Judassohn
öffneten und schlossen sich ankündigend, frisches Blut lief daran hinab.
Tanguy hastete nach rechts, auf das Wasser zu.
Vier Schritte gelangen ihm, dann bohrten sich lange Nägel rechts und links in seine Schulterblätter. Die Schnitte reichten tief, schrammten über das Rückgrat.
Tanguy schrie gellend und wurde von einem heftigen Schlag ins Kreuz getroffen. Das Gewicht des Gegners, der an ihm zu hingen schien, zog ihn nach unten. Wolfsgestank brach über ihn herein, er stolperte und fiel und sank mit dem Oberkörper unter Wasser. Der Feind saß auf seinem Rücken und biss ihm in den Nacken, um die Wirbel zu durchtrennen. Die Krallen rissen seine Flanken auf und wollten sich an den schützenden Rippen vorbei zu den Gedärmen vorwühlen.
Zu stark! Dieses Wesen ist zu stark für mich!
Tanguy versuchte es mit Kraft, mit Gewandtheit und voller Verzweiflung, doch der Loup-Garou ließ sich nicht abschütteln. Was immer der Vampir in seiner misslichen Lage aufbot, der Werwolf beherrschte ihn nach Belieben.
Die tödlichen Zähne spannten sich fester um das Genick, und er hörte seine Knochen knistern. Tanguy sah nur noch grelles Licht vor seinen Augen, der Schmerz machte ihn blind, während sein Kreischen vom Sumpf verschluckt wurde.
Als sein Bewusstsein schwinden wollte, endete der Druck. Die Zähne wurden aus seinem Fleisch gezogen.
Was nun?
Ächzend rollte Tanguy sich herum und richtete sich auf, eine Hand zur Abwehr des Gegners erhoben.
Der Loup-Garou stand vor einem langen, dürren Mann, der ihn mit einem ungewöhnlich wirkenden Schwert bedrohte, das silbrig glänzte.
Szomor!?
Tanguy erhob sich unsicher, wischte sich den Dreck aus den Augen und wankte an Land, um seinem Mentor beizustehen. Mehrmals knickte er ein, Wasser und Blut liefen an ihm herunter. Die Verletzungen heilten mit peinvollem Ziehen, und sein Durst verstärkte sich durch die Beanspruchung.
Der Werwolf sah kurz zu ihm und wich dem Hieb der langen Klinge reflexartig aus. Die Blicke aus den roten Augen wanderten rastlos zwischen den Feinden hin und her.
Er kann sich nicht entscheiden.
Da trat der Junge hinter der Weide hervor, die Pistole am ausgestreckten Arm haltend und auf den Hexer gerichtet. »Das ist dir nicht erlaubt!«
Es krachte.
Die Kugel jagte aus dem Lauf und trat Szomor durch die Brust, wo ein münzgroßes Loch sichtbar wurde. Er kippte nach hinten, ohne das Schwert fallen zu lassen, und schlug auf dem Boden auf.
»Nein!« Tanguy warf sich auf den Jungen. »Du wirst sterben!«
Die vom Loup-Garou geschlagenen Wunden hatten sich fast geschlossen, und die unbändige Wut verlieh ihm ungeahnte Kräfte und Geschwindigkeit. Durst und Hass verlangten nach Blut.
Fast hatte er den Knaben erreicht, da prallte er gegen seinen Verteidiger.
Der Comte hieb nach Tanguy, der mit einem Zischen unter dem Angriff wegtauchte und dem Werwolf gegen die Körpermitteschlug, die Hand dabei ausgestreckt und mit den scharfen Fingernägeln nach vorne. Sie drangen durch die Haut bis tief in die Leibesmitte.
»Verrecke!« Tanguy packte in die weiche Wärme und riss an allem, was er zu fassen bekam.
Der Comte machte aus dem Affekt einen Hopser nach hinten. Blut ergoss sich aus der offenen Verletzung, und Teile des Darms baumelten hervor. Er geiferte und jaulte, aber er fiel nicht.
Tanguy setzte mit einem Schrei nach. Sein harter Tritt warf die verletzte Bestie weit zurück, die sich überschlug und neben Szomor zum Liegen kam.
Es knallte.
Dieses Mal traf das Geschoss Tanguy und ging ihm durchs Herz. Er spürte den Einschlag und wie es schmerzte – doch der Muskel pumpte weiter. Die Öffnungen in Haut und Fleisch heilten kribbelnd. Vor Blei musste er sich nicht fürchten.
Das hatte wohl auch der Junge begriffen. Er starrte ihn an und zog ruckartig seinen Jagddolch aus dem Rückenfutteral. Er schien offenbar der Meinung zu sein, gegen einen Vampir bestehen zu können.
»Du bist gleich an der Reihe, Knabe.« Tanguy riss dem toten Szomor das merkwürdige Schwert aus der Hand und rammte es dem Loup-Garou zuerst durch die Klaue, die nach ihm schlug. Zischend schnitt die Klinge durch die Hand und hinterließ ein Loch mit verbrannten, rauchenden Rändern. »Gut. Es hilft also gegen dich«, rief er auftrumpfend und stach nochmals zu; die Spitze zeigte auf das Herz der Bestie.
Zwar versuchte der Comte, das silbrige Schwert mit den Fingern aufzuhalten, aber er verletzte sich daran nur; noch mehr Qualm entstand, der in Tanguys Augen und Nase biss.
Die
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