Judassohn
Grund geben.«
Selbst wenn es ihn gäbe …
»Ich kenne ihn nicht! Ich schwöre es!«
»Wir werden achtgeben. Wenn die beiden Bestien schlau sind, versuchen sie nicht, in meinen kleinen Palast einzudringen.« Marek sah zum Fenster, als könnte er durch die geschwärzten Scheiben blicken. »Es sind verlorene Wesen wie wir. Dämonengeschöpfe, gemacht, um auf ihre Weise über die Menschen zu herrschen, die nicht die unsere ist.« Er lächelte boshaft. »Sobald du Latein gelernt hast, wirst du über sie lesen können. Und über andere Vampyrarten.«
De Sade hatte so etwas angedeutet. Nun werde ich mehr erfahren!
Dominic hatte verstanden, dass es außer den Kindern des Judas weitere Blutsauger gab. Mal trugen sie spezielle Bezeichnungen, die er sich noch nicht merken konnte, mal sprach Marek einfach nur als
Abschaum
von ihnen. Anscheinend befand sich der Abschaum jedoch auf dem Vormarsch, wenn er es richtig begriffen hatte. Die Judaskinder mussten sich in Acht nehmen.
Nicht nur sie. Ich auch.
»Ich beeile mich, Oheim. Hast du schon etwas für mich, vielleicht ein Buch auf Französisch über Vampyre, über den Abschaum? Da sie uns bedrängen, sollte ich zügig etwas über sie erfahren. Wer weiß, wie lange ich brauche, bis ich Latein verstanden habe?«
Marek lachte gekünstelt. »Nun, ist das kein Ansporn: den Feind zu kennen?«
»Doch. Aber wenn ich mein Leben vorher aus Unwissenheit an einen von ihnen verliere?« Dominic lächelte ebenso falsch zurück.
Marek befahl einem Diener, Papier und Tinte zu bringen. »Schreib es dir auf, was ich dir gleich sage, Neffe, damit du es nicht vergisst.« Er schwieg und wartete.
Nach wenigen Minuten wurden Dominic die Utensilien gereicht.Gespannt wartete er, was er zu hören bekam. Nicht, weil er sich vor Blutsaugern fürchtete. Ihm schwebte anderes vor. Großes.
»Fangen wir mit dem Abschaum an.« Marek sprach dabei wirklich zutiefst angewidert. »Sie kriechen aus den Gräbern wie Lurche, geifern schlicht nach dem Blut der Lebenden und verfolgen keine höheren Ziele. Hirnlose Dämonendiener. Sie saugen den Lebenssaft unterschiedslos aus den Adern von Mensch und Tier. Eine echte Bedrohung sind sie für uns Kinder des Judas nur, wenn sie in Scharen auftreten. Die meisten haben ihren Verstand eingebüßt, attackieren mit Klauen und Zähnen und vermögen es so gut wie nicht, besondere Kräfte anzuwenden.«
Erzähl mir was Neues, bevor ich Papier verschwende.
Dominic schrieb nicht mit. »Das kenne ich aus den Berichten von Medvegia«, kommentierte er.
»Oh! Schlummert doch ein Gelehrter in dir?« Marek sah ihn erstaunt an. »Du hast dich kundig gemacht?«
»Nach meiner Wandlung. Ich wollte wissen, was ich geworden bin.«
Ich habe ihn ungewollt beeindruckt. Das ist gut für mich.
Sein Oheim nahm den Schürhaken und ordnete das brennende Holz, damit das Feuer besser loderte. »Hätte ich das gewusst, hätte ich mir die Erklärung sparen können.« Er schien nachzudenken. »Machen wir mit den Tenjac weiter. Man nennt sie auch Aufhocker, oder Inkubus oder Sukkubus. Sie bringen den Menschen Träume, gute und schlechte. Alp- oder Lustträume, wie auch immer sie es möchten. In diesen Träumen können sie den Opfern Befehle erteilen, die diese nach dem Erwachen unbewusst ausführen.
Einflüsterer
könnte man sie auch nennen.«
Jetzt kommen wir den wichtigen Dingen näher!
Dominic schrieb sich Stichworte zu den Tenjac auf.
»Sie verwandeln sich in Falter oder Spinnen, um an Menschen heranzukommen, und sind in ihrer menschlichen Gestaltnur für das Opfer sichtbar. Wenn sie es wollen«, sprach Marek bedächtig. »Ach ja,
wir
sehen sie natürlich. Vor uns können sie sich nicht verbergen. Und es gibt nur hübsche Vampyrinnen und Vampyre unter den Tenjac. Da sind sie sehr eigen. Die Umwandlung durch ihren Dämon formt die hässlichste Fratze zu einem Antlitz.«
Tenjac.
Dominic machte sich einen gedanklichen Vermerk.
Mit hübschen Feinden kann man Frieden auf besondere Weise besiegeln.
Er dachte darüber nach, dass er es noch mit keiner Vampyrin getrieben hatte. Er musste achtgeben, dass er nicht zu sehr grinste.
Marek zählte in der Zwischenzeit weiter auf, und Dominic schrieb automatisch mit, bis sage und schreibe zehn Blätter gefüllt waren. Er sog das Wissen regelrecht auf und wollte mehr! Die Kinder des Judas hatten viele Feinde.
Aber das schreckte ihn nicht. Bald wäre er in der Lage, es mit allen aufzunehmen. Auch mit den Loup-Garous, und Dominic beabsichtigte nicht,
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