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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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das Christliche darin zu verunglimpfen oder ihm seine abschreckende Wirkung zu rauben? Vielleicht haben sie ihr eigenes Book of Kells, das eine vampirische Schöpfungsgeschichte beinhaltet?
    Eric wusste, dass er spekulierte. Es konnte sein, dass die Zeichen, die sie bei den Leichen gefunden hatten, gar nichts bedeuteten außer: Geltungsdrang ihrer Träger und Angeberei.
Oder eine Herausforderung an die Sídhe? Aber da die beiden unwiderruflich tot sind, werde ich es nicht erfahren.
    Eric ließ die Suchmaschinen nach Hügelnamen forschen, in denen laut Märchen, Sagen und Legenden das Volk der Sídhe zu finden sein sollte. Von diesen Erhebungen hatte Irland einige, wie er feststellen durfte. Ein Volkskundeforscher hatte eine irische Landkarte mit entsprechenden Markierungen ins Netz gestellt.
    Dabei stolperte Eric über die Legende der Túatha Dé Danann.
Sie werden als Vorfahren der Sídhe angesehen!
Er beschäftigte sich danach intensiv mit der Legende.
Waren sie schon Vampire?
    Plötzlich lasen sich die Legenden anders.
    Bedrohlicher.
     
    Und es ward an einem Tag, dem heutigen Beltane, am Ersten des Mai, als die Túatha Dé Danann kamen.
    Sie landeten mit ihren Schiffen an den Gestaden Irlands, umhüllt von pechschwarzen Wolken.
    Ihr Ziel war Magh Rein, der Ort, an dem die keltische Anderswelt liegt. Und um zu zeigen, dass sie gekommen waren, um nie
     wieder von der Insel zu weichen, verbrannten sie ihre Schiffe.
    Ihre düsteren Wolken, die sie als Schutz mit sich brachten, verdeckten drei Tage und drei Nächte das Firmament, so dass es keine Sterne und keine Sonne und keinen Mond mehr gab.
    So wurden sie bald von den Firbolg bemerkt.
     
    Ist das der Bericht von der Eroberung Irlands durch Vampire?
Eric fand die Lektüre spannend und schlürfte dabei seinen Tee. Es brachte für den aktuellen Auftrag wenig, aber es half dabei, die Sídhe und deren Selbstverständnis besser zu verstehen.
    Der Ursprungstext über die Túatha Dé Danann sollte aus dem elften Jahrhundert nach Christus stammen, das Book of Kells war um achthundert nach Christus entstanden.
    Eine exakte Übersetzung für Túatha Dé Danann fand er nicht. Mal hießen sie
göttliches Volk,
dann wurden sie als
göttliche Wesenheiten
angesehen, mal als
Volk der Danu
bezeichnet. Danu wiederum sollte eine keltische Gottheit gewesen sein. Aber nach einigen Querverweisen wurde Eric schnell
     klar, dass auch das keine gesicherte Erkenntnis darstellte.
    Das einfache Volk kann einen Vampir sicher als göttliche Wesenheit betrachten. Wenn man es nicht besser weiß …
    In einer anderen Schilderung der Invasion durch das Volk der Danu erhielt er eine Ortsangabe: Sliabh-an-Iarainn im County
     Leitrim in der Provinz Connacht. Dort sollten die Eroberer an Land gegangen sein.
    Ich hangele mich von einem Geheimnis zum nächsten. Ich wette, dass es das Dorf nicht gibt.
Doch die Schilderung mit den schwarzen Wolken als Schutz vor dem Sonnenlicht – das ergab für ihn Sinn. Auch der Begriff
Nachtkelte
hatte plötzlich eine Bedeutung.
Ich werde Sia fragen, was sie davon hält.
    Seine Arbeit hatte einen weiteren Vorteil mit sich gebracht: Mehr als zehn Minuten blieben nicht mehr bis zur Kaufhausöffnung.
    Dieses Sliabh-an-Iarainn prüfe ich später.
Er schickte sich die gesammelten Infos via seinem E-Mail-Account selbst zu, legte Geld für sein Essen auf den Tisch und verließ den Laden. Mit dem Öffnen der Glastürenfront betrat er den Konsumtempel als erster Kunde.
    Das mehrstöckige Gebäude war die typische Mischung aus dem, was die Experten als Erlebniseinkauf und Leerstände bezeichneten. Die Wirtschaftskrise hatte das verwöhnte Irland, egal ob Republik oder »den Norden«, hart erwischt. Gerade die Grenzregion litt.
    Er spazierte an dem gelangweilten Securitymann vorbei in das Bauwerk, das modern, aber mit viel weißgestrichenem Schmiedeeisen versehen worden war. Retrolook, der einen gewissen Charme hatte und nicht künstlich wirkte.
    Gelungen. Wenn jetzt noch die Kaufkraft vorhanden wäre.
Auf der Hinweistafel suchte sich Eric die passenden Läden für sein Klamottenstöbern aus, doch vorher wollte er Vorbereitungen getroffen haben: Er fuhr mit der Rolltreppe in den zweiten Stock. Von oben sah er, dass immerhin ein paar weitere Besucher folgten, aber von einem breiten Strom oder einer Masse an Kaufwilligen zu sprechen wäre übertrieben gewesen.
    Dann tue ich was für den Umsatz.
Er betrat den Salon. »Hallo«, grüßte er in die Runde der vier jungen,

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