Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
keinen Happen mehr gegessen.“
Der Kammerjäger kratzte sich am Kopf und schob seine Augenbrauen zusammen. „Ist das da ein totes Huhn auf dem Dach?“
Bernhard spitzte die Lippen und suchte kurz nach einer passenden Antwort. „Ja, das Huhn kommt vom Wochenmarkt. Ich hab’s ihm vor lauter Verzweiflung hochgeworfen, damit er vielleicht ein wenig isst.“
Tom beugte sich zu Joshua herüber. „Also, im Geschichten erfinden, ist er wirklich klasse!“
„Ja, das kann er gut“, nickte Joshua. „Für Mathilda hat er schon Dinge erfunden, da würde sich dir der Magen umdrehen.“
Die beiden Jungen lachten leise, während der Mann im dem Ganzkörperanzug grübelnd nach oben schaute und sich immer noch uneins war.
„Unser kleine r Polly möchte doch so gerne wieder zurück in sein kleines Zuhause“, jammerte Bernhard und hielt rasselnd den kleinen Käfig hoch.
Der Kammerjäger betrachtete den Tierkäfig etwas genauer und setzte kurz darauf einen argwöhnischen Blick auf. „Ist das da ein Laufrad?“, fragte er verworren.
„Ja – so – ist es“, sagte Bernhard langsam, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
„Was macht ein Papagei mit eine m Laufrad?“
„Damit spielt er gerne“, antwortete Bernhard schließlich kurz und knapp, aber sehr überzeugt. „Er findet es toll, wenn es sich dreht.“
„Also , ich weiß nicht“, sagte der Insektenjäger. „Der Papagei scheint mir nicht normal zu sein. Vielleicht sollten Sie mit ihm doch lieber zu einem Tierarzt fahren, um seine Würmer zu bekämpfen. Wenn wir das Gift nach oben sprühen, würde er entweder benommen oder tot vom Dach fallen, oder der Giftgeruch würde ihn wegscheuchen, und dann würden Sie ihn wahrscheinlich nie wieder sehen.“
Bernhard nickte mitgenommen. „Ja, wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet. Aber das wären alles Optionen, mit denen wir als engste Familienangehörige leben könnten.“
Der Kammerjäger verschränkte seine Arme. „Ich habe zwar bis jetzt noch nicht so ganz verstanden, ob Sie den Papagei nun zurückhaben oder ihn von seinem Schicksal endgültig erlösen möchten, und es geht mich eigentlich auch nichts an, aber ich kann ihnen leider nicht weiterhelfen und….“
Als Bernhard bemerkte, dass das Gespräch gänzlich zu kippen drohte, zog er seinen letzten Joker und steckte dem Kammerjäger einen großen Geldschein in die Tasche.
„Ich kaufe Ihnen die Giftspritze ab.“
„ Ähm, der Giftsprüher darf nur von autorisiertem Fachpersonal bedient werden.“
Bernhard zog noch einen weiteren großen Geldschein aus seiner Hose, wedelte damit kurz in der Luft herum und steckte ihn ebenfalls in den Anzug des Kammerjägers.
„ Dann tun Sie so, als ob Sie den Sprüher einfach hier vergessen haben.“ Bernhard grinste. „Und niemand wird davon erfahren.“
Der Kammerjäger schaute ihn einen Moment besorgt an, aber dann wurden seine Gesichtszüge milder und er willigte schließlich nickend ein. „Seien Sie vorsichtig damit. Sie dürfen das Gift unter keinen Umständen einatmen.“
Der Insektenkenner überreichte den großen, silbern glänzenden Giftsprüher. Die Augen des Hausherrn fingen an zu leuchten, als er das Objekt der Begierde endlich in den Händen hielt.
„Sie sind ein einfühlsamer Mensch, werter Herr, haben Sie vielen Dank“, sagte Bernhard und verbeugte sich.
„Nehmen Sie diese Atemmaske und halten Sie die Sprühpistole immer weit weg von ihrem Körper.“
„Keine Angst “, antwortete der alte Lightfoot hochmütig. „Ich habe während meiner Schulzeit einige Zeit in einer Gärtnerei gearbeitet. Dort gehörte es zur alltäglichen Arbeit, mit Pflanzengiften umzugehen. Machen Sie sich keine Sorgen, das Ding ist bei mir gut aufgehoben.“
Schließlich verabschiedete sich der Kammerjäger mit einem nicht ganz so glücklichen Lächeln und fuhr mit seinem Transporter wieder fort. Bernhard hingegen war nun wieder guter Dinge und packte seine gesammelten Jagdutensilien zusammen. Er warf sich das Schmetterlingsnetz auf die Schulter, klemmte sich den Hamsterkäfig unter den Arm und nahm in die noch freie Hand den neu erworbenen Giftsprüher. Kurz darauf verschwand er glückselig im Haus, wobei er die Giftpistole in seinen Händen mit Verzückung betrachtete.
„Ich weiß nicht so recht, ob das gut enden wird“, sagte Joshua zu Tom.
„Meinst du , er macht jetzt etwas Unüberlegtes?“, fragte sein dicker Kumpel und biss einen kleinen Happen von einem Plätzchen ab, obwohl er eigentlich schon völlig
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