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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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jedes Schlösschen anzugreifen, das sie finden können? Und die Klöster greifen sie gleich mit an.« Sein Freund war unzufrieden. »Siehst du, was sie machen? Sie nutzen
meine
Idee! Wir hätten die Pfaffen ebenso überfallen können. Den Bauern ist es auch gleich, dass die Mönche dem Dritten Stand angehören.«
    Dominic konnte ihm nicht widersprechen. »Ich denke, dass es einen anderen Grund hat, warum sie alles niederbrennen.« Er nahm ein gelesenes Blatt und hielt es an die Kerzenflamme, woraufhin es Feuer fing. »Siehst du?«
    »Klar, sehe ich. Aber was meinst du?«
    »In den Kammern der Schlösser und Klöster liegen viele Dokumente und Urkunden, auf denen die Herrenrechte verbrieft sind. Ohne die Legitimierung wird es für Adel und Klerus schwer, ihre feudalen Rechte aufrechtzuerhalten.«
    Frèderic staunte ihn an. »
Das
glaubt du wirklich? Dass ein Bauer so weit denkt?«
    »Sie sind arm, nicht dämlich.« Dominic zog seinen Hut auf, an dem ein vertrocknetes Kastanienblatt hing. Er zupfte es ab und warf es auf den Boden. »Ich gehe und suche uns ein nettes kleines Bourgeois-Haus aus. Das Kommando Necker muss losziehen.« Er stand auf, der Stuhl kippte nach vorn.
    »Dringend«, stimmte Frèderic zu. »Die Männer murren schon.«
    »Lass sie murren. Sie haben schon genug Livres und Gold erbeutet. Wenigstens müssen sie keinen Hunger leiden.« Dominic steckte die Waffen ein. »Sauf nicht alles. Vielleicht brauche ich dich später noch als Bote.« Er trat zur Zimmertür hinaus und verließ die Herberge.
    Die Straßen von Paris stanken immer noch. Es fehlte ein reinigender Regen, der die Gossen säuberte und das Blut der Unruhen davonspülte.
    Dominic marschierte gelassen durch die Stadt. Er war noch satt von seinem letzten Mahl in der Bastille. Charlenes Lebenssaft, das virginale Blut, hielt lange vor. Zweimal war er an ihrem Grab gewesen und hatte sie besucht. Ohne einen Zusammenbruch wie in jener Nacht.
    Auch die Erinnerung an den Marquis de Sade hatte sich in ihm festgebrannt. Danach hatte er einige Erkundigungen über den Mann und seine Schreiben eingezogen, der die Verbindung von Lust und Schmerzen pries. Die beschriebenen Dinge fand Dominic interessant und zerstreuend, teilweise jedoch als vollkommen übertrieben und nicht durchführbar. Für einen normalen Menschen.
    Man merkt, dass er Vampyre kennengelernt hat. Vermutlich hat er mit ihnen gefickt … oder sie ihn? Haben sie sich die Spiele ausgedacht, die er nun als seine anpreist?
    Er kam an der Bastille vorbei, an der die Abrissarbeiten voranschritten. Sie wurde von unzähligen freiwilligen Arbeitern geschleift, ausradiert. Die Steinblöcke dienten woanders als Baumaterial. So wurde aus dem Bollwerk gegen die Freiheit nun etwas Neues, etwas Besseres, wie verkündet wurde.
    Dominic musste den Kopf schütteln.
    Vier Urkundenfälscher, zwei Geisteskranke und de Sade.
    Eine sehr übersichtliche Gefangenenliste. Kein Einziger war durch revolutionäres Gedankengut der Freiheit aufgefallen oder hatte etwas mit der Nationalversammlung zu tun gehabt. Der Pöbel hatte zerstören und Blut sehen wollen. Den fadenscheinigen Vorwand dazu hatten die sieben Gefangenen geliefert.
    Kommandant de Launay war wirklich getötet worden, wie Dominic vernommen hatte. Durch den Metzger, mit dem er in jener Nacht kurze Worte gewechselt hatte. Zum Opfer der Massenwutwurden außerdem ein Wachsoldat und Adliger aus den Reihen des Magistrats, der versucht hatte, de Launay das Leben zu bewahren. Unter dem Jubel des Volkes waren ihre abgeschlagenen Köpfe aufgespießt durch die Gassen getragen worden.
    Selbst schuld.
    Dominic sah plötzlich Charlene vor sich, mit ihren Wunden und Malen. Er hörte ihr lustvolles Stöhnen noch immer und hatte ihren Geschmack auf der Zunge. Im gleichen Moment sah er aber auch ihr mit Sand halb bedecktes Gesicht und schauderte.
    Er ging an der Festung vorbei, nach Westen und tiefer in die Stadt hinein. Königliche Truppen sah er nicht mehr. Sie waren nach dem Sturm auf die Bastille zurückgezogen worden, was ihn erstaunt hatte.
    Ich hätte gewettet, dass der König seinen Soldaten in Versailles den Befehl zum Einmarsch gibt.
    Aber genau das Gegenteil war geschehen.
    Die Nationalversammlung hatte Anerkennung und Schutz durch den König versichert bekommen. Angeblich hatte er sich dazu zwingen lassen, sich das blau-weiß-rote Band seiner Gegner an den Hut zu heften, um seine Billigung der Geschehnisse zu demonstrieren.
    Hätte ich an seiner Stelle nicht

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