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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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angeht.
    Dominic hatte es geschafft, durch viele kleine nebensächliche Fragen über die Mitglieder der Cognatio den Verbleib der Baronin zu erkunden. Marek schien es nicht zu interessieren; er hatte keinen Gedanken daran verschwendet, dass sein designierter Eleve einen Ausflug zur Baronin unternehmen könnte.
    Er hat ihr Zuhause als einen Palast beschrieben. Soll das etwa der Garten sein? Grünpflege sieht in Frankreich anders aus.
    Mit einem Mal öffnete sich der Irrgarten für ihn.
    Dominic sah auf die verfallenen Reste eines Palastes, in demvor langer Zeit ein Feuer gewütet haben musste. Wie durch ein Wunder war auf der rechten Seite ein Türmchen stehen geblieben, in dessen unterem Bereich Licht hinter den gesprungenen Scheiben brannte. Eine Silhouette bewegte sich gelegentlich daran vorbei.
    Ich hoffe, sie ist es überhaupt.
    Dominic marschierte vorwärts, quer durch die Reste eines angelegten Gartens, der einst eines Comte oder Marquis würdig gewesen wäre. Das Ansehnliche hatte er jedoch verloren. Überall wucherten die Ranken und kleine Büsche, die jegliche Symmetrie zerstörten und die ursprünglichen Pflanzen erdrückten. Der Niedergang der Macht der Judaskinder drückte sich sinnbildlich aus.
    Raschelnd bahnte sich Dominic den Weg durch hohes Gras und Büsche. Dreißig Schritte hatte er noch bis zum Eingang zurückzulegen – da vernahm er das Knurren. Hastig sah er sich um, seine Hand legte sich an den Silberdolch.
    Ver…!
    Kalbgroße Schatten strichen durch den Garten und näherten sich ihm aus verschiedenen Richtungen. Zu seiner Erleichterung glomm keines der Augenpaare verräterisch rot. Der Geruch, der ihn traf, gehörte zu Hunden.
    Schwarze Doggen. Loup-Garous hätten mir noch gefehlt
.
    Dominics aufkeimende Angst verging, er nahm sogar die Finger vom Dolchgriff.
    Gegen normale Köter bestehe ich hundertmal. Kommt nur, wenn ihr glaubt, ihr könntet mich zerreißen!
    Er ging weiter, als hätte er die vierbeinigen Wächter nicht bemerkt.
    Der größte der Hunde bellte laut und wütend.
    Es war das Signal für das Rudel, sich auf den Eindringling zu werfen. Plötzlich preschten fünf Doggen knurrend und bellend auf ihn zu; gleichzeitig öffnete sich das Fenster im Turm, undein älteres Frauengesicht schaute besorgt in den Garten. Auf den Befehl, der die Hunde zurückhielt, wartete Dominic jedoch vergebens.
    »Baronin Metunova«, rief er in schlechtem Serbisch hinauf, »ich bin Scyllas Sohn: Dominic de Marat! Ruft Eure Hunde zurück, bevor ich sie töten muss.« Ehe ihn der erste Gegner erreicht hatte, öffnete er seinen Mund weit und zeigte die langen Fangzähne, fauchte den Hunden drohend entgegen.
    Aber sie waren gut abgerichtet worden und zeigten sich unbeeindruckt. Eine Dogge sprang ihm gegen den Rücken und versuchte, ihn auf die Erde zu werfen.
    So einfach wird es nicht werden.
    Dominic schüttelte sie mit einer Drehung ab. Dabei sah er, dass dem Hund ein Halsband mit Kruzifixen umgehängt worden war, und auf dessen breiter Stirn befand sich ein aufgemaltes Kreuz. Gegen Blutsauger, die sich vor christlichen Symbolen fürchteten, waren die Verteidiger effektiv.
    Aber nicht gegen einen Judassohn.
    »Hört Ihr, Baronin? Ich bin Scyllas Sohn!« Er duckte sich und bekam eine glatte Rute zu fassen, schleuderte das aufjaulende Tier damit im Kreis und ließ es mehrmals gegen die anderen prallen, bevor er es in die Büsche warf. Er wollte vermeiden, die Hunde zu töten, um die Baronin nicht zu verärgern. Zwei Doggen lagen benommen vor seinen Stiefelspitzen im Gras, doch zwei weitere machten sich zähnefletschend zum Angriff bereit. Sie gaben nicht auf.
    »Übertreibt es nicht, ihr schwarzfelligen Viecher«, sagte Dominic zu ihnen. »Noch habe ich euch geschont.«
    Ein leiser Pfiff erklang vom Turm. Die Wachtiere bewegten sich daraufhin knurrend rückwärts und ließen von ihm ab.
    Auf was hat sie denn gewartet?
    »Ich brauche einen Beweis«, sagte eine klare Frauenstimme, in der viel Feindseligkeit mitschwang, auf akzentfreiem Französisch.»Du klingst, als habe ein Franzose Serbisch gelernt. Oder es zumindest versucht.«
    »Ich kann Euch keinen Beweis bieten, wenn Ihr einen Brief oder eine Legitimation in Form eines Schriebs erwartet«, gab er in seiner Heimatsprache zurück. »Man sagte mir, dass Ihr die beste Freundin meiner Mutter in der Cognatio gewesen seid, Madame.«
    »Woher weißt du das?«
    »Von Baron Marek Illicz.«
    Sie lachte schallend. »Denkt er, ich falle auf einen seiner Attentäter

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