Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
beginnen sollte, rührte er sich plötzlich und schlug zweimal mit seinem gepol sterten Schläger gegen den Gong. Sein lauter, scheppernder Klang ließ das Stimmengewirr der Kinder abrupt verstummen. Die Schülerinnen und Schüler drehten sich alle zu dem kleinen Bühnenpodest um und warteten gebannt. Der graue Gnom nahm wieder seine versteinerte Haltung ein und hielt seinen Gongschläger senkrecht wie einen Speer nach oben.
„Und ich dachte, das i st eine Puppe“, sagte Peter verblüfft.
„ Ein echter Gnom “, dachte Joshua begeistert. Er hatte über diese kleinen Wesen im Tagebuch der alten Zauberer gelesen. Sie lebten in den Wäldern Zomanas, beherrschten eine primitive Sprache und ernährten sich von Waldfrüchten, soweit er sich richtig erinnern konnte. Er beschloss, das Kapitel über Gnome am Abend noch einmal durchzulesen…, aber da rückte ihm wieder in den Sinn, dass ihm das Buch ja gestohlen wurde.
„Ist das dieser Mister Wahatschi?“, fragte Tom und rückte seine Brille gerade. „Der ist aber klein.“
„Erstens heißt unser Lehrer Watashi und zweitens ist das ein Gnom, Tom“, antwortete Peter besserwisserisch. „Das ist mit Sicherheit nicht unser Lehrer“, fügte er noch hinzu.
„Und wo ist der dann, du Schlaumeier?“
Zwei Sekunden später wurde Toms Frage beantwortet, denn in jenem Moment trat ein kleiner Halbling hinter dem mächtigen Gong hervor, ganz zum Erstaunen der Kinder, denn die meisten hatten eigentlich einen großen, breitschultrigen und muskelbepackten Hünen mit einem furchteinflößendem Zweihänder in der Hand erwartet. Der Halbling hingegen war alles andere als muskulös und kräftig, und sah auch nicht gerade wie ein Held aus. Halblinge waren ohnehin schon klein und schmal gebaut, aber dieser wirkte gar dürr und zerbrechlich. Sein Leib war schmächtig, und seine Arme und Beine waren dünn und zartgliedrig. Er hatte dunkelschwarzes Haar und trug es zu einem Pottschnitt. Sein Gesicht war breit und eierförmig, seine Haut gelblich und seine Augen schlitzförmig, wie die eines Chinesen.
Während der schmächtige Halbling langsam zum vorderen Teil der Bühne schlich, begutachtete er die große Schülerschaft. Seine Hände hatte er dabei auf dem Rücken verschränkt und sein langes Gewand flatterte sanft im lauen Wind. Es wurde durch einen breiten, goldbraun verzierten Gürtel gehalten und hatte ein hübsches Blumenmuster. Er sah aus wie ein kleiner Samurai-Kämpfer, fand Joshua.
„Dieser kleine Wicht soll unser Lehrer sein?“, fragte Tom skeptisch und verzog mürrisch die Mundwinkel. Eine Gruppe Halblingskinder, die vor ihnen standen, drehten sich um und warfen ihm verärgerte Blicke zu. Als sie sich wieder abwandten, fügte Tom etwas leiser hinzu: „Mal ganz im Ernst, der sieht nicht gerade wie ein gefährlicher Schwertkämpfer aus, oder? Also, ich habe mir eher einen Lehrer vorgestellt wie He-Man oder Conan dem Barbaren oder so…“
„ Konnichiwa, seid geglüsst“, rief der Halbling von seinem Podest hinunter. „Mein Name ist Watashi und ich bin euel Lehlel in del Schweltkunst, sozusagen euel Schweltmeistel!“
„Warum spricht der denn so komisch“, fragte Tom leise.
„Ich glaube, einige Chinesen können das R nicht richtig aussprechen“, antwortete Peter.
„ Ich bin Japanel und komme vom östlichsten Zipfel Asiens“, fuhr der Schwertmeister fort.
Tom warf Peter einen wichtigtuerischen Blick zu und fre ute sich, dass der neunmalkluge Blondschopf einmal nicht recht hatte.
„Er ist also gar kein Chinese “, sagte er, wobei er eine große Bedeutung auf das letzte Wort legte. „Er ist Japanel .“
Peter rollte mit den Augen . Er überlegte kurz, ob er Tom korrigieren sollte, aber er ließ es dann.
Der Halblingsjapaner stieg langsam die Treppen des Podests hinunter. „Ihl weldet in meinem Untellicht lelnen, wie man mit dem Schwelt kämpft. Einige von euch welden denken, walum mit dem Schwelt kämpfen, wenn ihl doch allesamt Zaubelel seid?“ Er musterte die Kinder inbrünstig, als er an ihnen vorbeischritt. „Ich sage euch, ihl weldet euel Schwelt ilgendwann blauchen, denn die Magie wild auch euch einmal im Stich lassen, und wenn sie es tut, dann seid floh, dass ihl ein Schwelt dabei habt.“
Nach seiner kleinen Ansprache, bei der sich bei einigen Kindern die Nackenhaare sträubten, schickte er die bunt durcheinander gewürfelte Schülerschaft erst einmal in die Umkleidekellerräume neben dem Platz.
Jeder Schüler hatte seinen eigenen kleinen,
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