Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
soll der Knabe denn diese Düsterwolken beschworen haben?!“
„Ihr Unterweltler versteht von Zauberei doch überhaupt nichts!“, brüllte Muglus zornig zurück.
„Schweigt!“, rief Alfons dazwischen und warf abwechselnd Blicke zu den Zwergen und Halblingen. Seine Stimme klang diesmal wesentlich dunkler und bestimmter. „Bleibt vernünftig, diese Art von Gerede führt doch zu gar nichts.“
Muglus setzte sich murrend auf seinen Hocker. Alfons schüttelte verzweifelt seinen Kopf und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder dem Jungen.
„Was ist der größte Zauberspruch, den du kennst?“, fragte ihn der alte Zauberer.
Joshuas Herz fing wild an zu klopfen. „Ich kenne keine Zaubersprüche“, antwortete er aufgeregt.
„ Nun sieh sich das einer an: Er trägt das Blut eines großen Zauberers in sich und weiß damit nichts anzufangen!“, spottete Monat Kalipsian. „Das gefällt mir…“
Alfons ignorierte Monats zynischen Kommentar. „Du kennst keinen einzigen Zauberspruch?“, wiederholte er grübelnd. „Nun, das hat der Schrumpfkopf von Mister Gumshoe bereits erzählt. Und auch wenn einige unter uns dem gedankenlesenden Schrumpfkopf nicht trauen oder glauben, ich für meinen Teil tue das. Roger hat uns schon viel über dich erzählt, junger Fantasio, aber eines vermochte er nicht zu sehen, nämlich deine Träume.“ Der alte Magier faltete bedächtig seine Hände. „Als die Düsterwolken am Himmel hingen, hattest du da Alpträume?“
Joshua nickte zögerlich.
„Und was hast du gesehen?“
Joshua fasste seinen Mut zusammen. „Da waren diese schwarzen Wolken am Himmel. Es waren düstere Wolken und sie hatten monsterhafte Gesichter.“
„Und haben sie dich berührt?“, fragte Alfons gespannt.
„Ja, in einem Traum haben die Wolkengesichter mich verschluckt.“
Ausrufe der Erschrockenheit gingen durch den Raum, nur die Zwerge blieben ganz ruhig. Joshua bemerkte, dass auch Benjamin neben ihm einmal tief durchatmete. Auch Alfons Gesicht wechselte die Farbe, aber er versuchte, seine Überraschtheit zu überspielen und redete rasch weiter.
„Nun, das ist interessant“, sagte er gemächlich und verschränkte seine Arme.
„Und äußerst wunderlich“, fügte die geisterhafte Frau neben dem Oberhaupt hinzu. Ihr blasses Hologrammbild flimmerte unruhig. „Irgendjemand hat nach ihm gesucht und schien zu wissen, dass der Junge hier in London ist.“
Alfons schüttelte grübelnd den Kopf. „Ja, das alles ist sehr seltsam. Die Düsterwolken sind wie es aussieht also tatsächlich wegen dem jungen Fantasio hier gewesen.“
Der Ratsvorsitzende fiel wieder in eine nachdenkliche Haltung.
„Was hat das zu bedeuten ?“, sprudelte es aus Joshua mutig heraus.
Etwas überrascht blickte Alfons auf und blinzelte dann freundlich mit den Augen.
„Nun, es kann sehr vieles bedeuten“, antwortete der alte Zauberer bedächtig. „Diese Düsterwolken sind durch einen großen Zauber heraufbeschworen worden. Es ist eine Art Suchzauber, dessen Wirkung mehrere Tage anhält. Soweit wir wissen, verliert sich die Wirkung spätestens nach neun Tagen, aber solange die Zauberkraft anhält, machen sich die dunklen Wolken auf den Weg und suchen nach dem, was ihnen der Beschwörer befohlen hat.
Am Himmelszelt kann man die Wolkengesichter nicht sehen. Sie sind unsichtbar, aber in deinen Träumen nehmen sie Gestalt an. Sie fangen immer dann an zu suchen, wenn du eingeschlafen bist. Sie suchen dich in deinen Träumen, denn nur dort können sie dich finden, und wenn die Wolkengesichter dich berühren, dann haben sie dich gefunden, und dann weiß auch der Beschwörer des Zauberspruchs, wo du bist.“ Alfons zupfte sich an seinem langen Bart. „Wie dir Mister Gumshoe bereits erzählt hat, bist du hier eine Legende, junger Fantasio. Niemand hat mehr geglaubt, dass du noch lebst, und deshalb ist es auch so seltsam, dass jemand nach dir gesucht hat. Irgendjemand muss gewusst haben, dass du doch noch lebst. Irgendjemand hat nach dir gesucht, es fragt sich nur, wer das gewesen ist?“ Er kratzte sich an der Stirn. „Meine alten Gedanken vermögen mir das nicht zu sagen, aber der Schrumpfkopf von Gerrod hat uns erzählt, dass du zum Geburtstag ein Geschenk von deiner Mutter bekommen hast. Ja, eigentlich sind wir davon ausgegangen, dass auch deine Mutter bereits im Himmel ist, aber den neuen Umständen nach zu urteilen, möchte ich es nicht ausschließen, dass sie es gewesen ist, die nach dir gesucht hat und dich auf die richtige
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