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Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders

Titel: Joy Moci - Ab jetzt wird alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Winter
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gegenüber jetzt auch den Trotzigen spielen. Diese Rolle von Ihnen ist mir und allen anderen Kollegen allerdings auch bekannt.
     
    Best regards
    Robert Ballmer“  
     
    „ Wom, Robert, das hat ja gesessen. Das hast du deinem Chef geschickt?“, fragte JOY.
     
    „ Nein, nicht wirklich.“
     
    „ Wie, nicht wirklich?“, fragte JOY.
     
    „ Ich habe die E-Mail geschrieben, aber nie abgeschickt.“
     
    „ Ja, ich erinnere mich, Robert, doch das ist ja voll langweilig, warum das denn nicht?“, fragte JOY überrascht.
     
    „ Ja, genau aus dem Grund, aus dem ich jetzt hier liege. Weil ich mich nie getraut habe, mir wirklich mal Luft zu machen. Und das wird anders, das sage ich dir. Die armen Kinder und Sandy, die mussten das ausbaden. Ich glaub, ich spinne. Damit ist jetzt Schluss. Jetzt wird Tacheles gesprochen. Frei raus, dann rummst es mal, und dann ist‘s wieder gut. Meine Mama sagte immer, Gewitter reinigen die Luft.“
     
    „ Naja, Robert, vielleicht war es für deine Karriere trotzdem besser, die E-Mail nicht abzuschicken, oder?“, fragte JOY.
     
    „ Ja, sicher, es hat mich ins Koma versetzt, und das seit einigen Monaten. So gut war das für meine Karriere, JOY. Lass ruhig stecken, man muss sich manchmal ein bisschen was von der Leber reden. Wir können unser Gegenüber nicht immer mit Samthandschuhen anfassen. Außerdem gibt es in gewissen Positionen für Führungskräfte keine Sparringspartner mehr. Da ist es wichtig, dass der eine oder andere auch eine richtungweisende Äußerung macht – auch wenn sie in die falsche Richtung geht.“
     
    „ Hihi“, kicherte JOY. „Richtungweisende Äußerung nennst du das? Könnte mich gerade darüber kaputtlachen, wie du dich in den letzten Wochen verändert hast.“
     
    „ Ja, hab ich. Und das ist gut so. Basta.“
     
    „ Herrlich, Robert, mach nur weiter so. Und wenn der wüsste, dass sich die ganze Abteilung ständig über ihn lustig gemacht hat. Über dieses wiederholte Opferrolle-spielen, wie schwer er es doch hat und wie er die Welt rettet, und dass außer ihm kein anderer was wirklich Nützliches macht.“
     
    „ Oh JOY, ich glaub, ich hör jetzt mal auf. Schade, dass ich nicht damals schon den Mut hatte, diese Mail abzuschicken.“
     
    „ Naja, also dann mach dir künftig Luft; wenn dir das hilft, ist das wohl hin und wieder besser. Aber übertreib es nicht. Manches kann man nicht wiedergutmachen.“
     
    „ Hm, Joy, ich frage mich gerade, was das eben damit zu tun hat, dass ich doch die Situation so akzeptieren will oder soll, wie sie ist.“
     
    „ Interessante Anmerkung, Robert“, entgegnete JOY. „Darauf hätte ich dich jetzt auch noch hingewiesen. Die Situation hat nur indirekt etwas damit zu tun. Aber eines zeigt sie dir ganz genau, Robert.“
     
    „ Was denn, JOY?“
     
    „ Sie holt dich selbst aus dieser dummen Opferrolle heraus. Nicht nur die Welt kann von dir so akzeptiert werden, wie sie ist, sondern du selbst kannst von dir akzeptiert werden, wie du bist. Du brauchst andere Menschen nicht auf einen Sockel zu stellen. Jeder hat seine Macken und Fehler. Und was noch wichtiger ist: Dein Chef hätte sicher genauso gerne einen Brief an dich geschrieben. Und sicherlich hätte auch er Punkte gefunden, die du hättest verbessern können.“
     
    „ Nie im Leben, JOY, mich verbessern! Wie soll das denn
    gehen? Hast du jemals einen tolleren, besser aussehenden,
    intelligenteren Hecht gesehen als mich?“
     
    „ Ich liebe deinen Humor, Robert. Fühlt sich so an, als ob du langsam auf dem aufsteigenden Ast lebst.“
     
    „ Ja, es geht mir von Tag zu Tag besser, auch wenn ich hin und wieder zwischendurch in ein Loch falle. Doch die Abstände der Löcher werden größer. Ja, JOY, du hast wirklich vollkommen Recht, ab heute lebe ich, Robert Ballmer, und nicht das Opfer Robert. Ich bin Robert Ballmer, und darauf bin ich mächtig stolz. Und ich liebe mich mit allen Fehlern und Macken.“
     
    „ Es gibt keine Fehler, Robert, es gibt nur Erfahrungen.“
     
    „ War ja klar, dass von dir noch was kommt, JOY.“
     
    „ Eines ist dann allerdings auch ohne das Abschicken der
    E-Mail so eingetreten, wie es hat kommen müssen, Joy.“
     
    „ Und das ist was gewesen, Robert?“
     
    „ Ich bin gegangen. Ich bin dann wirklich gegangen. Ich habe mir einige Zeit einen Kopf gemacht, was ich tun oder lassen sollte. Naja, und dann habe ich an einem Montag-morgen, nachdem ich am Wochenende lange darüber gegrübelt hatte, die Kündigung

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