Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
und grüne Federn herum.
Bernhard hatte diesmal scheinbar nicht übertrieben mit seiner Gesc hichte, dachte Joshua.
Sein Blick fiel auf ein einziges, großes Buch, welches aufgeschlagen auf seinem Bett lag. Es war das Tagebuch der alten Zauberer! Die erste Buchseite, dort, wo das kleine Gedicht und die magischen Zeichen seiner Mutter niedergeschrieben waren, war aufgeblättert. Joshua klappte es rasch wieder zu und presste es eng an seine Brust.
Kurz darauf betraten auch Tom, Bernhard und Mathilda das verwüstete Zimmerchen.
„Woah! Was ist denn hier passiert?!“, rief Tom ha lb begeistert, halb entsetzt.
„Hier hat das wahnsinnige Gemetzel stattgefunden!“, erzählte der Hausherr heldenhaft. „David gegen Goliath, aber diesmal hat Goliath gewonnen.“ Bernhard verlieh seiner stattlichen Statur noch mehr Größe, indem er tief einatmete und seinen Rücken anmaßend streckte. „Zuerst saß er ganz friedlich auf deinem Bettchen und hat in diesem Buch gelesen.“ Sein Zeigefinger deutete auf das Tagebuch in Joshuas Händen. „Ich habe noch nie einen Vogel gesehen, der lesen kann. So etwas Verrücktes! Zeile für Zeile ging sein Kopf die Seite hinunter, und er hat sich von mir gar nicht stören lassen. Also habe ich mich langsam an ihn herangepirscht, doch als ich ihn mir schnappen wollte, hat er sich umgedreht und seinen Schnabel weit aufgerissen. Er hat wieder zu mir gesprochen und etwas von einem verlorenen Kind namens Kalilo oder so gefaselt, das nun endlich gefunden worden ist. Aber dann griff er an! Es ging hin und her, von einer Ecke in die andere. Mal hatte er die Oberhand und mal ich, aber dann habe ich ihm eine harte Rechte verpasst, so dass er im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich Federn lassen musste, das kann ich euch sagen! Und dann ist er durch das Fenster geflüchtet. Er hat mächtig Glück gehabt. Er gab noch einen langen, klagenden Schrei von sich - dann verschwand er in den weißen Wolken.“
„D as muss der unheimliche Schrei gewesen sein, den wir im Wald gehört haben!“, sagte Tom zu seinem Freund, aber Joshua schaute ganz nachdenklich in die Luft und schien Tom gar nicht gehört zu haben. Er umklammerte das Buch so fest, als wäre es ein Teil seines Körpers. „Ist das das Zauberbuch deiner Mutter?“, fragte Tom.
Joshua nickte. „Ja, und der Pirat konnte die Zauberschrift darin lesen. Sie bedeutet: .“
„Kalito!“, sagte Bernhard aufgeregt. „Das war der Name, den der Papagei gesagt hat.“ Er hielt einen Moment inne. „Aber das bedeutet ja, dass der Papagei mit dem verlorenen Kind…“
Bernhard brach mitten im Satz ab , schaute nachdenklich auf seinen Sohn und kratzte sich an seinem weißen Kopfverband.
„ …mich gemeint hat“, vervollständigte Joshua schließlich den Satz. „Es scheint so, als ob ich mit dem verlorenen Kind gemeint bin.“
Tom machte einen Moment dicke Backen und verstand noch nicht so recht, was das alles zu bedeuten hatte.
„ Ich versteh überhaupt nichts mehr, Josh“, sagte er verworren. „Also heißt du in Wirklichkeit Kalito ?“
„ Es scheint so“, antwortete Joshua. „Meine leibliche Mutter hat mich scheinbar auf den Namen Kalito getauft, wenn es denn stimmt, was der magische Piratenkapitän und der Papagei gesagt haben.“
„Und warum hat der Papagei gesagt, dass du das verlorene Kind bist?“ , stocherte sein Kumpel weiter.
„Das wüsste ich auch gerne. Vielleicht hätte der Papagei es mir sagen können …“
„Ach , mein Joshi, du bist nicht verlorengegangen“, sagte Mathilda theatralisch und schloss ihn fest in die Arme. „Außerdem können Papageien gar nicht sprechen. Er hat bestimmt nur irgendetwas nachgeplappert.“
„Ich bin doch nicht bekloppt !“, fuhr Bernhard barsch dazwischen. „Der Papagei hat zu mir gesprochen und zwar schon das zweite Mal!“
Mathilda warf ihrem Mann einen mahnenden Blick zu. „Bernilein, Papageien können nicht sprechen. Du bist gestern auf den Kopf gefallen und hast dir das bestimmt nur eingebildet.“
„Mein liebes Honigkuchenpferd! Jetzt bin ich mal an der Reihe! Es wird so langsam Zeit, dass unser Sohnemann endlich erfährt, wie er wirklich zu uns gekommen ist!“
„ Also doch !“, dachte Joshua überrascht und dennoch nicht ganz so verwundert; sein Herz begann schneller zu schlagen. Also hatten sie ihm doch nur die halbe Wahrheit erzählt…
Mathilda war so baff von Bernhards kleinem Wutanfall, dass sie so schnell gar keine Einwände
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