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Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Titel: Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Winter
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sich Robert, wenn er tagein, tagaus in seinem Bett lag.
    Ja, das fühlte sich für ihn stimmig an. Genau das war es, was der Arbeitswelt heute fehlte. Der Gedanke mit der
    E-Mail-Aktion war gut. Doch der persönliche Besuch war wertvoller, war einfach besser. Je häufiger er dafür Zeit finden würde, desto besser. Und wenn einer mit so etwas beginnt, zieht es Kreise. Ich werde mir als Erstes ein paar bekannte Stellen aussuchen, damit ich nicht so völlig ziellos durchs Werk tapse. Alles andere wird sich ergeben. Sicher werden viele skeptisch gucken. Sie werden denken: ,Ups, habe ich etwas falsch gemacht, was ist das denn jetzt für ein Kontrollgang?‘ Doch mit der Zeit wird sich die Skepsis legen, und man wird sich über den Besuch der Führungskraft freuen. Wichtig ist, dass jeglicher Besuch und jegliches Gespräch ehrlich stattfinden. Dass es sich nicht wie ein Kontrollgang anfühlt. So nach dem Motto: Steht jetzt im Kalender, das muss auch mal wieder runtergerissen werden. Wieder könnten wir das Wörtchen ,Liebe‘ einsetzen. Alles, was du mit Liebe tust, wird Liebe produzieren und Gutes wird ihm folgen.
    Eigenartig, warum war Robert zu der Zeit bei Alliventi nie auf solch einfache Ideen gekommen? Häufig hatte er ein
    Lob ausgesprochen. Per E-Mail, obwohl der Mitarbeiter nur drei Türen weiter saß. Seine Mitarbeiter bekamen bis zu 250 E-Mails pro Tag. Da geht ein kleines Lob schon mal schnell im Tagesgeschäft unter und wandert in den elektronischen Papierkorb.
    Es geht eben nichts über persönlich.
     
    Und wie Robert so vor sich hin philosophierte, wie er die Welt ein kleines Stück verändern könnte, fiel ihm noch etwas ein. Etwas, was ihm ein Motivationstrainer immer wieder gesagt hatte und was in der Wirtschaftswelt fast keiner beherzigt. In der Regel gibt es Zielvorgaben. Manche werden erreicht, manche nicht. Werden die Ziele erreicht, ist es o.k., dann ist es normal, es war eine Vorgabe – ein ,Das muss jetzt geschafft werden.‘ Wird es nicht erreicht, gibt es einen auf den Deckel. Das ist unangenehm und sollte möglichst vermieden werden. Doch es lässt sich natürlich nicht vermeiden. Es kommt viel zu häufig vor, dass Ziele nicht erreicht werden. Und warum? Wenn nichts passiert, wenn man sie erreicht, warum sollte man sich dann eigentlich anstrengen? Menschen möchten hin und wieder Freude erleben. Positive Emotionen fühlen.
    Wenn die Erreichung eines Zieles keine positiven Emotionen nach sich zieht, wenn es kein positives Gefühl erzeugt, warum sollte sich dann ein Mitarbeiter überhaupt anstrengen? Robert überlegte eine Weile. Er kannte die Situation nur zu gut. Wie oft kam es vor, dass er voller Stolz zu seinem Chef gegangen war mit einem erreichten Ziel. Die Powerpoint war besonders gut gelungen, die Kooperation mit dem Betriebsrat war beiderseits mehr als zufriedenstellend gelaufen. Sein Chef war häufig so in seinen eigenen Aufgaben verstrickt, dass er es kaum bemerkte, wie viel Mühe Robert aufgewendet hatte, um ihn zufrieden zu stellen. Und… es wurde wieder einmal kaum bemerkt. Warum sollte man sich dann eigentlich noch Mühe geben? Es wäre gut, wenn sich eines in der Arbeitswelt wieder verändern würde: Wenn die Erreichung der Ziele bewusst wahrgenommen würde. Wenn die Ziele gefeiert würden. Und vor allem, wenn die jeweilige Führungskraft ihren Stolz über den eigenen Mitarbeiter zum Ausdruck brächte. Egal wie, aber irgendwie eben zum Ausdruck brächte. Ein Händeschütteln, ja, das wäre eine Maßnahme, eine relativ einfache. Den einen oder anderen Kollegen könnte man sicher auch herzlich drücken und in den Arm nehmen. Dabei ist noch keinem ein Zacken aus der Krone gefallen. Es ist doch eigentlich alles so einfach, warum macht das keiner mehr?
     
    Und in diesem Moment meldete sich JOY zurück. „Robert“, sagte er.
     
    „ Ja, was ist?“, fragte Robert, tief in Gedanken versunken?
     
    „ Es ist das Sich-bewusst-machen von vielen alltäglichen Dingen. Deine Ansätze sind zu 100 % völlig richtig. Ich stimme dir in jedem deiner Gedankengänge zu. Doch es gibt ein kleines Problem, und das ist nicht ganz so leicht zu lösen, Robert. Der Mensch da draußen in der Arbeitswelt ist sich all dessen, was du da gerade sagst, nicht bewusst. Und die meisten können diese Bewusstheit auch nicht von heute auf morgen entwickeln.
    Du liegst jetzt seit fast neun Monaten hier im Wachkoma. Überlegst täglich, was du an deinem Leben verändern könntest. Hast derzeit alle Zeit der Welt.

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