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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und Dominic hatte sich nicht dagegen gewehrt. Es war schön gewesen, aber als ein besonderes Glanzlicht war es ihm nicht erschienen, und so hatten sie es bislang nicht wiederholt.
    »Hallo, Vanja«, rief er und zwinkerte.
    »Hauptmann«, gab sie zurück und tippte sich zum Gruß an den dunklen Haaransatz.
    Sie nannten sich
gölgelic,
was laut Jussep türkisch sein sollte und so viel wie
finsterer Schatten
bedeutete.
    Ignaz grinste ihn an, und der Pesthauch, der von ihm ausging, brachte Dominic nach wie vor dazu, die Luft anzuhalten. »Ich habe einen frischen Kandidaten.«
    »Und ich bin dagegen«, sagte Hossein sofort und rückte an seinem Fez herum. Vanja knurrte den Nex an. Sie schien die Wahl ebenso abzulehnen.
    Bevor ein heilloses Gerede einsetzte, hob Dominic die Arme. »Schweigt und lasst Ignaz ausreden. Ihr wisst, dass wir einen schlagkräftigen Mann mehr gebrauchen können.«
    »Danke, Hauptmann. Und er
wäre
schlagkräftig!« Der Nex reckte sich stolz. »Ich habe von einem Dorf gehört, etwa einen halben Nachtritt von hier entfernt. Sie haben dort was Feines für uns unter der Erde liegen: einen Nachzehrer!«
    Hossein spie aus. »Der Nex stinkt schon schlimm genug. Ich will keinen angefressenen Leichnam in meiner Schlafstätte haben.« Jussep murrte seine Zustimmung hinterher, Vanja kreuzte die Arme vor der Brust. Sie wartete ab.
    Nachzehrer.
    Dominic entsann sich, dass sie sich extrem von den anderen Vampyren unterschieden. Sie waren keine Blutsauger oder auf den Lebenssaft angewiesen, sondern lagen im Grab und fraßen sich selbst das Fleisch von den Knochen. Solange sie das taten, starben über der Erde zuerst die Verwandten, dann die Freunde und schließlich der Rest des Dorfes.
    Es müssen starke Zauberer sein.
    Dominic schaute zur Murony. »Denkst du, er wäre etwas für uns? Ist der Nachzehrer eine gute Ergänzung für uns?«
    Sie stieß die Luft aus und strich das schwarze Kleid glatt, die dunklen Haare hingen strähnig herab. »Weiß nicht, Hauptmann. Ich glaube, sie können nur dort wüten, wo ihre Familien leben. Ansonsten dürften sie reichlich schwach sein.«
    Das ist eine ernste Einschränkung.
    »Sage ich es doch«, zeterte Hossein. »Der Nachzehrer würde nur an sich herumlecken und nagen, ohne uns einen Vorteil zu bringen. Das möchte ich mir nicht ansehen und anhören müssen!«
    Jedenfalls sorgt er für Unmut, bevor er aufgetaucht ist.
    Dominic blickte zu Ignaz. »Du hast die Gegenstimmen gehört. Ich bin auch nicht begeistert. Warum bist
du
sicher, dass wir ihn brauchen könnten?«
    »Weil ich den Nachzehrer zu Lebzeiten schon kannte«, sagte er schnell. »Sein Name ist Gregorius, und er ist ein Niemez, einDeutscher. Von ihm ging damals eine … man spürte es … ich weiß nicht, wie ich es nennen soll …«
    »Aura?«, half Dominic.
    »Was ist das?«, fragte Ignaz unsicher.
    »Eine unsichtbare Macht, die einen umgibt«, half Vanja.
    Der Nex klatschte in die Hand. »Ja! Genau das war es, was man in seiner Nähe spürte. Die Luft … kribbelte. Und sie roch anders.«
    »Wie bei deinem Gestank?«, warf Hossein stichelnd ein und nahm seinen Fez ab, pustete ein Blatt davon. Jussep wieherte vor Lachen.
    Ignaz verdrehte die Augen. »Ihr Kindsköpfe! Wir müssen Gregorius ausgraben, bevor die Menschen es tun, Hauptmann. Er wird dir ein treuer Diener sein.«
    »So. Wird er das?« Dominic ließ die Blicke über seine kleine Bande schweifen. »Also schön. Schauen wir uns den Deutschen mal an.« Er stieg wieder auf sein Pferd. »Den Kopf können wir ihm immer noch abschlagen.«
    Eigentlich hatte er vorgehabt, die Reichtümer in der Höhle nochmals zu sichten und ihre Qualität zu prüfen. Ihre ersten Beutestücke waren nicht zu verachten. Bislang betrachtete Dominic die Überfälle als Fingerübung, bevor sie die reichen Osmanen und Serben schröpften. Es gab noch zu viele Abstimmungsprobleme in der Gruppe, ehe sie sich an schwere Gegner wagen durften.
    Aus dem Grund können wir einen mehr schon gut gebrauchen. Noch besser drei Neue, dann könnte ich Hossein und Jussep rausschmeißen. Sie sind zu faul und aufmüpfig.
    »Macht euch fertig. Vielleicht ergibt sich unterwegs eine Gelegenheit, unsere Schätze aufzustocken.« Dominic blieb im Sattel und wartete.
    Die Vampyre verschwanden wieder in der Höhle, wo sie auf die Schnelle ihre Kleidung gegen die schwarzen Gewändertauschten, die sie als
finstere Schatten
trugen. Mit den Rappen kamen sie heraus und saßen auf.
    Dominic nickte

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