Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Lord, wir sind siegreich vom Felde gegangen“, sagte er scherzhaft.
„Mensch Peter, du bist ja ein richtig guter Schwertkämpfer“, schnaufte Tom staunend. „Dein Gegner war ja ein richtiger Muskelprotz und du hast einfach Kleinholz aus ihm gemacht!“
Nun wurde Peter gar ein wenig verlegen. „Ich habe mal einen Anfängerkurs im Fechten gemacht. Ich glaube, das hat mir heute zum Sieg verholfen. Ihr beide habt euch aber auch wacker geschlagen.“
„I ch habe nur verloren, weil Joshua sich unsportlich verhalten hat, das möchte ich noch einmal betonen“, sagte Tom.
Ein paar Momente später ertönte der Gong dreimal hintereinander. Meister Watashi bedankte sich bei allen Teilnehmern mit einer tiefen Verbeugung und beendete den Unterricht mit einem kurzen Satz: „Ich fleue mich schon auf die nächste Stunde mit euch, Sayounara.“
Erleichtert nahmen die Kinder ihre Lederrüstungen, Schienbein- und Ellenbogenschoner ab und verschwanden in den Umkleidekabinen.
Eine halbe Stunde später standen die Kinder aus dem Haus Menelnius vor einer Tür aus dickem Schwarzholz mit der Beschriftung: < Kristallkunderaum I >. Der Raum befand im Nordteil des Schlosses, so wie auch fast alle anderen Schulräume. Was den Ort des Raums aber besonders machte, war, dass er sich ganz oben in einem recht schmalen Turm befand. Durch die Buntglasfenster, die überall an den Seiten der Wendeltreppe ins Mauerwerk gelassen wurden, konnten die Kinder nur erahnen, in welch schwindelerregender Höhe sie sich bereits befinden mussten.
Mrs. Hobbingons kam fünf Minuten zu spät, was sehr ungewöhnlich für sie war, da sie sonst immer überpünktlich war. Sie eilte mit großen Schritten die lange Wendeltreppe hinauf. Dicht an ihre Fersen hatte sich eine der laufenden Truhe geheftet. Die Hauslehrerin entschuldigte sich für die Unpünktlichkeit und sagte kurz und knapp, dass ein kleiner Zwischenfall der Anlass für die Verspätung wäre.
Mit einem großen , schwarzen Schlüssel schloss sie die Tür auf, die daraufhin wie von Zauberhand nach innen aufschwang. Die laufende Truhe drängelte sich vor und stürmte als erste hinein, anschließend die zweite Schuldirektorin. Die Schülerinnen und Schüler folgten und betraten einen dunklen, runden Raum, an dessen Decke mehrere Buntglasfenster mit hübschen Mustern ein wenig Licht spendeten.
Nachdem die Klasse erwartungsvoll Platz genommen und sich auch die laufende Truhe ein ruhiges Plätzchen gesucht hatte, holte Mrs. Hobbingons aus dem Schließfach des Lehrerpults einen faustgroßen, gelblich schimmernden Stein heraus und hielt ihn in die Höhe.
„Liebe Schülerinnen und Schüler, willkommen zum Kristallkundeunterricht.“ Die stellvertretende Schuldirektorin zog ihren Zauberstab, ließ ihn über dem Kristall kreisen und sagte eine kurze Zauberformel auf: „Sesam Ovinipus!“
Im gleichen Moment strömte gelbes Licht aus dem Kristall und erhellte den ganzen Raum, als ob jemand auf den Lichtschalter gedrückt hätte. Ein ausgedehntes „Oooh“ ging durch den Raum. Der Kristall war nun beinahe durchsichtig, fast wie ein Bernstein.
„Kristalle sind die ältesten Magieträger, die es seit Menschengedenken gibt“, erzählte sie und senkte den leblos wirkenden Kristall. „Magie und Zaubersprüche können sich ein Leben lang in Kristallen aufhalten, es kann aber auch sein, dass sie schon wieder nach ein paar Sekunden schwinden und den Kristall wieder verlassen. Es gibt unzählige verschiedene Arten von Kristallen und es gibt sie in den verschiedensten Größen und Farben. Nicht alle sind magisch, aber die meisten. Einige tragen von Natur aus Magie in sich, andere wiederum, wie dieser Kristall hier, musste erst mit Magie gefüllt werden. Wie das funktioniert, möchte ich euch heute zeigen.“
Mrs. Hobbingons ließ ihren Zauberstab erneut über dem Kristall kreisen und sprach dabei laut und deutlich folgende Worte: „Kakrista Kakrista, Flamolus!“
Ein kleiner, gelblich leuchtender Pun kt löste sich von der Spitze ihres Zauberstabs. Er durchdrang den Kristall und brachte ihn zum Leuchten.
„ Wow “, ging es Joshua durch den Kopf.
„ Kakrista ist das Wort für Kristall in der alten Zauberersprache“, erzählte die ältere Hauslehrerin weiter und stellte den leuchtenden Kristall auf dem Lehrerpult ab. „Flamolus ist der älteste und am häufigsten gebrauchte Zauberspruch. Viele von euch kennen ihn sicherlich schon. Er gehört zu den Lichtzaubersprüchen und erhellt die nähere Umgebung.
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