Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
wirklich immer ein wenig pingelig“, flüsterte Tom zu seinem Freund. „Aber sie kann gut backen und kochen, dass muss man schon sagen!“
Er schob sich gleich noch zwei ganze Plätzchen quer in den Mund.
„Ja, wem sagst du das, sie ist absolut einzigartig. Wann bist du denn eigentlich wieder zurück von deiner Geburtstagsüberraschungsreise?“
„ Nicht einmal das haben mir meine Eltern verraten, sie haben mir nicht einmal gesagt, wie lange wir wegfahren. Die haben sich ziemlich merkwürdig verhalten, aber wenn ich wieder da bin, spielen wir gleich eine Runde olympische Winterspiele, okay?“
„Abgemacht, aber nicht vorher allein üben, das zählt nicht.“
„Indianerehrenwort, da kannst du dich drauf verlassen.“
Tom hob schwörend die Hand und lehnte sich zufrieden und gesättigt in den Stuhl zurück. Sein Blick fiel auf den grünen Papagei, der sich auf dem Schornstein eingerollt hatte und gelegentlich ganz leise vor sich hingluckste.
„Jetzt macht der merkwürdige Vogel eigentlich einen ganz friedlichen Eindruck“, fand er.
„Ja, solange man ihn in Frieden lässt, tut er einem scheinbar auch nichts.“
In jenem Moment kamen Bernhard und ein Mann in einem gelben Ganzkörperanzug mit einem großen Giftsprüher um die Ecke des Hauses. Der alte Lightfoot hatte das abgebrochene Schmetterlingsnetz in der einen Hand und in der anderen den Hamsterkäfig aus dem Schlafzimmer.
Tom stellte die Rückenlehne etwas aufrechter und musterte die beiden. „Spitze, jetzt scheint es wieder ein wenig Action zu geben!“, freute er sich und wischte seine Brillengläser sauber.
„Ich hoffe nur, da ss sie es schaffen, den Papagei einzufangen“, sagte Joshua mit gemischten Gefühlen, denn er befürchtete, dass Bernhard mit ihm Schlimmeres anstellen würde, wenn er ihn erst in die Finger bekam, und dann würde er womöglich nicht mehr erfahren, wo der magische Piratenkapitän war, und was es mit Kalito auf sich hatte.
Bernhard gestikulierte wild mit seinen Händen, wobei der Hamsterkäfig laut hin und her rasselte. Er versuchte offensichtlich, dem Mann in dem gelben Anzug irgendetwas zu erklären.
„Ja, aber sie haben nicht erwähnt, dass es sich um einen Papagei handelt“, konterte der Mann störrisch und breitete verzweifelt beide Arme aus. „Das kann ich nicht machen, ich bin ein Kammerjäger und kein Paradiesvogelfänger!“
„Aber unser armer P olly ist doch von Würmern befallen, das habe ich ihnen doch gesagt!“, log Bernhard verständnislos, um den Mann doch noch umzustimmen. „Da müssen Sie doch irgendetwas tun können, oder?“
Durch die Unruhe im Garten wurde der grüne Vogel wieder wach und richtete sich quakend auf.
„Auch wenn Sie sagen, dass ihr P apagei mit Würmern befallen ist; ich kann ihn doch nicht mit Gift einsprühen, das würde ihn vermutlich umbringen.“
„Ach, das wäre nicht so schlimm…“, antwortete Bernhard in Gedanken schwelgend.
„Wie bitte? !“, fragte der Kammerjäger verwirrt.
„Äh, ich meine , das wäre wirklich schlimm!“, korrigierte der Hausherr seinen Patzer schnell. „Andererseits ist das arme Kerlchen schon so lange krank, und er ist sowieso schon so alt. Es wäre eine Erlösung von seinem elenden Dasein. Er isst auch kaum noch.“
Er machte ein gespieltes, trauriges Gesicht und versuchte dabei, wie ein ausgesetzter, einsamer Hund zu gucken. In jenem Moment schüttelte sich der grüne Papagei und streckte seinen Kopf hinunter.
„ KWAAK! POLLY MÖCHTE EINEN KEKS, KWAAK!“
Bernhard lief rot an, als der Kammerjäger misstrauisch eine Brau e hob. „Ja, das sagt er immer, aber er hat Schluckbeschwerden. Das arme Kerlchen“, erklärte er rasch. „Ach, wir werden ihn vermissen, aber Hauptsache, er wird von den Killerwürmern erlöst.“
Joshuas Ziehvater grinste gespielt, während der Kammerjäger den Papagei betroffen musterte und einmal tief durchatmete, wobei sich sein Brustkorb langsam hob und wieder senkte. „So leid es mir für ihren gefiederten Freund tut, lieber Mister Lightfoot, das kann ich nicht tun. Außerdem wirkt das Gift nur in geschlossenen Räumen. Hier draußen müsste man etliche Dosen versprühen, damit da oben überhaupt eine kleine Wolke ankäme.“
„Ach, das bekommen wir schon irgendwie hin“, meinte Bernhard und legte eine betrübte Miene auf. „Sehen Sie sich das kleine Vögelchen doch an. Er ist vollkommen verwirrt und ganz allein da oben auf dem Dach. Seit er gestern aus seinem Käfig ausgebrochen ist, hat er
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