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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hat das Dämonenzeichen seines Herrn im Buch und auf der Klinge gefunden, ohne es uns zu sagen … Er könnte die Waffe unter Umständen ebenso für sich haben wollen!
    »Ich … es war Südfrankreich. Marseille«, log Dominic.
    »Eine große Stadt?«, erkundigte sich der Murony unverzüglich. »Ist sie schwer zu finden?« Und weil er merkte, dass es seltsam drängend für jemanden klang, der längst das Interesse verloren hatte, setzte er rasch hinterher: »Ich meinte, für dich. Wird es schwierig für dich sein?«
    Er hat sich selbst verraten.
    »Nein. Es ist leicht. Und mit einer solchen Waffe wird der Söldner mittlerweile überall bekannt sein«, gab er sich vertrauensselig, als habe er nichts bemerkt und keinerlei Verdacht geschöpft. »Selbst in Marseille fallen solche Menschen auf.«
    »Du wirst also zurückreisen?« Octavius konnte das Nachhaken nicht sein lassen.
    Du wirst es bestimmt nicht von mir bekommen oder gar vor mir auftreiben.
    Dominic nickte. »Ja, denn meine Seele ist mir die Mühe hundertfach wert. Und möglicherweise finde ich Hinweise auf die übrigen Artefakte, die ich für mein Vorhaben brauche, so merkwürdig und beängstigend ich es finde, in das Reich eines Dämons zu steigen und um meine Seele zu feilschen.« Er sprach absichtlich nur von sich, weil er weitere Reaktionen hervorrufen wollte, und ließ den Murony nicht aus den Augen; dabei lächelte er. »Wenn ich Glück habe, besitzt der Söldner weitere Artefakte.«
    Octavius erwiderte das Lächeln.
    Er hat sich besser im Griff. Aber ich habe dich durchschaut.
    Dominic verneigte sich vor Metunova. »Verzeiht, dass ich ausschließlich von meinem Schicksal sprach. Selbstverständlich werde ich auch für Euch und um Eure Seele bei Botis bitten. Ihr seid meine beste Gönnerin und Lehrmeisterin gewesen, was ich niemals vergessen werde. Ich beeile mich! Verzeiht, ich muss Vorbereitungen treffen.« Er erhob sich. »Gebt Ihr mir die Bücher mit auf die Reise, Baronin?«
    »Sicher«, erwiderte sie freundlich, ohne bemerken, dass sich Octavius’ Lippen einen Spalt weit öffneten und wieder schlossen. Er hatte seinen Protest zurückgezogen und verfolgte nun mit stechendem Blick, wie die dicken Wälzer in Dominics Tasche wanderten.
    Ah, da hat deine Begehrlichkeit aufgeblitzt, was? So entlarvt man sich, eunuchischer Glatzkopf. Du hast mein Vertrauen verspielt. Sollte ich Dinge über die Hölle herausfinden, werde ich dir bestimmt nichts sagen.
    »Ich wünsche dir eine gute Reise«, sprach Metunova und erhob sich. Ein neuerlicher Hustenanfall erschütterte sie. Sie zog ihn an sich, und er erwiderte die Umarmung. Seine feine Nase roch die Zersetzung, die aus ihren Poren trat.
    »Haltet aus, Baronin!« Dominic ließ sie los, dann schüttelte er auch dem Murony die Hand. »Wir sehen uns wieder.«
    »Mit Sicherheit«, erwiderte Octavius. »Ich wache aus der Ferne über dich.«
    Welch frommer Wunsch. Schickst du mir Spione nach, wie Marek es getan hatte?
    Dominic eilte zur Tür hinaus, kehrte durch das Labyrinth zu seinem Rappen zurück und ritt so schnell es ging nach Westen.
    Es gab keine Reisevorbereitungen zu treffen. Er hielt sich nicht damit auf, seinen verhassten Oheim um Erlaubnis zu bitten oder Proviant zu suchen. Was er brauchte, würde er sich unterwegs nehmen. Er war ein Judassohn – wer sollte ihn hindern?
    Niemand durfte wissen, wohin sein Pferd ihn trug.
    Sein Ziel war nicht Marseille.
    Dominic ritt in die Bretagne. Nach Guérande.
     
    ***

KAPITEL VI
     
Frühjahr 1791, Frankreich,
Süd-Bretagne, Stadt Guérande
    Dominic eilte durch die Gasse bis vor den Eingang der kleinen Kneipe namens
Pour l’âme
.
    Die Luft erwärmte sich. Es roch nach Leben, nach umgepflügter Erde und nach Salz. Es war kein Vergleich mit der Auvergne und schon gar nicht mit dem Leben in Serbien.
    Er betrat den beinahe vollbesetzten Schankraum. Im
Pour l’âme
schenkten sie den herben Rotwein aus, zu dem Dominic sich Zucker wünschte. Er mochte liebliche Weine. Aber alles, was die Händler in die Bretagne schafften, schien aus dem Bordeaux zu kommen. Ein herber Tropfen, der die Zunge und den Gaumen trocken machte. Außerdem würde er gern noch etwas anderes trinken, das zwar auch rot war, aber ihm einen unvergleichlichen Rausch bescherte.
    Es ist nicht schlecht hier.
    Er setzte sich an den kleinen Tisch am Fenster, den letzten freien Platz. Um ihn herum unterhielten sich die Männer über die Arbeit, die Vorgänge in Paris, die Veränderungen und spekulierten,

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