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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ungeduldig. »Und ich weiß, dass die Polizei, wenn du mich verpfeifst, herausfinden würde, dass ich erst einen Monat nach dem Mord an Linda Gray in Joyland an Bord gegangen bin. Dann würden sie feststellen, dass ich bei der Wellman-Show gearbeitet hab und bei Southern Star Amusements, und dann liegt das Kind im Brunnen.«
    »Was hindert mich daran, sie jetzt gleich anzurufen?«
    »Weißt du, wo ich bin?« Seine Stimme wurde zunehmend zornig. Nein – giftig. »Weißt du, wo ich jetzt gerade bin, du naseweiser Hurensohn?«
    »In Joyland wahrscheinlich. In der Verwaltung.«
    »Von wegen. Ich stehe vor der Ladenzeile am Beach Row. Wo die reichen Schlampen ihren makrobiotischen Krimskrams einkaufen. Reiche Schlampen wie deine Freundin.«
    Ein kalter Finger strich mir – in Zeitlupe – den Rücken hinunter. Ich sagte nichts.
    »Vor der Drogerie ist ein Telefon. Eins ohne Zelle, aber das macht nichts, es regnet ja noch nicht. Nur der Wind wird langsam stärker. Genau da bin ich. Von hier aus kann ich das Haus deiner Freundin sehen. In der Küche brennt Licht – wahrscheinlich lässt sie es die ganze Nacht an –, aber der Rest des Hauses ist dunkel. Wenn ich auflege, bin ich in sechzig Sekunden dort.«
    »Sie haben eine Alarmanlage!« Dabei wusste ich gar nicht, ob's eine gab oder nicht.
    Er lachte. »Glaubst du, das interessiert mich? Einen Scheißdreck tut es. Die hindert mich nicht daran, ihr die Gurgel durchzuschneiden. Aber vorher darf sie zuschauen, wie ich den kleinen Krüppel abmurkse.«
    Aber vergewaltigen wirst du sie nicht. Nicht einmal, wenn du die Zeit dazu hast. Ich glaube nicht, dass du dazu in der Lage bist.
    Fast hätte ich es laut ausgesprochen. Aber obwohl ich furchtbare Angst hatte, wusste ich doch, dass es dumm gewesen wäre, ihn ausgerechnet jetzt zu reizen.
    »Sie waren heute so nett zu ihnen«, sagte ich völlig benommen. »Blumen … Gewinne … der ganze Aufwand …«
    »Yeah, da stehen die Tölpel drauf. Sag mal, wieso kam da plötzlich eine Gondel aus der Geisterbahn raus? Was sollte denn das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Das glaube ich dir nicht. Vielleicht reden wir da später drüber. In Joyland. Ich kenne deinen Ford, Jonesy. Der linke Scheinwerfer flackert, und an der Antenne hängt ein niedliches kleines Windrad. Wenn du nicht willst, dass ich in die Villa einsteige und den beiden die Gurgel durchschneide, dann setzt du dich jetzt sofort ans Steuer und fährst den Beach Row entlang nach Joyland.«
    »Ich …«
    »Halt den Mund, wenn ich rede. Wenn du an der Ladenzeile vorbeikommst, siehst du mich neben einem von den Joyland-Lkws stehen. Sobald ich aufgelegt habe, gebe ich dir vier Minuten. Wenn ich dich dann nicht sehe, bringe ich die Frau und den Jungen um. Kapiert?«
    »Ich …«
    »Hast du das kapiert?«
    »Ja!«
    »Ich werd bis zum Park hinter dir herfahren. Mach dir keine Sorgen wegen dem Tor, das ist schon offen.«
    »Also bringen Sie entweder mich um oder die beiden. Und ich entscheide. Läuft es darauf hinaus?«
    »Dich umbringen?« Er klang ehrlich überrascht. »Ich werde dich nicht umbringen, Devin. Das würde mich nur noch mehr in Schwulitäten bringen. Nein, ich werde mich in Luft auflösen. Nicht zum ersten Mal und wahrscheinlich auch nicht zum letzten Mal. Ich möchte nur mit dir reden. Weil ich wissen will, wie du mir auf die Schliche gekommen bist.«
    »Das könnte ich Ihnen auch am Telefon sagen.«
    Er lachte. »Ohne die geringste Chance, mich zu überwältigen und wieder mal Howie den Helden zu spielen? Erst das kleine Mädchen, dann Eddie Parks und als aufregender Höhepunkt die hübsche Mama und den verkrüppelten Balg. Wie kannst du dir das entgehen lassen?« Er hörte auf zu lachen. »Vier Minuten.«
    »Ich …«
    Er legte auf. Ich starrte die Hochglanzfotos an. Öffnete die Schublade des Scrabble-Tischs, nahm einen der Notizblöcke heraus und tastete nach dem Druckbleistift, der zu Tina Ackerleys Grundausstattung gehörte. Ich schrieb: Mrs. S. Wenn Sie das lesen, ist mir etwas zugestoßen. Ich weiß, wer Linda Gray ermordet hat. Und die anderen.
    Ich schrieb seinen Namen in Großbuchstaben. Dann rannte ich zur Tür.
    *
    Der Anlasser drehte sich und stotterte, aber der Motor sprang nicht an. Das Surren wurde leiser. Den ganzen Sommer über hatte ich mir vorgenommen, eine neue Batterie zu besorgen, und den ganzen Sommer über hatte ich mein Geld für etwas anderes ausgegeben.
    Die Stimme meines Vaters: Devin, er säuft ab.
    Ich nahm den Fuß vom Gas und saß still im

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