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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wieder.
    Sie sind noch da und lauern auf eine Gelegenheit!
    »Ich verschwinde. Ihr seid gegen diese Bestien verloren, wenn ihr es mir nicht gleichtut«, raunte er und lief los.
    Frèderic sah ihn alarmiert an; Santo dagegen lachte. »Pah! Die einzigen Bestien sind
wir!
«
    Dominic hatte zwei Schritte getan, da bemerkte er die Bewegung am Eingang. Unwillkürlich blieb er stehen. »Nein …« Eine zwei Schritt große, Fell tragende Gestalt erhob sich unbemerkt hinter den Räubern, die Augen leuchteten blutrot. Die kräftigen Arme waren zum Schlag erhoben. »Achtung!«, schrie er und zeigte hinaus.
    Zwei seiner Leute wandten sich um, aber ihre Reaktion erfolgte viel zu langsam. Die langen Klauen fuhren ihnen durch die Köpfe, durch den Hals bis in die Mitte der Brust. Wo sie standen, fielen die Männer verstümmelt nieder und fluteten den Boden mit Blut.
    Die Räuber schrien vor Überraschung und Entsetzen auf, Pistolen wurden gezogen, und Schüsse krachten.
    Dominic sah die Einschläge und rote Spritzer an der Tür. Der Loup-Garou brüllte wütend und zeigte sein Raubtiergebiss, in dem ein Männerschädel Platz fand. Die Strahlen der Blendlaterne fielen zitternd und unstet auf den schrecklichen Feind. Das Fell war schwarz wie die Nacht, am Hals hinauf verlief eine graue Strähne bis zur Fratze und über die rechte Augenbraue.
    Ich hätte nicht warten dürfen, sondern gleich fliehen müssen!
    Von der Treppe erklang markerschütterndes Heulen: Ein großer, braunrötlicher Wolf stand auf dem Absatz. Vor ihm hatte sich ein zweiter Loup-Garou in seiner Halbform auf die Hinterbeine erhoben. Dessen Fell war gelblich weiß wie verblichene Gebeine. Die geöffneten Schnauzen beider Bestien waren blutbesudelt.
    Das endet tödlich!
    Dominic roch den Lebenssaft von Marie und Isabelle, der von den Höllenkreaturen zu ihm wehte. Ein Rückzug kam nicht mehr in Frage, aber ein Kampf gelang nur mit … »Sucht nach Silber!«, befahl er.
    Die Räuber drängten sich in der Mitte zusammen, luden ihre Waffen. Sie hörten nicht auf seine Anordnung und vertrauten auf das Blei in ihren Läufen.
    Salven krachten gegen die Loup-Garous, die den Hagel grollend und dunkel bellend ertrugen. Die Löcher in den Pelzen schlossen sich innerhalb eines Lidschlags.
    Die Augen des braunrötlichen Wolfs, auf dessen Brust ein breiter grauer Streifen verlief, richteten sich auf Dominic, als wolle er ihm etwas sagen. Als
kennten
sie sich!
    Die Geräusche, das Rufen und Brüllen, das Krachen der Musketen wurden leiser und schienen aus weiter Ferne zu ihm zu dringen.
    Dominic fürchtete sich schlagartig. Der Blick der Bestie reichte bis an seine Seele und pflanzte ihr einen unsäglichen Schrecken ein, wie er ihn niemals zuvor empfunden hatte. Es kam ihm schändlich vor, dass er Angst spürte, aber sie ließ sich nicht aufhalten. Selbst das Schlucken gelang ihm nicht mehr, in seiner Kehle saß ein Pfropfen, durch den nicht der kleinste Tropfen Blut gelangt wäre.
    Die Bestie will meinen Tod!
    Als die zwei Schritt großen Loup-Garous mitten unter seine Räuber sprangen, um sie wie harmlose Lämmer zu zerschlitzen und ihre Gedärme umherzuschleudern, fing er an zu rennen.
    Dominic hetzte durch das Billardzimmer, vorbei an Isabeaux’ Leiche, warf sich durch die geschlossene Scheibe und fiel in einem Splitterregen auf die verschneite Straße.
    Die Fenster der Häuser rund um die Stadtvilla waren hell erleuchtet. Die ersten Rufe nach der Miliz hallten durch den Sturm. Dominic erhob sich und sah dabei, dass die Männer auf den Kutschböcken, ja sogar die angespannten Pferde von dem schwarzen Werwolf gerissen worden waren; ihre ausblutenden Leichen lagen auf dem Boden.
    Dagegen komme ich nicht an.
    Er sprintete los, immer geradeaus und weg von dem Wolfsgestank. Dominic dachte nichts mehr, sondern sah nur die Glutaugen, die sich in seine Seele gebrannt hatten. Ein Todesversprechen. Und er war sich keiner Schuld bewusst.
    Sosehr er auch rannte, stets glaubte er Verfolger hinter sich. Daher kam es, dass er nicht aufhören wollte zu fliehen, bis erParis hinter sich gelassen hatte und das Morgengrau aufschimmerte.
    Wäre die Sonne nicht erschienen, Dominic wäre bis zum Horizont gelaufen.
     
    ***
     
    Der Schneefall hatte nachgelassen, der Nebel war zurückgekehrt und verschlang für die Augen alles, was sich weiter als zwanzig Schritte entfernt befand.
    Sandrine gelangte an die Bastille. Aus einem unbestimmbaren Grund hatten die Schritte sie hierhergeführt. Sie erkannte

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