Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Titel: Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Winter
Vom Netzwerk:
abgegeben. Ich bin zu meinem Chef gegangen und habe ihm gesagt, dass ich am falschen Platz bin. Er hat versucht, mich zu halten. Ihm war das ohne Ende peinlich; ich glaube, ihm ist es bewusst geworden, wie herablassend er mich die ganze Zeit behandelt hat. Aber irgendwie habe ich ja auch meinen Stolz. Und dann bin ich wirklich binnen ein paar Tagen
    gegangen. Ich habe es nie bereut. In meinem Leben hat sich danach eine Wende vollzogen. Ich habe häufiger gesagt, was mir nicht passte. Habe mir Gedanken darüber gemacht, wohin ich will, und vor allem darüber, was ich nicht will. Vielleicht habe ich deshalb diesen Herzinfarkt überhaupt überlebt. Wäre ich damals nicht gegangen, wäre ich vielleicht heute schon tot. Es gibt Momente im Leben, JOY, da bekommen wir Zeichen. Zeichen, auf die wir reagieren können oder die wir ignorieren können. Dies sind meistens richtungweisende Situationen, die sich häufen. Je fein-fühliger wir sind, desto besser nehmen wir sie wahr. Es gibt einen alten buddhistischen Spruch: ,Da, wo die Angst ist, da geht‘s lang. Ich hatte unheimlich Angst zu sagen, ich gehe. Ich habe geglaubt, dass danach nichts mehr kommen würde, dass das für mich das Ende bedeutet. Und, soll ich dir was sagen, JOY? Danach fing das Leben erst an. Ich habe Angebote bekommen, davon hätte ich vorher nur geträumt. Sogar ein Headhunter hat mich damals angerufen. Das war ein richtiger Egotrip. Dann habe ich bei Alliventi angefangen. Die ersten Jahre waren wunderbar. Ich konnte mich voll entfalten. Ich wurde selbst zu Mr. Wichtig. Doch dann nahm ich die Welt nicht mehr als das wahr, was sie ist. Ich fühlte nur noch Leistungsdruck; die Zahlen mussten stimmen, alles andere war nebensächlich. Ob dabei Menschen auf der Strecke blieben, Kollegen dem Druck nicht mehr standhalten konnten, all diese Dinge habe ich gar nicht mehr mitbekommen. Wenn man einmal in diesem Rad drinsteckt, dann gibt es fast kein Entrinnen. Als Kind hatte ich einen kleinen Hamster, er hieß Nicki. Armes Tier. Er lebte auf viel weniger als einem Quadratmeter in seinem Käfig. Hamster sind nachtaktive Tiere. In diesem Hamster-käfig befand sich das wohlbekannte Hamsterrad. Nicki drehte jede Nacht seine Runden. Er lief und lief und lief. Keine Ahnung, ob ihm das wirklich Spaß machte oder ob das nur so eine Verzweiflungstat war. Wenn er dann genug davon hatte, begann er die Plastikspeichen seines Rades anzuknabbern. Irgendwann war es dann soweit: Er zerstörte sein eigenes Hamsterrad. Er konnte keine Runden mehr drehen. So ähnlich ist das Leben da draußen, JOY, diese ganzen wichtigen Menschen knabbern tagtäglich an ihrem eigenen Hamsterrad. Sie knabbern tagtäglich ein Stück vom wahren Sinn des Lebens ab. Irgendwann dreht sich das Rad nicht mehr. Herzinfarkt, Intensivstation, und wenn sie Glück haben, kommt im Anschluss die Reha. Viele schaffen es danach nicht mehr, sich irgendwie zu integrieren. Viele von ihnen haben die wahren Fragen des Lebens für sich noch nicht beantwortet bekommen. Ich glaube, einige haben sich noch nie die drei wichtigsten Fragen gestellt: Woher komme ich? Warum bin ich hier und wohin will ich? Ich komme den Antworten immer näher, JOY. Die Antworten fühle ich schon in mir. Ich bin auf dem richtigen Weg. Auch wenn es so aussieht, als wenn ich hier den ganzen Tag nichts tue, so sortiert sich doch mein Geist. Alles, was er nicht braucht, fliegt gerade raus. So eine Art Frühjahrsputz der Synapsen. Klingt wahrscheinlich ein bisschen komisch, aber der Herzinfarkt und das anschließende Koma waren wirklich nötig. Sonst hätte ich das Leben verpasst. Ich habe damit eine Riesenchance bekommen, die nächsten 30 oder 40 Jahre ein erfülltes, sinnvolles Leben zu führen. Ich habe die Chance erhalten, der beste Mensch zu werden, der ich sein kann. Ich bin dafür so dankbar. Ich suche etwas, wovon ich noch nicht weiß, was es ist, aber ich werde es finden. Ganz bestimmt. Was meinst du denn, JOY, wie lange muss ich denn noch im Koma bleiben?“
     
    „ Was hast du denn für Lebensziele, Robert, hast du sie mittlerweile geordnet?“, fragte JOY fordernd.
     
    „ Lebensziele, ich wusste, dass das kommt. Ja, ich habe meine Lebensziele mittlerweile etwas sortiert. Es ist noch nicht alles superklar, aber ich bin auf dem richtigen Weg. Du bist ganz schön anstrengend für mich, ich muss jetzt erst mal ein bisschen bubu machen. Ein paar Stündchen schlafen, und dann geht‘s weiter mit der Planung und mit den Lebenszielen,

Weitere Kostenlose Bücher