Judastöchter
plötzlich aufbäumte und Verlangen nach der Judastochter hatte?
Sein Zeichen auf dem rechten Unterarm schmerzte. Er streifte den Ärmel nach oben und sah nach. Die geschwungene, dunkle Narbe, die sich vom Handgelenk bis zur Armbeuge wand, war deutlich sichtbar. Deutlicher als sonst. Ein Ziehen lief über seine rechte Kopfhälfte.
Ich reagiere auf … Sia!?
»Kommst du?«, rief sie von der Tür.
Schnell schob er den Stoff hinab, folgte ihr und trat in den irischen Nebel, der sich ausgebreitet hatte. Schnell würden sie dank des Dunstes nicht fahren können.
Es lebe das Navi.
»Wir müssen den X6 noch in einer Stadt unterbringen, bevor wir uns was Neues besorgen«, sagte er zu ihr im Gehen. »Ich will ihn nicht auf dem Land stehen lassen. Er ist ein Städter.«
»Dabei ist es ein Geländewagen.« Sia wollte auf der Beifahrerseite einsteigen, dann schien sie es sich anders zu überlegen. »Darf ich ihn auch mal fahren?«
Eric überlegte, ob es in Irland Schrebergärten gab, in die sich Sia verirren konnte, natürlich aus voller Absicht und als Retourkutsche.
Sie bemerkte sein Zögern. »Oh, hast du Angst um dein zweitbestes Stück?«, neckte sie ihn und legte den Kopf schief, so dass die langen, roten Haare über ihre Schulter flossen.
Sie sieht atemberaubend aus!
Eric warf ihr den Schlüssel zu und umrundete den X6, um einzusteigen und neben ihr Platz zu nehmen. Er blickte auf die Ablage. »Das ist ein denkwürdiger Moment«, sagte er betont. »Ich sitze in
meinem
eigenen Auto
nicht
hinterm Steuer. Wie konnte das passieren?«
Sia sagte nichts, sondern grinste nur und startete den Motor. Das Licht der Armaturen fiel auf ihre schlanken Züge, betonte die Wangenpartien deutlicher als vorhin in der Raststätte. »Klingt nicht schlecht. Mal sehen, wie schnell man damit im Nebel fahren kann.«
Ich wusste, dass es keine gute Idee war.
Aber zurücktreten wollte Eric nicht mehr von seinem Angebot. Um sich abzulenken, nahm er das Netbook und suchte in der Liste nach ihrem nächsten Kandidaten. »Was hältst du von dem Pantherpärchen? Einzelgänger, abgekoppelt vom Informationsnetz der Hundewandler, einfacher zu überraschen.«
Sia gab Gas und ließ den X6 vorwärtsschießen, kontrollierte ihn jedoch sauber und ohne Zeichen von Unsicherheit oder Überforderung. »Ich liebe Großwildjagd.«
Eric markierte den Namen und die Adresse rot.
Danach machte er sich im Netz auf die Suche nach weiterem Wissen. Es war angebracht, Kontakte anzuzapfen, die eigentlich dachten,
dass er verstorben war.
Eric warf einen raschen Blick auf Sia, die trotz Nebels mit einhundert fuhr.
Hoffentlich sehen ihre Vampiraugen mehr als meine.
* * *
Kapitel XII
B iep.
Biep, biep.
Der Blutgeschmack ist widerlich. Ich könnte niemals Vampirin sein. Es ist eklig, und ich stinke nach Haferbrei mit Blut. Da könnte ich gleich wieder kotzen.
Trapp, trapp, klick.
»Oje, Misses Karkow! Ist Ihnen wieder schlecht geworden?«
Biep, biep, biep.
Alice! Gut, dass dieser furchtbare Grag nicht zuerst gekommen ist. Wieder ein Waschlappen, lauwarmes Wasser und duftende Seife. Weich … Danke!
»Wir sollten Sie mal baden und bei der Gelegenheit die Bettwäsche tauschen. Das ist ja nicht zum Aushalten. Hier, trinken Sie was.«
Wasser, endlich. Ich fühle mich sowieso wie ausgetrocknet. Alice macht das gut, als wäre sie in einem Pflegeberuf tätig.
»Danke.«
Biep, biep, biep.
»Keine Ursache.« Trapp, trapp. »Misses Karkow, wir müssen ein bisschen üben. Ist das okay für Sie? Ein paar Sätze, damit die Aussprache klappt. Wenn Ihre Schwester anruft, soll sie mit Ihnen sprechen können. Na ja, zumindest sollte sie verstehen, was Sie meinen, damit es nicht zu Missverständnissen kommt.«
Biep, biep, biep.
Das macht Sinn.
»Ja …«
Ich klinge wirklich furchtbar. Die Gedanken sind klar in meinem Verstand, aber auf dem Weg zu meinen Lippen scheinen sie zu versickern und schwächer zu werden.
»Sehr gut! Fangen wir mit einfachen Worten an: Hallo.«
»Ha… Ha…ll…«
Einfach ist das nicht. Wie schwer etwas sein kann, von dem man angenommen hat, man würde es niemals verlernen.
»H a l l o.«
Es klang eben flüssiger!
Biep, biep, biep.
»Wow, gut gemacht! Wenn Sie zwischendurch was trinken möchten, heben Sie einfach die Hand, und wir machen eine Pause. Einverstanden?«
»Kann … los…gehen.«
Alice lacht. Sie freut sich, dass ich mich bemühe. Ist ja logisch: Ich muss Sia viel erzählen. Ich höre genau zu und wiederhole die Wörter,
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