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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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getan. Ein schwacher Mensch.
    Dominic schlenderte die Straße entlang und grüßte eine unglaublich hübsche junge Frau im schlichten Gewand einer Magd, die ihn anlächelte und schüchtern zunickte. Eine lange schwarze Lockensträhne war unter der Haube kess hervorgerutscht.
    Ich muss unbedingt wieder ficken.
    Es war schon zu lange her, und vielleicht würde er dabei gleich noch trinken können. Wenn er nicht zu gierig war, konnte er mit Frauen eine Nacht verbringen und ihnen im Schlaf etwas Blut rauben. Er mochte das sehr.
    Nur wenn der Durst zu übermächtig war, tötete er. Oder wenn ihm danach war.
    Dominic hörte, wie zwei Bürger, die ihn überholten, sich darüber unterhielten, dass die Adligen in Scharen das Land verließen, seitdem der Bruder des Königs Frankreich den Rücken gekehrt hatte.
    Noch mehr Beute für uns
, dachte Dominic. Ein kleines Schlösschen, das er und seine Bande bewohnen könnten,
das
gefiel ihm. Er grinste.
    Wir schützen es vor Dieben und verlangen vom Adligen noch Geld, sobald er zurückkommt. Wenn er nicht zahlt, stecken wir es an.
    Den Vorschlag müsste er mit Frèderic durchsprechen.
    Der Anblick der jungen schwarzhaarigen Frau ließ ihn nicht mehr los. Er drehte sich nach ihr um, aber sie war bereits verschwunden.
    Dominic sah nicht schlecht aus, und als schüchtern bezeichnete er sich nicht. Er war überzeugt, dass er in dieser Nacht noch die Gelegenheit bekommen würde, eine Frau zu nehmen.
    Ich könnte das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
    Er beschleunigte seine Schritte, bis er das Villenviertel erreicht hatte. Die Anwesen hatten sich in kleine Festungen verwandelt, vor vielen der großen Häuser standen Bewaffnete der Miliz, die im Namen des neuen Pariser Bürgermeisters Bailly dafür sorgten, dass es keine weiteren Übergriffe mehr geben sollte.
    Dominic wurde von den Männern kaum beachtet. Sie unterhielten sich, die Musketen waren an die Wände gelehnt oder auf dem Boden abgelegt. Nicht wenige hatten auf den Stufen vor sich ihr Essen und Getränke ausgebreitet. Manche machten ein Picknick aus ihrer Wachaufgabe, bei anderen sah es aus, als hätten sie die Bewohner unter Arrest gestellt.
    Unvermittelt hatte er das Gefühl, dass sich Blicke in seinen Nacken bohrten.
    Schnell wandte er sich um – doch er sah niemanden. Die Milizionäreschauten immer noch nicht zu ihm. Sie konnten es nicht gewesen sein.
    Eigentlich kann ich mich auf mein Gespür verlassen.
    Das Vampyrische hatte seine Sinne geschärft. Wenn er den Eindruck gehabt hatte, jemand würde ihn anstarren, dann war dem so gewesen.
    Es hat mich selten getrogen.
    Er sog prüfend die Luft ein.
    Hm … nichts Ungewöhnliches.
    Dominic sah sich ganz genau um, ohne eine verdächtige Gestalt zu bemerken. Daher setzte er seinen Weg fort, immer der breiten Straße nach. Anscheinend hatte ihn sein Gespür doch getäuscht.
    Eine Sänfte, die von zwei Männern getragen wurde, kam ihm entgegen, zwei Bewaffnete eskortierten sie. Auf der kleinen Ablage stapelten sich Kartons, die nach den Einkäufen einer Dame aussahen.
    Ah, endlich! Sie führen mich dahin, wo es was zu holen gibt!
    Mit einigem Abstand folgte Dominic der Sänfte.
    Als sie vor einem beeindruckend feudalen Haus mit Säulen, Freitreppe und Malerei an den Wänden anhielten, stand er wie aus dem Nichts neben der Tür und öffnete sie für die Frau, bevor einer der Träger oder Bewaffneten sich gerührt hatte. Haus und Frau wollte er zu seiner Beute machen.
    Habe ich sie für mich eingenommen, wird es ein leichtes Spiel, sie um ihr Hab und Gut zu bringen. Im Liebesrausch verraten Weiber ihre größten Geheimnisse.
    Er wusste, wie man Frauen in diesen Rausch versetzte. »Madame«, sagte er freundlich und zog den Hut, verneigte sich dabei tief. »Erlaubt mir, das ich Euch die Tür und mein Herz öffne.«
    Hoffentlich sieht die Dame einigermaßen gut aus.
    Schwarzbehandschuhte Finger reckten sich ihm entgegen,das verlebte Gesicht einer Frau um die vierzig erschien. Sie trug ein schwarzes Kleid und ein Hütchen mit einem schwarzen Schleier. Trotz ihres Trauerflors sah sie ihn überrascht und durchaus interessiert an.
    Sie erhob sich und stieg aus ihrem Gefährt. Dabei hielt sie einen der Bewacher mit einer knappen Anweisung davon ab, den unerwarteten Galan wegzudrängen. Dominic atmete auf: Eine jugendliche Figur hatte sie sich immerhin erhalten. »Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    Er lächelte und hauchte ihr einen Kuss auf den Handschuh.
    Wenn ich das Licht

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