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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ganzen finsteren Aufzug auf normale Menschen sicherlich furchteinflößend.
    Aha. Dann kann es losgehen. Das Kommando Necker wird einen weiteren Coup landen.
    Dominic näherte sich den Karren, hinter denen der Rest seiner Räuber zum Vorschein kam. Sie hatten sich zum Schutz vor Wind und Schnee eng an die Ladewand gestellt.
    Frèderic ging auf ihn zu und salutierte. »Alle angetreten, Hauptmann«, meldete er. Seine linke Schulter hing herab.
    Eine Bemerkung konnte sich Dominic nicht verkneifen. »Ah, du bist wieder angezogen.«
    »Es war mir zu kalt, und auf die Schnelle habe ich kein Bett mit zwei geilen Weibern gefunden, um weiterzumachen.« Der Stoff vor Mund und Nase dämpfte die Stimme.
    »Was ist mit dir? Drückt dich die Last der Verantwortung oder das schlechte Gewissen?«
    »Bei einem Sturz aus dem Fenster kann man sich verletzen«, gab er frostig zurück. »Sie war ausgekugelt. Santo hat sie mir wieder ins Gelenk gehebelt, und, bei Gott, das waren eklige Schmerzen.« Er klopfte sich gegen den Schritt. »Aber der hat nichts abbekommen. Das hätte ich dir sonst übelgenommen.«
    An den entstehenden Fältchen um die Augen erkannte Dominic, dass sein Freund grinste. Der Räuber hatte ihm die ra biate Maßregelung verziehen. Dominic legte eine Hand auf die gesundeSchulter. »Es musste einfach sein, Cousin. Ich hatte das Vorrecht auf die Schwestern, zumal ich heute sterben werde. Du kannst die Täubchen danach oft genug rannehmen, wenn dir danach ist.«
    »Oh,
das
werde ich!«
    Sie lachten. Die warme Luft aus ihren Mündern wurde als Nebel sichtbar, bevor der Wind ihn wegriss.
    »Dann los!«, gab Dominic das Signal und winkte. »Ich habe den Schlüssel. Bis wir am Haus angekommen sind, werden die Damen schlafen«, erklärte er Frèderic. »Die Bediensteten sind heute Abend nicht da. Ich habe ihnen freigegeben und Münzen zugesteckt. Während sie saufen und huren, werden wir ungestört sein.«
    Die Männer schwangen sich auf die Karren. Der bewaffnete Tross fuhr zur Stadtvilla der Flesselles.
    Dominic wies sie an, einhundert Schritte vor dem Anwesen stehen zu bleiben. »Ich schaue nach, ob alles so gekommen ist, wie ich wollte. Sollte es Schwierigkeiten geben, räume ich sie beiseite. Sobald die Uhr Mitternacht schlägt, rückt ihr an. Ich erwarte euch an der Tür.«
    »Très bien, Hauptmann.« Frèderic gab leise Befehle, die Männer saßen ab.
    Dominic rannte los.
    Im Geiste ging er die Liste der Gegenstände durch, die sie mitnehmen wollten. Sie würden sich in seiner Krypta, die er im Schlösschen in Beschlag genommen hatte, gut machen. Seinen Leuten hatte er erzählt, dass er darin alchimistische Versuche anstellen wollte und den Salpeter an den Wänden brauchte. Niemand fand das befremdlich. Letztlich war es ihnen egal, was ihr Hauptmann tat, solange sie genug Geld und Wein eroberten.
    Als Dominic endlich vor dem Eingang stand, war die Tür leicht geöffnet. Flocken trieben durch den Spalt und ließen sichauf dem schwarzweißen Mosaik des Foyers nieder; im Innern war es dunkel und still.
    Habe ich sie nicht richtig geschlossen? Oder waren die Diener nachlässig?
    Er lauschte hinein, hörte aber nichts außer dem Säuseln des Windes und das leise Rascheln, mit dem sich der Schnee auf dem Weiß niederließ. Unerschrocken betrat er den Vorraum und achtete darauf, kein Geräusch zu verursachen. Die Überraschung musste gelingen.
    Nach zwei Schritten in die Dunkelheit hinein sah Dominic so gut wie einst im Tageslicht. Und den Geruch, der sich in seine Nase setzte, kannte er zu gut.
    Blut!
    Er legte den dicken Mantel ab, um sich besser bewegen zu können, und zog seinen Degen. Die Klinge diente zuallererst dem Schein. Notfalls verließ er sich ohnehin auf seine Vampyrkräfte.
    Die Tür war nicht mit Gewalt geöffnet worden. Dominic schloss aus, dass sich plündernder Pöbel Zutritt verschafft hatte. Nach wie vor hörte er keinen Laut, außer dem Ticken der Uhren und dem gelegentlichen Knacken der Vertäfelungen. Marodeure würden schreien und rufen und ihr begangenes Unrecht feiern.
    Seine Blicke schweiften umher und blieben an einer sacht leuchtenden weißen Maske hängen, die ihm vorher in all der Pracht noch nicht aufgefallen war. Sie hing zwischen anderen Theatermasken schräg neben der Treppe und mutete venezianisch an, lediglich eine Spur gröber und mit dünnen schwarzen Linien verziert. Dominic sah, dass die Eckzähne verlängert waren.
    Wie bei einem Vampyr!
    Diese Maske würde auf der Bühne nicht von

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