Judassohn
Hand knurrend ab. Man ließ ihn gewähren und schien ihn für einen Sterbenden zu halten, der sich im eigenen Blut wälzte.
Die Vertiefung war viel zu schnell ausgetrunken. Das Verlangen brannte noch immer.
Mehr!
Dominic sprang auf und warf drei, vier Leute im Getümmel um. Schon hatte er einen am Kragen, da krachte ein Kanonenschuss los.
Der laute Donner brachte ihn zum Fauchen und Zusammenfahren. Sein Schreck rettete dem Mann, den er gepackt hielt, das Leben.
Und noch etwas anderes geschah: Der Wind drehte, und Dominic roch gutes Blut. Formidables Blut! Und der Geruch kam aus der Festung.
Da muss ich hinein! Ich will es trinken! Dieses und kein anderes!
Er schleuderte sein ursprüngliches Opfer fort, in den Wassergraben. »Los!«, schrie er. »Nieder mit der Zugbrücke!« Er rannte zu den vier Kanonen, die sie vor der Zugbrücke in Stellung gebracht hatten, und trieb die Lademannschaft an.
Eine zweite Salve wurde abgefeuert, die Kugeln sprengten Stücke aus den Mauern. Jedes Krachen wurde mit Jubel und Beifall begleitet.
»Die weiße Fahne!«, schrie jemand. »Da! Sie schwenken die weiße Fahne!«
Aus einem Fenster hängte ein älterer Mann in Uniform ein Bettlaken. »Wir ergeben uns«, rief er. »Aber wir verlangen freies Geleit.«
»Niemals!«, schrie ein Mann.
»Du hast auf uns schießen lassen, de Launay!«, schrie eine Frau. »Das vergessen wir dir nicht!«
»Lasst ihn doch laufen«, plärrte ein anderer.
So wird das niemals etwas.
Dominics Ungeduld und das Verlangen nach dem exquisiten Blut in der Bastille trieben ihn vorwärts. Er riss einem Kanonier die Lunte aus der Hand und feuerte eine Kanone ab, damit der Schuss die Menschen zum Schweigen brachte; dann sprang er auf das Rohr.
»Hört her!«, beschwor er die Meute und war sich bewusst, dass er mit seinem blutbesudelten Hemd und dem kaum gesäuberten Gesicht gruslig aussehen musste. »Seht ihr nicht, dass wir viel zu lange brauchen, bis wir die Mauern eingerissen haben? Bis dahin sind königliche Truppen hier und werden uns alle zu Klump schießen! Einen meiner Freunde hat es zerrissen, und ich trage sein Blut an mir, das nach Vergeltung schreit.« Er zeigte auf die Bastille. »Gewähren wir ihnen den Abzug, nur zum Schein«, sprach er mit gesenkter Stimme, damit man ihn in derFestung nicht hörte. »Raunt es euren Nachbarn unauffällig zu.« Es wurde still auf dem Platz.
Dominic wandte sich an de Launay. »Wir, die hier Versammelten, haben beschlossen, euch freies Geleit zu gewähren. Als Lohn für eure Einsicht. Das schwöre ich bei meinem Leben und garantiere es im Namen des Magistrats von Paris!«
Daraufhin senkte sich die Zugbrücke.
Die Stille, die herrschte, hatte etwas Ergreifendes und etwas Spannendes. Das Rattern des Mechanismus, das Klirren der Ketten war überlaut zu hören und kehrte als Echo zu den Tausenden vor der Bastille zurück. Rumpelnd setzte die Kante auf dem Stein auf.
»Allez!«, schrie Dominic und zog seine beiden Pistolen. Er rannte los, gefolgt von den Aufständischen.
Trampelnde Schritte brachten die Brücke zum Schwingen, es donnerte wie bei einem Gewitter. Die Masse strömte in die Vorhöfe, in denen sie vorhin die Kugeln von de Launays Mannschaft zu kosten bekommen hatten.
Allen voran stürmte Dominic.
Aber sobald er an die erste Leiche gelangte, endete sein Lauf. Es war eine ältere Frau, die mit dem Gesicht nach unten an der Wand lag, als hätte sie versucht, sich sterbend hinaufzuziehen.
Dominic packte sie und zerrte sie in einen Durchgang, warf sich mit ihr hinter leere Fässer und riss ihr die Kehle auf. Die langen Fangzähne zerschnitten die faltige Haut, und das Blut floss in seinen Mund.
Aber nach einem Schluck ließ er sie fallen.
Du warst es nicht, die ich gewittert habe!
Eilig kehrte er in den Vorhof zurück, wurde angerempelt und geschubst, während er über den Toten stand und ihren Geruch einsog. Die gesuchte Witterung drohte zu verschwinden.
»Wo bist du hin?«, sagte er verlangend und hob den Kopf, um mehr riechen zu können. Er wollte
dieses
Blut und kein anderes!
Dann bemerkte er die feine Nuance. Süßer, unvergleichlich und lockend.
Dominic hastete los.
Er schuf sich brutal Platz inmitten der Masse, die unaufhörlich in die Bastille strömte wie Bienen in ihren Stock. Er schlug um sich, nahm im Vorbeigehen einen Prügel auf und teilte aus, wenn es sein musste.
Dabei ging es immer tiefer nach unten, in die unterirdischen Kerker. Endlich war er allein im Leib der Festung. Er
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