Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
erheben konnte, und so redete Bernhard einfach weiter. „Mein lieber Sohnemann“, fuhr er betont langsam fort und legte eine Hand auf die Schulter seines Sohnes.
Joshua kroch die Neugier den Hals hinauf. Völlig gleich, was nun auf ihn zukommen würde, er hatte immer schon damit gerechnet, dass seine Zieheltern ihm nicht alles über ihn erzählt hatten. Auf unerklärliche Weise war er sich allerdings relativ sicher, dass es nichts Schlimmes sein würde.
„Du bist nun fast dreizehn Jahre alt und damit alt genug, um zu erfahren, woher du kommst.“ Sein Ziehvater schaute ihn wankelmütig an. „Das heißt, ich weiß es eigentlich gar nicht.“ Während er nach den richtigen Worten suchte, fuhren seine Pupillen fahrig hin und her. Mathilda, die sich aus ihrer kurzen Starre schon wieder gelöst hatte, schaute ihren Sohn ein wenig mitleidig an. „Du kommst zumindest nicht aus einem Waisenhaus, soviel kann ich sagen. Das haben wir erfunden, damit du dir keine Sorgen machst. Nein, denn in Wirklichkeit hast du an einem regnerischen Sommertag in einem kleinen Korb vor unserer Tür gelegen, eingewickelt in einem weißen Tuch. Es war kein Brief dabei, nur das alte Tagebuch lag noch in dem Körbchen. Das ist eigentlich schon alles, was wir über dich wissen, mein lieber Sohnemann.“
Joshua hatte eigentlich mit einer ausführlicheren Erklärung gerechnet , aber diese war ihm auch recht und schockierte ihn nicht einmal. Aus einem merkwürdigen Gefühl heraus, welches er schon seit einiger Zeit in sich trug, war es ihm schon länger klar gewesen, irgendwoanders herzukommen.
„Wir hatten uns immer ein Kind gewü nscht, und da schien es, als ob du einfach vom Himmel gefallen wärst“, sagte Mathilda und ihr liefen ein paar Tränen über die Wangen.
„Starke Geschichte , Mr. Lightfoot!“, sagte Tom mitgerissen. „Vielleicht bist du ja ein Außerirdischer, Josh!“
Joshua schmunzelte und hatte die neue Geschichte schon wieder halbwegs weggesteckt. „Ist in Ordnung“, sagte er schließlich zu seinen Eltern. „Irgend so etwas hatte ich mir sowieso schon gedacht, auch wenn es immer nur so ein Gefühl war.“
„Mehr wis sen wir leider auch nicht über dich“, erwiderte seine Mutter noch einmal kopfschüttelnd und drückte Joshua ganz fest an sich. „Die umliegenden Waisenhäuser haben keine Kinder vermisst, und so haben wir entschieden, dich einfach bei uns aufzunehmen und großzuziehen…“
Joshua war mit seinen Gedanken schon wieder ganz woanders. „Ich muss den Piraten wiedersehen!“, sagte er. „Als er meinen Zauberkoffer mit der magischen Schrift sah, hat er ganz große Augen bekommen. Er schien ganz genau zu wissen, was der Name Kalito bedeutet. Er weiß bestimmt, wer ich bin und woher ich komme. Aber wo soll ich nach ihm suchen?“
„Der Papagei weiß bestimmt , wo der Pirat steckt“, meinte Tom. „So unheimlich er auch sein mag, wahrscheinlich kann nur er uns bei der Suche weiterhelfen.“
„Aber er ist weggeflogen und wer weiß, ob er jemals wiederkommt“, sagte Joshua.
„ Also, ich bin froh, dass dieser schreckliche Papagei nun endlich fort ist“, seufzte Mathilda. „Der hat uns schon genug Ärger eingebrockt! Der kommt mir nicht noch einmal ins Haus! Außerdem bekommen wir ja heute Geburtstagsbesuch von Tante Daisy und Onkel Homer! Ich hoffe, das habt ihr nicht vergessen! Und da möchte ich nicht, dass so ein verlauster Vogel auf unserem Dach hockt. Da sollten wir alle ein gutes Bild von uns abgeben.“
„Keine Angst, das kleine Ungeheuer ist über alle Berge“, sagte der alte Lightfoot hochnäsig. „Mann, das war vielleicht ein Kampf! Ihr könnt mir glauben, der wird hier so schnell nicht wieder auftauchen. Aber keine Bange, mein Sohnemann, ich bin ein hervorragender Fährtenleser. Diesen Piepmatz brauchen wir nicht, um den Piraten zu finden. Zusammen mit meinen Großvater Paul habe ich in Afrika Zebras und Heuschrecken verfolgt. Diese Tiere sind immer gut getarnt, und man muss immer auf der Hut sein. Einen Piraten in einer Kleinstadt aufzuspüren, ist eine Kleinigkeit für mich, mein Sohnemann!“
„Ach, ist das alles aufregend“, fand Mathilda und fühlte mit der flachen Hand über ihre erröteten Wangen. „Ich mache uns erst einmal eine Tasse Beruhigungstee.“
„Ja, und ich bestelle den Kammerjäger wieder ab, den brauchen wir jetzt nicht mehr“, sagte Bernhard glücklich und wollte gerade anfangen ein Liedchen zu singen, als plötzlich ein wütender, krächzender Schrei von
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