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Judassohn

Titel: Judassohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ihre Angriffe erdulden.
    Meine Breitseite wird dich in Fetzen reißen!
    Er sah Emma tief in die Augen. »Du bestimmst, was geschehen wird«, sagte er eindringlich. »Ich will, dass du erkennst, was du mir bedeutest. Aber wie auch immer du dich entscheidest, du sollst wissen, dass ich dich …«
    Das Klingelzeichen im Varieté verkündete: noch fünf Minuten bis Beginn der Vorstellung. Sein geschmachtetes Wörtchen »liebe« war darin abgesoffen.
    Scheißtiming!
    Emma lächelte zaghaft und gab ihm einen Kuss auf die Wange, nahm ihre Tasche und stand auf. »Ich muss darüber nachdenken«, verabschiedete sie sich. Scylla erhob sich ebenfalls. »Ich schreibe dir eine E-Mail, wenn ich weiß, wie es mit uns weitergehen soll. Ich muss auch an Elena denken, Alec. Sieh es mir nach, bitte.«
    »Das spricht nur für dich«, entgegnete er mit einem erzwungenen Lächeln. »Euch beiden einen schönen Abend.« Er starrte ihnen hinterher, bis sie durch den Ausgang verschwunden waren.
    Das mit dem Entzweien hat ja supertoll geklappt!
    Wütend trank er seinen Sekt und schenkte sich neu ein, stürzte auch den zweiten hinunter. Er würde ein paar Leute anrufen und schauen, woher sich Scylla die Infos über ihn besorgt hatte. Das Loch musste gestopft werden, bevor sie zu viel herausbekam.
    Das Licht wurde gedimmt, es ging los. Aber Harm war mit seinen Gedanken woanders.
    Sie hat mich überrumpelt.
    Er zwang sich, analytisch zu denken. Scylla kannte seine menschliche Identität, seine Aktivitäten, seine letzte Bestrafungsaktion gegen die Russen und Japaner …
    Genauer betrachtet, musste sie gar keine guten Kontakte besitzen. Einiges über ihn fand immer wieder mal Einzug in dieSchmutzpresse. Und wenn sie jemanden bei der Polizei kannte, wäre es noch einfacher, an die Informationen zu kommen.
    Sie hat Oberflächliches gesagt, und ich bin in die Falle getappt. Ich hätte alles leugnen sollen.
    Jetzt ärgerte sich Harm noch mehr und begann zu grübeln.
    Okay, der Abend war ein Eigentor. Ich muss schneller an Emma herankommen, sonst könnte sie sich gegen mich entscheiden.
    Die Zeit verging, und die Varietékünstler spulten ihre Nummern vor seinen Augen ab, ohne dass er sie richtig wahrnahm. Er grübelte unentwegt, wie er vorgehen sollte.
    Dann ging das Licht an: Pause.
    Harms Ärger war nicht weniger geworden. Er stand auf und vertrat sich die Beine, blieb im Vorraum und trank einen Kaffee. Er konnte an nichts anderes mehr denken als daran, Emma zu überreden, bei ihm zu bleiben.
    Wie werde ich wieder zum Mann ihrer Träume?
    Kaum hatte er sein Handy angeschaltet, klingelte es. Er nahm es aus der Tasche, doch leider war es nicht die erhoffte Emma, sondern sein treuer Wilson. »Ja?«
    »Sir, endlich erreiche ich Sie! Wir hatten Besuch«, sagte der Butler und versuchte, ruhig zu bleiben. »Leute, die vorgaben, von der Polizei zu sein, waren hier und haben Ihre Wohnung durchsucht, Sir. Sie haben den Computer mitgenommen und einige der alten Bücher. Und genau das, mit Verlaub, kam mir verdächtig vor, Sir.«
    »Sie haben die reingelassen?«
    »Was sollte ich tun, Sir? Sie hatten Ausweise und einen Durchsuchungsbefehl, an dem es nichts auszusetzen gab. Sieben Leute, Sir, zwei in Zivil, fünf in Uniform, und alle bewaffnet.«
    Es gibt ein paar Sammlertypen, die meine Bücher unbedingt hatten haben wollen. Alle wären reich genug, um dieses Theater zu inszenieren, aber keiner clever genug.
    »Haben sie gesagt, was sie mit den Büchern wollen?«
    »Sie vermuteten, Sir, dass es sich um Hehlerware handelte, und wollten sie zur Überprüfung mitnehmen. Der Vorwand, unter dem sie hereinkamen, lautete übrigens Steuerhinterziehung, Sir.«
    Er wollte Wilson anschreien, warum er jetzt erst anrief – als ihm einfiel, dass er sein Telefon selbst ausgeschaltet hatte. Der Butler hatte versucht, ihn zu erreichen, wie das Display ihm zeigte. Der Abend drohte zu einem kompletten Debakel zu werden.
    Es waren vielleicht die gleichen Typen, die mir damals die Artefakte gestohlen haben.
    »Haben Sie bei der Staatanwaltschaft nachgefragt, Wilson?«
    »Natürlich, Sir. Das heißt, Ihr Anwalt tat dies, nachdem ich ihn angerufen hatte. Und wie Sie bestimmt bereits ahnen, wusste man dort nichts von einer Hausdurchsuchung. Vergeben Sie mir, dass ich auf diesen Trick hereingefallen bin, aber so wie diese Leute auftraten und wie sie sich benommen haben, war es mir unmöglich, einen Verdacht zu schöpfen, Sir. Bis Ihr Anwalt hier war, waren sie schon wieder

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