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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Knicks. »Catherine, mon Seigneur. Mein Vater nimmt mich oft zum Fischen mit in die Brière, und dabeihaben wir diese Insel gefunden. Mein Vater hat gesagt, das sei einmal das Haus des Riesen gewesen.«
    »Und du findest die Stelle wieder?« Er sah sich unbeobachtet mit ihr im einsamen Schilfmeer.
    Viel Blut wird sie nicht haben, doch es wäre ein formidables amuse gueule.
    »Ja, mon Seigneur. Ich kenne die Brière.«
    »Und deine Maman wird sich keine Sorgen machen, wenn du nicht nach Hause kommst? Es wird schon dunkel.«
    »Nein, mon Seigneur. Sie arbeitet und kommt erst spät nach Hause. Sie wird sich freuen, wenn ich Geld heimbringe, mon Seigneur.«
    Dann soll es so sein!
    Dominic nahm ihre Hand. »In Ordnung, Catherine. Bring mich zum Haus des Riesen.« Er reichte ihr zwei Piaster. »Ich gebe dir noch drei, wenn wir an Ort und Stelle sind.«
    Sie gingen zu seinem Pferd, das er im Stall seiner Herberge abgestellt hatte. Gemeinsam ritten sie aus Guérande hinaus. Das Mädchen saß hinter ihm, klammerte sich an ihn und lachte gelegentlich vor Freude auf. Sie genoss es.
    Es ist noch nicht so lange her, dass ich ein Kind totgetrunken habe. Ich kann es nicht ändern. Es ist meine Natur.
    Sie gelangten an den Rand der Brière, und als sie einen Kanal fanden, an dessen Ufer Barken festgemacht waren, brachte Dominic das Pferd zum Stehen.
    »So, jetzt ist deine Zeit gekommen.« Er sprang aus dem Sattel und hob Catherine zu sich auf den Boden. Die Haare waren vom Wind zerzaust, aber ihre braunen Augen leuchteten. »Zeige mir den Weg.«
    Sie hat kein bisschen Angst vor mir.
    Er hüpfte in die nächstbeste Barke.
    Catherine folgte ihm. »Das werde ich, mon Seigneur. Wir nehmen den mittleren Kanal.«
    Dominic musste die Hand ausstrecken und ihr Gesicht streicheln. Ein weiterer Schauder durchlief ihn, und seine Reißzähne reckten sich leicht spürbar. Das Wilde in ihm und die Gier verlangten nach dem Blut des Kindes.
    Erst, wenn sie mir die Insel gezeigt hat.
    »Wie du meinst, Mademoiselle Capitaine« Er nahm die Stange und stieß ihre Barke ab, Catherine begab sich an den Bug. Das Staken gelang Dominic besser als erwartet, und mit viel Kraft und Schnelligkeit ging es über das trübe Gewässer hinweg.
    Du riechst so gut!
    Dominic hatte nur Augen für sie, die Blicke ruhten auf ihrem Nacken. Er kam sich vor wie Charon, der Fährmann, der die Toten über den Styx fuhr. Nach ihren Anweisungen stakte er durch die schwarzen Adern der Brière.
    »Ihr seid sehr schnell, mon Seigneur. Es ist nicht mehr weit.« Catherine zeigte nach vorn.
    »Ich danke dir.« Er legte die Stange weg und näherte sich dem ahnungslosen Mädchen. Ihr Blut schrie seinen Namen. Dominics Hand reckte sich, die Nägel wuchsen.
    Ich … sie soll nicht … für ihre Freundlichkeit sterben!
    Es gab nur einen Ausweg, um Catherine vor seiner Gier zu retten: Ein starker Gedanke genügte, und das leichte Ziehen in der Körpermitte kündigte die Wandlung in die Windgestalt an. Sein Leib wurde vom Sonnengeflecht aus durchschimmernd und leichter als eine Feder; die Kleidung fiel auf die Barke.
    Mit einem Schrei stieß Dominic sich ab, die Böen trugen ihn empor, über die hohen Halme hinweg, bis er viele Schritte hoch über der Erde schwebte.
    Unter ihm kreischte Catherine im flachen Boot auf und wäre um ein Haar über die Bordwand gestürzt. Sie sah sich verängstigt um, dann nahm sie die Stange und stakte los, in die entgegengesetzte Richtung.
    Der Wind trieb Dominic voran. Niemals war er glücklicher gewesen, dass ihm ein Opfer entgangen war. Charon hatte die Seele nicht abgeliefert.
     
    ***
     
    Anjanka stand allein in der Brière, irgendwo im sumpfigen Schilf, und hatte sowohl Marat als auch Sandrine verloren.
    Wie finde ich sie wieder?
    Sie fühlte sich auf dem unbekannten Gebiet alles andere als sicher. Das Moor schmatzte und blubberte um sie herum, bei jedem Rascheln befürchtete sie Schlimmstes. Sie war keine Kämpferin und hatte sich Sandrine zuliebe in zahlreiche Abenteuer gestürzt, die sie ohne die Vampirin niemals in Erwägung gezogen hätte.
    Aber sie musste ihrem Herzen und ihren Gefühlen folgen.
    Dafür stehe ich jetzt bis zu den Knöcheln im eisigen Schlamm.
    Anjanka sah ein, dass sie zu Fuß bei ihrer Suche nach Marat und Sandrine nicht weiterkam. Sie überlegte, die Form des schwarzen Falters anzunehmen. Misstrauisch sah sie zum dunklen Himmel auf, wo kleine Schatten über sie hinwegflogen.
    Fledermäuse. Ein Falter käme ihnen recht, um ihren

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