Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
lösten sich die Brüder wieder aus ihrer Umklammerung. Zalantimo trat vor und schloss den Zwerg ebenfalls in die Arme.
„Alfons“, sagte Frodol gerührt und drückte auch ihn so fest er konnte an sich.
Nachdem sich das ungleiche Paar wieder voneinander gelöst hatte, warf Frodol einen verwunderten und verheulten Blick auf die drei Jungen, die noch im Eingang standen.
„Und wer sind diese drei Knaben, ho?“
„Oh, das will ich dir sagen“, antwortete Zalantimo und versuchte, seiner zittrigen Stimme wieder ein wenig mehr Kraft zu verleihen. „Das sind Zauberschüler des ersten Jahrgangs der Wahanubusschule: Peter Perryson, Tom-Rupert… äh… Waddeldings und Joshua Fantasio.“
Tom machte ein leicht enttäuschtes Gesicht, weil Zalantimo sich a n seinen Namen nicht erinnerte. Als der Zwerg den Namen Fantasio hörte, wurden seine Augen größer.
„ Fantasio sagst du, ho? Kalito?“ Zalantimo nickte. Frodol lächelte überglücklich und torkelte mit seinen für einen Zwerg viel zu dünnen Beinen auf den Knaben zu. Als er vor dem jungen Zauberschüler stand, schaute er ihn inbrünstig und gründlich an.
„Ho, du bist es tatsächlich, du hast die Augen Mary-Anns! Du hast den Weg hierher also doch gefunden.“
Dann umarmte er ihn g erührt, als sei er sein eigener Sohn. Er klopfte Joshua ein paar Mal schwach auf die Schulter und versuchte, seinen krummen Rücken dann ein wenig gerader zu machen.
„Ich habe viele … Fragen, ho“, sagte Frodol. „Und… ihr habt wahrscheinlich genauso viele Fragen wie ich.“
Frodol schniefte einmal und konnte sein Glück gar nicht fassen.
„Wir gehen erstmal weg von hier, mein Bruder, und suchen uns einen gemütlicheren Platz“, sagte Toimgil und stützte Frodol.
Auf der Rückfahrt waren alle in Schweigen gehüllt, obwohl ihre Köpfe voller Fragen waren, aber sie wollten dem sichtlich geschwächten Frodol noch ein wenig Zeit zur Erholung geben. Nur Tom flüsterte und tuschelte ununterbrochen mit Peter. Frodol schaute während der Bahnwagenfahrt glücklich lächelnd zwischen Toimgil, Joshua und Zalantimo hin und her. Der Halblingsbankier war über den Zwerg, der plötzlich mit aus der Schatzkammer gekommen war, zwar mehr als verwundert gewesen, aber er sagte nichts dazu und blieb höflich zurückhaltend.
Als sie die Drachgoldbank verließen und Frodol unter freiem Himmel stand, atmete er erst einmal tief durch und nahm eine kräftige Brise Frischluft; er musste dabei seine Augen zusammenkneifen, denn das grelle Licht blendete ihn und seine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Helligkeit. Er musste eine lange Zeit in der Dunkelheit der Schatzkammer eingesperrt gewesen sein, dachte Joshua.
Zalantimo entschied, dass es für Frodol wohl erst einmal das Beste wäre, wenn er hier in Luum ein paar Tage bleiben würde, bis er wieder bei Kräften sein würde. Frodol hatte keine Einwände und so brachten sie den Zwerg erst einmal im Turm des Luumer Zauberrats unter. Auch dort, im größten Turm der Stadt, war Frodol durchaus bekannt. Gleich mehrere Halblingsfrauen kümmerten sich um ihn. Frodol bekam ein eigenes Zimmer mit Meerblick und saubere Kleidung. Da Zwerge im Luumer Ratsturm allerdings sehr seltene Gäste waren und es auch keine Zwergenschneidereien in Luum gab, musste er sich erst einmal mit Halblingsbekleidung begnügen, aber das machte ihm gar nichts aus, denn von seiner abgemagerten Statur glich er im Moment sowieso eher einem Halbling als einem Zwerg.
Gleich nach seiner Ankunft nahm er erst einmal eine heiße Dusche und wusch sich den ganzen grauen Dreck vom Körper. Anschließend traf er sich mit Toimgil, Zalantimo und den drei Zauberschülern in der Eingangshalle des weißen Turms. Er trug ein Halblingskostüm in verschiedenen Blautönen, sein Bart glänzte rubinrot – fast so wie früher, wie Toimgil meinte -, und er hatte auch schon wieder ein wenig Farbe im Gesicht bekommen.
Eine Viertelstunde später saßen Toimgil, Frodol, Joshua, Tom, Peter und Alfons im Teehaus des Ratsturms. Die kleine, aber feine Gastschänke befand sich im siebenten Stockwerk. Von hier aus hatten die Reisenden einen wunderschönen Ausblick über die Dächer Luums und über das Himmelmeer, das dahinter lag.
Im Teehaus glänzte fast alles in weißer Pracht. Die Stühle, Sessel und Sofas waren mit weißem Leder bezogen, die Tischdecke und die darauf stehenden Blumen und urigen Pflanzen strahlten ebenfalls in sattem Weiß, über den großen Rundfenstern hingen weiße Gardinen,
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