Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
geblieben.“
„Und wenn er dir doch heimlich gefolgt ist…“, zog sein Freund mit bangem Blick in Betracht. „Vielleicht hockt er ja auch gut versteckt in einer der grünen Tannen und belauscht uns die ganze Zeit“, befürchtete er und schaute ängstlich um sich. Joshua tat es ihm gleich und zog den Kragen seiner Jacke etwas enger. „Er könnte uns die ganze Zeit beobachtet haben und nur auf den richtigen Zeitpunkt warten, um uns die Augen auszukratzen.“
„Tom, du schaust zu viele Horrorfilme“, antwortete Joshua, und dennoch stieg in ihm plötzlich ein ganz mulmiges Gefühl auf.
„Aber wenn er uns noch nicht gefunden hat, dann sollten wir lieber ganz leise sein...“, schlug Tom vor und verfiel dabei in einen Flüsterton.
Die Büsche und Gräser warfen tanzende schwarze Schatten, und die Waldgeräusche, das Knacken und Ächzen der Bäume um sie herum schienen auf einmal viel lauter geworden zu sein.
Plötzlich wehte ein langgezogene s, klagendes Krächzen über das Wäldchen hinweg! Joshua und Tom erstarrten und ihnen stockte der Atem. Der Vogelschrei ging ihnen durch Mark und Bein. Er kam aus weiter Ferne, aber er war Joshua wohlvertraut, und Tom musste keine Gedanken lesen können, um zu erahnen, woher und von wem der Schrei kam.
„Vielleicht sollten wir jetzt doch lieber umkehren und nach Hause gehen“, meinte Joshua unbehaglich. Sein dicker Kumpel hatte keine Einwände.
Auf dem Rückweg redeten sie nicht viel miteinander. Die Angst hatte sie zum Schweigen gebracht , und mit ihr im Nacken gingen sie mit schnellen Schritten zurück. Ihre Augen waren stets auf die hohen Baumkronen gerichtet und immer, wenn ein Vogel aus den wackelnden, grünen Wipfeln in die Luft aufstieg, hielten sie kurz den Atem an. Ein grüner Papagei war glücklicherweise nicht dabei.
Erst als sie wieder die ersten Reihen der gemütlichen Fachwerkhäuser des Brookmanns Parks erreichten, brachen sie ihre Schweigsamkeit wieder und unterhielten sich noch eine ganze Weile über den magischen Kapitän und seinen kleinen unheimlichen Begleiter.
Schließlich erreichten sie den alten Jahrmarktplatz. Vorgestern standen hier noch buntleuchtende Buden mit lauter Musik. Joshua konnte den Duft der honigsüßen Waffeln noch immer riechen, obwohl auch der Bäckereiwagen schon längst weggefahren war.
Vorsichtig warf Joshua einen Blick auf sein Elternhaus . Tom drückte seine Brille fest auf die Nase, und Max hob seinen Hals in den Nacken. Ihre Augen wanderten vom Dachfirst des Hauses bis in den kleinen Vorgarten, aber der Papagei war nirgendwo zu sehen, und auch das verdächtige Quaken war nicht zu hören; er schien fort zu sein.
Behutsam pirschten sie um das Haus herum. Auch in der Gartenanlage hinter dem Haus war das greuliche Federvieh nirgends zu sehen. Nun traute sich auch Max, seine Ohren wieder aufzustellen und sich allein umherzubewegen. Kurz darauf kamen Bernhard und Mathilda aus dem Haus. Der alte Lightfoot hatte ein breites Siegeslächeln im Gesicht und schlug einmal klatschend seine Hände zusammen.
„Hallo , ihr beiden! Ist das nicht eine herrliche Stille?“, fragte er, stemmte seine Arme in die Hüften und schaute fröhlich um sich. „Ich habe die grüne Bestie besiegt, und zwar ganz allein!“
„Ist der Papagei tot?“, fragte Tom aufgeregt.
„Nein, tot ist er nicht, aber er hat endlich eingesehen, wer von uns beiden der Stärkere ist. Es war ein Teufelskampf, das kann ich euch sagen, ein richtiges Gefecht, ein schrecklicher Kampf um Leben und Tod! Es gelang mir schließlich, ihn in die Ecke zu treiben und dann in die Flucht zu schlagen!“
Während Tom begeistert zuhörte und Bernhards Hang zu Übertreibungen noch nicht so gut kannte, wurde Joshua immer skeptischer. „Du hast ihn in die Ecke getrieben? War der Papagei etwa im Haus?“
„ Ja, er war in deinem Zimmer! Das Ungeheuer muss durch dein offenes Fenster hereingekommen sein…“
Den letzten Satz hatte Joshua nur noch halb gehört, denn da war er schon losgerannt, um zu sehen, ob sich seine Schätze in seinem Zimmer noch an ihren Plätzen befanden.
Seine T ür stand sperrangelweit offen und auf der Innenseite entdeckte er Kratzspuren, die offensichtlich von dem kleinen Vogel stammten. Hinter der Tür bot sich ihm ein kunterbuntes Durcheinander. Eines seiner Bücherregale war umgekippt, die Bücher lagen verstreut auf dem Boden herum, die meisten Bilder hingen schief an den Wänden und die Gardinen waren halb zerfetzt; überall flogen Papierfetzen
Weitere Kostenlose Bücher