Judassohn
vor, wie es sich für den
Ubervampyr
gehörte. »Es ist Ihr Versäumnis, nicht vorstellig geworden zu sein. Ihre v
ielen guten Freunde
hätten Sie vor den Folgen warnen müssen. Aber sehen Sie die kommenden Stunden als Bewährungsprobe an. Wenn wir mit der Sache durch sind, möchte ich, dass Sie nach London reisen, und wir reden in aller Ruhe über Sie und die Dinge, die Sie in Irland tun, und wie wir es handhaben.«
Großmut steht mir gut.
»Wie Sie wünschen. Aber Sie werden sehen, dass ich harmlos und ehrlich bin.« Smyle deutete eine Verbeugung an. »Ich bin ein Viesczy. Vor einigen Jahren bin ich nach Irland gekommen, weil mich das Land faszinierte und so ganz anders als meine Heimat ist. Meine Vorstellung bei dem
Ubervampyr
, von dem meine Freunde durchaus berichteten, habe ich immer wieder verschoben. Ich muss um Entschuldigung bitten.«
»Wir reden bald darüber«, sagte Harm. Er hatte die Lüge erkannt.
Du hast es nicht versäumt, dich vorzustellen. Du hast es absichtlich nicht getan, um deine Postion in Irland zu festigen. Natürlich lässt du alle glauben, du wärst ein Kind des Judas. Dafür wirst du hinterher bezahlen. Ich lasse mir etwas einfallen.
Smyle nickte und drehte sich zur Vitrine. »Ist sie nicht wundervoll? Von der Harfe bin ich … verzaubert worden. Sie hat eine unglaubliche Wirkung. Manche sagen erschreckend, manche beflügelnd.« Er deutete auf die Vitrine. »Soll ich für Sie spielen, Sir?«
»Nein, lieber nicht.« Harm sah auf die Harfe. »Was sind die Nachtkelten?«
»Meine alteingesessenen irischen Freunde bezeichnen sich als deren Nachfahren. Jeder, der in der Nacht zu Hause ist und die Harfe zu spielen vermag,
richtig
zu spielen vermag, darf sich Nachtkelte nennen. Ich bin auch zu einem von ihnen geworden, nachdem ich mein Talent unter Beweis gestellt habe.«
»Irische Vampire.«
»Irische Vampire
und
ihre menschlichen Anhänger«, fügte Smyle hinzu. »Die Menschen lebten freiwillig mit den Vampiren und gaben ihr Blut oder jagten andere Menschen, um für die Nahrung der Vampire zu sorgen«, erklärte er. »Dafür profitierten sie vom unglaublichen Wissen. Aber beim einfachen Volk waren sieverschrien und wurden selbst bald zu Gejagten. Auch die Wandler, die auf der Insel leben, stellten ihnen nach. Deswegen haben sie sich lange verborgen.«
Wie es aussieht auch vor mir. Wer weiß, was die Nachtkelten in Wahrheit planen. Aber jetzt weiß ich von ihrer kleinen, heimlichen Welt.
»Gut, dass Sie mir davon erzählt haben.« Harm hörte zu viel, was ihm nicht gefiel. Jemand hatte eine Kiste voller Überraschungen für ihn geöffnet. Pandoras Kiste. Er zweifelte daran, dass am Boden der Kiste Positives wartete. »Sind die Wandler eine Plage?«
»Nein, Sir. Wir haben uns seit fünfzig Jahren mehr oder weniger arrangiert.«
Sobald ich alles unter Kontrolle habe, muss ich mir diese Nachtkelten vornehmen. Sie dürfen nicht sein.
»Nun denn.« Harm nickte. »Sie wissen Bescheid, Smyle. Achten Sie auf alles. Die Götzenanbeter sind schwer bewaffnet und rücksichtslos. Der Glaube an ihren Dämon macht sie stark.« Er reichte ihm eine Visitenkarte. »Rufen Sie mich an, sobald Ihnen etwas auffällt. Ich werde da sein.« Er drehte sich um und ging. »Und vielen Dank für die Informationen über die Teufelsharfe.«
»Welcher Art gehören Sie an, Mister Byrne?«
Harm hob nur die Hand und winkte. Der
Ubervampyr
musste auf eine solche Frage nicht antworten.
21. Oktober 2008,
Deutschland, Sachsen, Leipzig
Sauber und aufgeräumt. Die Putzkolonne hat ganze Arbeit geleistet.
Eigentlich hatte Harm in Limerick warten wollen, bis die Götzenanbeter aufgetaucht waren. Doch wieder machte ihmDeutschland einen Strich durch die Rechnung: Emma und
Emma’s
, wo er am Tresen saß und wartete.
Die Kaffeemaschine brummte vor sich hin, es roch nach dem typischen Duft. Die Tische waren leer, offiziell hatte das
Royal Tea- & Coffeehouse
noch geschlossen. Harm sah in den verspiegelten Glasschrank hinter der Theke, strich sich über die kurzen, schwarzen Haare.
Ich muss unwiderstehlich sein.
Emma hatte ihm nach langer Zeit des Nachdenkens eine Mail geschrieben, in dem sie ihm einen Kompromiss vorschlug: Sie wollte die Geschäftsführerin von
Emma’s
werden, aber alles andere wollte sie hintanstellen. Ein Gespräch – ohne die Anwesenheit von Scylla – sollte ihm verdeutlichen, wo sie trotz der übergroßen Liebe, die sie für ihn empfinde, die Probleme einer Beziehung mit ihm sah.
Harm wusste, dass
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