Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
sie sich andauernd im Mund. Ich will Bohnen !“
„Roger, du bekommst nichts mehr zu essen“, antwortete sein Herr mitleidlos. „Nach den Pflaumen in Bethanys Kaffeehaus war dir gestern den ganzen Abend schlecht gewesen.“
Roger schnitt eine mitleiderregende Grimasse. „ Du bist so kaltherzig “, schluchzte er herzergreifend.
Gerrod verdrehte die Augen und ließ sich wieder einmal breitschlagen.
„ Also gut, du bekommst noch eine einzige Bohne, dann ist aber Schluss!“, sagte er bestimmt und hob dabei den Zeigefinger.
„ Ja, ich versprech’s, Indianerehrenwort “, schoss es aus Roger heraus. Gerrod gab ihm eine kleine grüne Bohne und Roger sog sie genüsslich schmatzend ein.
Joshua fand das ungleiche Pärchen urkomisch , aber er verkniff sich jegliches Grinsen und versuchte, an etwas anderes zu denken; ihm war es nach wie vor ein wenig unheimlich, dass Roger all seine Gedanken lesen konnte, und er wollte den kleinen Schrumpfkopf nicht verärgern oder beleidigen. Ab und zu schielte Roger zu ihm herüber, und Joshua fragte sich, ob der kleine Schrumpfkopf bemerkte, dass ihm insgeheim zum Lachen zumute war. Wenn er es bemerkte, ließ er es ihn zumindest nicht wissen.
Nach dem Festschmaus wurde vom Kellner, einem hageren Mann in weißem Anzug und mit roter Fliege, eine Art Verdauungsschnaps gereicht. Wie durch Zauberhand flogen die kleinen Gläser vom Tablett über den Tisch und postierten sich vor den Gästen. Auch vor Joshuas Nase schwebte eines der Gläser heran. In den kleinen dickbäuchigen Gläschen blubberten gelbe Flüssigkeiten.
„Das ist Brause sirup“, erklärte Benjamin. „Es hat große Tradition unter den Zauberern.“
„Pures Zuckerwasser!“, sagte Grimbi angewidert und schob das Glas beiseite. „Ein scheußliches Zeug. Da bleibe ich lieber beim Bier.“
„ Dann kann ich ja deinen Brausesirup haben “, meldete sich Roger todernst zu Wort.
Grimbi schob ihm ohne zu zögern das gelblich schimmernde Gläschen zu.
„Roger, du bekommst keinen Sirup!“, erwiderte Gerrod und schob das Glas wieder zurück.
Lachend hoben die Tafelgäste ihre G etränke und stießen fröhlich an. Klirrend prallten die Gläschen aneinander.
„Au f dich, Joshua!“, sagte Benjamin.
„Hoho!“, rief Grimbi und setzte seinen Bierkrug an die Lippen.
Joshua nippte zunächst vorsichtig an seinem Glas; es schmeckte süßlich, wie Brausepulver, dachte er.
Während der gelbe Sirup auf seiner Zunge blubberte, machte sich Joshua über Benjamins Worte Gedanken. Er wunderte sich ein wenig, dass er auf ihn angestoßen hatte, denn das bedeutete, dass er sich mittlerweile schon sehr sicher sein musste, dass der Zauberrat für ihn stimmen würde. Eine endgültige Antwort würde er wohl aber erst bekommen, wenn der Rat zu Ende getagt hatte, und deshalb fragte er auch nicht weiter nach. Aber etwas anderes, das ihm seit einiger Zeit schon im Kopf umhergeisterte, wollte er unbedingt noch beantwortet haben, obgleich er wusste, dass er sich an die Antwort vielleicht morgen früh schon nicht mehr erinnern könnte, wenn der Zauberrat sich gegen ihn entscheiden würde.
„Benjamin, ich habe noch eine Fr age“, sagte er und legte eine nachdenkliche Miene auf.
„Ich hoffe, dass ich sie dir beantworten kann“, antwortete sein Schutzherr.
„Glaubst du, dass meine Mutter, Mary-Ann, noch lebt?“
Benjamin sah kurz auf und senkte seinen Blick dann wieder. „Nun, ich nehme an, dass deine Gedanken sich um die Worte von Alfons Zalantimo drehen?“ Joshua nickte. „Alfons hat zwar gesagt, dass er es nicht ausschließen würde, dass deine Mutter noch lebt, und sie es auch gewesen sein könnte, die die Düsterwolken heraufbeschworen und nach dir gesucht hat, aber auch Alfons selbst hat an seine eigenen Worte nur wenig geglaubt. Ich habe es in seinen Augen gesehen.“
„Und warum hat er es dann gesagt?“, hinterfragte Joshua verwirrt.
„Er hat es wahrscheinlich nur gesagt, weil er es nicht wahrhaben wollte, dass jemand anderes dahinter stecken könnte.“
Joshua senkte seinen Kopf und Bedrücktheit machte sich in seinem Herzen breit.
„Du meinst den dunklen Zauberer Zerzo…“
„Ja!“ , unterbrach ihn Benjamin rasch. „Sprich seinen Namen nicht laut aus.“ Dann faltete er bedächtig seine Hände und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch auf. „Joshua, deine Mutter ist vor zwölf Jahren gestorben. Mister Gumshoe hat dir ja bereits erzählt, dass vor nicht allzu langer Zeit ein Krieg auf Zomana zwischen
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