Joshua Schreck: Fischer. Nur für Jungs (German Edition)
müssen«, unterbrach mich Mom. »Ich bin nur hochgekommen, um für die Zombies etwas zu fressen zu holen. Du weißt ja, wie Zombies werden, wenn man sie nicht füttert. Aber du kannst uns dein Problem ja nachher beim Abendessen erzählen. Okay, Schatz?«
*
Ich war gerade auf dem Weg ins Esszimmer, als ein grüner Arm nach mir grabschte.
»Autsch!«, schrie ich und sprang zurück. Das war kein Arm, sondern ein Ast.
Micus.
»Was macht der denn noch hier?«, brüllte ich.
»Wo soll er denn sonst hin?«, fragte Mom unschuldig. »Wir sind im Haus und Micus ist eine Haus pflanze.«
»Eine Hauspflanze, die heute Morgen versucht hat, mich umzubringen.«
»Micus hat doch nicht versucht, dich umzubringen. Stimmt’s, Micus?«
Ich war mir nicht sicher, aber für mich sah es so aus, als ob der Baum mit den Schultern zuckte.
»Können wir ihn wenigstens in ein anderes Zimmer stellen?«, fragte ich. »In dein Labor oder so?«
»Das Labor hat kein direktes Sonnenlicht.«
»Ich bin sicher, er kommt damit klar.«
»Joshua. Ich habe Monate gebraucht, um Micus zu entwickeln. Er ist ein biologischer Durchbruch.«
Ich sah, wie Micus im Hintergrund ganz stolz nickte, als sie das sagte.
Ungläubig schüttelte ich den Kopf und ließ mich auf den Stuhl fallen, der am weitesten von Micus entfernt stand. Erst hatte mich der blöde Baum in seinem Blumentopf angegriffen. Und dann stellte sich Mom auch noch auf seine Seite.
Während des Essens hatte ich endlich die Gelegenheit, meinen Eltern zu erzählen, was in der Schule passiert war. Während Dad Spaghetti auftat, beschrieb ich das Kribbeln in meinen Fingerspitzen, das Gefühl, als ob Strom durch meinen Körper floss.
»Ich fürchte, ich habe dem Jungen so einen Schlag versetzt, dass er in den Spind geflogen ist«, sagte ich.
Meine Eltern starrten mich an. Eine Nudel rutschte von dem Löffel, den Dad in der Hand hielt. Sie landete neben meinem Teller auf dem Tisch.
»Und das ist nicht alles«, sagte ich. »In letzter Zeit sind noch andere komische Dinge passiert.«
»Was denn?«, fragte Mom.
Ich holte tief Luft. »Neulich habe ich aus Versehen Dinge … explodieren lassen.«
Eine weitere Nudel landete mit einem feuchten Klatsch auf dem Tisch.
»Explodieren?«
Ich nickte.
»Wie lange geht das schon so?«, fragte Dad.
»Erst die letzten paar Monate.«
Dad kratzte sich am Kopf. »Na ja, du bist eben in dem Alter, wo –«
Er schwieg, als Mom sich lautstark räusperte.
»Vielleicht sollten wir das lieber zu einem anderen Zeitpunkt besprechen«, meinte sie.
Ich stieß meinen Teller weg. »Was verheimlicht ihr mir?« Meine Stimme war lauter, als ich gewollt hatte. »Ich weiß, dass irgendwas ist. Ich habe euch letzte Nacht reden hören.«
»Du hast uns gehört?«, fragte Mom.
»Du hast gesagt, dass es da etwas gibt, das ihr mir unbedingt sagen müsst. Etwas, das ich verdient habe zu wissen.«
Mom seufzte. »Wir wollten es dir ja sagen, aber wir wollten auch den richtigen Zeitpunkt abwarten.«
»Es ist völlig verständlich, dass du neugierig bist«, sagte Dad. »Jeder in deiner Situation wäre das. Und wahrscheinlich ist es am besten, wenn du die Wahrheit erfährst, bevor deine besondere Fähigkeit zu stark für dich wird, um sie zu kontrollieren.«
Am Tisch breitete sich ein langes Schweigen aus. Meine Eltern sahen sich an, wie um zu entscheiden, wer jetzt weitermachen sollte. Die Worte meines Dads saßen in meinem Kopf wie ein Stachel. Bevor deine besondere Fähigkeit zu stark für dich wird, um sie zu kontrollieren. Was sollte das heißen?
»Die Wahrheit ist«, sagte Mom, »du bist nicht wie andere Kinder – wie andere Leute . Du bist anders.«
Ich spürte, wie sich meine Schultern anspannten. Es gefiel mir überhaupt nicht, was hier gerade passierte.
»Du bist BEGNADET«, sagte Dad und buchstabierte das Wort für mich. » B-E-G-N-A-D-E-T . Das Wort steht für Biologisch Elementare Genetische Neuorientierung Als Daseinsform Exzeptioneller Tatkraft.«
»Und was heißt das?«, fragte ich.
»Es heißt …«, fing Mom an. »Nun ja … es heißt, dass du …«
»Dass ich was ?«
Mom holte tief Luft. »Eine Superkraft besitzt.«
6
Zu erfahren, dass man eine Superkraft besitzt, ist ein bedeutender Moment im Leben eines jeden begnadeten Jugendlichen. Manche geraten ganz aus dem Häuschen bei dieser Nachricht. Andere nicht so sehr.
Ich schaute meine Eltern über den Tisch hinweg an. »Wieso habt ihr mir das nicht früher erzählt?«, fragte ich.
Es
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