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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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durfte.
    Sie öffnete die Tür.
    Die kleine Glocke über der Tür verkündete bimmelnd die Ankunft einer Besucherin. Ein Hereinschleichen war unmöglich. Für einen Menschen.
    »Bonjour, Monsieur Vignon«, rief Sandrine fröhlich. »Verzeihen Sie mir die Verspätung. Ich habe Käse dabei. Nur für Sie.«Sie ging an den Tresen und stellte den Rucksack darauf ab. »Monsieur Vignon?«
    Die Durchgangstür zum Lager war leicht angelehnt. Sie roch den Kellerduft und das Holz, aus dem die unzähligen Regale gebaut worden waren, die Gewürze und das Salz, die Farben, mit denen die Stoffe behandelt worden waren. Der Krämer verkaufte, was man im Leben brauchte.
    Wieso riecht es nach Blut?
    Schritte näherten sich der Tür, sie wurde aufgezogen.
    Zwei fremde Männer in unauffälliger Kleidung betraten den Verkaufsraum. Einer blieb hinter dem Tresen, der andere begab sich zur Eingangstür und legte den Riegel vor.
    Sandrine stellte den Rucksack ab. Die Unbekannten benahmen sich wie Verbrecher, die einen Überfall oder Schlimmeres begehen wollten oder begangen hatten. »Messieurs, was haben Sie denn im Lager gemacht? Sind Sie Angestellte von Monsieur Vignon?«
    »Monsieur Vignon ist nicht zu sprechen«, sagte der Mann hinter der Theke und zeigte unverhohlen seine Reißzähne.
    Das hatte früher oder später geschehen müssen. Einheimische Vampire, die ihr Territorium beschützen, oder …
    »Ihm ist übel geworden«, rief der andere von hinten. »Kleiner Schwächeanfall. Wegen Blutverlust.«
    Sandrine fürchtete sich nicht vor ihnen, stattdessen machte sie sich Sorgen um Anjanka. Das Versprechen, sie niemals mehr allein zu lassen, hatte sie bereits zu oft brechen müssen. Die Tenjac hatte sie stets gehen lassen und sie sogar noch ermuntert. Heute könnte es sich als Fehler erweisen.
    Wir fühlten uns zu sicher.
    »Wir sind Boten der Cognatio und von Baron Illicz«, erklärte ihr der Vampir am Tresen, »und nicht hier, um dich oder dein Liebchen zu töten.«
    »
Noch
nicht«, warf der andere wieder laut ein.
    Der lange Arm vom Bund der Sieben.
    Sie wartete ab, blieb gelassen und befürchtete, dass der nette Vignon tot im Keller lag. »Sag, was du sagen musst, und verschwinde.«
    Er rümpfte die Nase. »Mein Herr lässt dir ausrichten, dass die Cognatio wegen des Mordes an Baron Rubin deinen Tod beschlossen hat. Du kannst der Strafe und der grundlegenden Rache jedoch entgehen, wenn du Baron Illicz sämtliche entwendeten Bücher und jegliches Wissen preisgeben wirst, das du erlangt hast. Im Gegenzug wird er sich für dich einsetzen.« Der Vampir nahm ein beschriebenes Blatt hervor, auf dem er sich Notizen gemacht hatte. »Folgendes ist von Relevanz: ein Trunk zur Verlängerung des Lebens, alle Wahrheiten zum Dämonenpakt und wie man sich daraus lösen kann, das Hornschwert, der Zahn des Dämons sowie die Bücher folgender …«
    Was glauben die Cognatio und dieser Illicz, was sie sind?
    Sandrines Attacke erfolgte zu schnell für den Blutsauger vor ihr. Die Fingernägel der rechten Hand schlitzten seinen Hals auf, der nachfolgende mächtige Aufwärtshaken riss ihm den Kopf ab und katapultierte den Schädel bis an die Decke. Der enthauptete Körper klappte hinter dem Tresen zusammen; der Kopf schlug polternd irgendwo neben dem Regal mit den Seifen ein.
    Langsam drehte sich Sandrine zu dem anderen Boten um. »Sag Baron Illicz, dass ich Europa verlassen werde. Mein Weg wird mich über Russland nach China führen. Jeder, der mich dabei aufhalten will, wird enden wie dein Freund.«
    »Ja«, stammelte er und wagte es nicht, sich zu rühren. Ihm war ihre Überlegenheit drastisch vor Augen geführt worden.
    Sandrine ging langsam auf ihn zu, geschmeidig wie ein Raubtier, und er wich zurück. »Sag ihm auch, dass ich die Artefakte irgendwo unterwegs verstecken werde. Sie interessieren mich nicht, denn ich diene schon lange keinem Dämon mehr. Wenn er sie haben will, soll er sie suchen.«
    »Ja. Ja, wie du wünschst«, sagte er furchtsam.
    Sandrine öffnete ihm die Tür. »Verschwinde. Du weißt, was du sagen sollst.« Der Vampir schob sich an ihr vorbei, hinaus in die Gasse, und eilte davon.
    Sie gab sich keinerlei Illusionen hin. Illicz und die Cognatio würden weitere Vampire und Spione aussenden, um sie zu finden.
    Dann töte ich sie alle. Ich fürchte mich nicht mehr.
    »Monsieur Vignon?«, rief sie und legte den Riegel vor. Für Besuch war es ein ungünstiger Zeitpunkt.
    Geantwortet wurde mit einem leisen Stöhnen.
    Sie haben ihn

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