
    „Es klappt nicht immer. Es ist , wie gesagt, kein einfacher Zauber. Besonders Schweine lassen sich ungern hinfortzaubern, aber das lässt sich einfach lösen. Ich werde das Schwein zuerst in ein Huhn verwandeln und dann werde ich es verschwinden lassen.“
    Er setzte den großen Zylinderhut wieder auf das Schweinchen und tippte fünfmal auf den Hut, während er einen weiteren Zauberspruch aufsagte.
    „ABRAKADABUUN, MACHE AUS DIESEM SCHWEIN EIN HUHN!“
    Als er den Hut langsam lüftete, kam ein dickes, gelbes Plüschtierhuhn mit einem rosafarbenen Kringelschwanz zum Vorschein. Joshua tat vollkommen überrascht, während die Kinder fröhlich lachten und gackerten.
    „Das ist ein sehr dickköpfiges Schwein“, meinte Joshua und zog an dem kleinen Kringelschwanz. „Nun ist es ein Schweinehuhn und Schweinehühner lassen sich nur von großen Zauberern verwandeln. Ich muss mich zunächst etwas größer zaubern.“
    Joshua ging um den Tisch herum und schaute nach oben.
    „Großer Göttermagus, hört mich an und kommt heraus aus eurem Wolkenheim. Ich brauche eure Hilfe, denn ich muss größer sein!“, rief er in den Himmel und ließ hinter seinem Rücken eine große Knallerbse auf den Boden fallen. Es gab einen lauten Knall und während Rauchschwaden seine Füße einnebelten, stieg er auf die eingenähten Stelzenbeine seiner Hose. Als er um den Tisch herumging, war er gute dreißig Zentimeter größer und die Kinder verstummten vor Verblüffung.
    „Der große Göttermagus schein t heute gut gelaunt zu sein“, sagte er und zeigte seine langen Beine. „So sollte der Zauberspruch gelingen.“ Er stakste zurück zum Tisch und stülpte den Zylinderhut erneut über das Schweinehuhn. Sein Zauberstab blitzte auf, als er ihn über dem Hut kreisen ließ und einen weiteren Spruch von seinen Lippen ließ. Dann hob er den schwarzen Hut vorsichtig nach oben, und zum Erstaunen aller war das Schweinehuhn diesmal tatsächlich verschwunden. Triumphierend riss Joshua die Arme hoch und nahm einen lauten Applaus in Empfang. Er genoss den Moment und verbeugte sich mehrmals auf seinen künstlichen Beinverlängerungen.
    N och während er sich feiern ließ, sah er plötzlich im Augenwinkel, wie ein kleines Geschoss auf ihn zuflog. Im letzten Augenblick erkannte er, dass es eine Walnuss war. Er wollte sich zur Seite werfen, aber es war zu spät, und die Nuss prallte mit großer Wucht gegen seinen Kopf. Er ruderte hilflos mit den Armen umher, dann verlor er vollends das Gleichgewicht und fiel krachend auf den Klapptisch, welcher unter dem Gewicht ächzend zusammenbrach.
    Auf dem Boden verhedderte er sich in den unsichtbaren Fäden des Papiermännchens, wobei die langen Stelzen unter seinem Gewand zum Vorschein kamen. Dann rollten auch noch die Spielzeugmäuse unter dem falschen Perserteppich ratternd heraus.
    Während die Kinder unbarmherzig lachten, fing plötzlich auch noch die Plastikblume an seinem Kragen an, mit Wasser zu spritzen. Er musste bei seinem Befreiungsversuch aus Versehen auf den kleinen Knopf in seiner Tasche gekommen sein.
    Dann kullerte der schwarze Zylinderhut vor den Augen Joshuas über den Boden , und als er kopfüber liegen blieb, zwängten sich langsam das rosafarbene Plüschtierschwein und das dicke Plüschtierhuhn mit dem Kringelschwanz aus dem doppelten Boden des Zylinders heraus. Die Kinder verstummten und waren fassungslos, als sie das Schwein sahen. Eben hatten sie noch geglaubt, dass vor ihnen ein echter Zauberer gestanden hatte, und nun brach eine kleine Welt für sie zusammen. Mit säuerlichen Blicken durchlöcherten sie den falschen Zauberer, der noch immer mühselig versuchte, sich aus den Schlingen des Papiermännchens zu befreien.
    Zu allem Überdruss fielen in jenem Moment vereinzelte Regentropfen vom Himmel. Es passte irgendwie zu der ganzen Situation, fand Joshua.
    Ungläubig schaute er um