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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hinterlassen.
    »Die nervt«, grummelte er und bekam seine Bestellung gebracht, stilecht mit Plastikbesteck und auf einem sehr alten Teller mit drei dunklen Sprüngen. Dennoch schmeckte es hervorragend, weder nach altem Frittenfett noch nach ranzigem Fisch.
    Seine Gedanken glitten zu den wenigen Gesprächen zurück, die er mit seiner Halbschwester geführt hatte.
    Nach ihrem unvermuteten Auftauchen hatte sie ihn angerufen und um Geld samt Beistand gebeten, aber er hatte ihr klargemacht,
     dass es nicht mehr in Frage kam. Zudem ging es darum, sie von seiner Familie fernzuhalten.
    In einem zweiten Telefonat hatte sie ihm erklärt, was vorgefallen war; dass sie in einer Art Hölle gewesen war; dass sie durch die Hilfe einer Frau namens Saskia entkommen war; dass sie gegen einen Halbgott oder Halbdämon namens Levantin gekämpft hatte; dass sie als Werwölfe oder was auch immer nichts weiter als die Spielfiguren von Dämonen waren, die auf diese Weise um die Vorherrschaft auf der Erde kämpften oder den Menschen einfach schaden wollten, ohne weitere Ambitionen zu verfolgen. Und sie hatte vor, aus dem Pakt mit ihrem Höllenfürsten auszusteigen, wenn es irgendwie möglich sein sollte, ohne jedoch die Bestie ablegen zu müssen.
    Bei mir hat es nicht geklappt. Das Sanctum versagte gegen die Kraft der Finsternis.
Vieles von dem, was sie auf ihre schnoddrige Art erklärt hatte, leuchtete ihm ein. Das Zeichen auf seinem Unterarm bestätigte, was sie zur Dämonenherrschaft gesagt hatte. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie bei ihren Ausführungen nicht gelogen hatte.
    Die letzte Ankündigung seiner Halbschwester am Telefon war gewesen, dass sie die Suche nach Überlebenden der Nonnen vom Orden des Blutes Christi begänne; eine SMS hatte ihm dann gemeldet, dass wohl alle bei dem Anschlag ums Leben gekommen waren.
    Jetzt will sie mal wieder Geld. Soll sie sich einen Job suchen.
Eric löschte die Mail und öffnete die anderen Nachrichten nacheinander.
    Es waren Mitteilungen von seinen alten Kontakten, die auf seinen Vater zurückgingen und sich wunderten, dass er noch lebte. Die meisten machten ihm klar, dass sie ihn für einen Schwindler hielten.
    Ich bin zu gründlich draufgegangen.
Eric hatte null Informationen erhalten. Dabei hatte er die alten verschlüsselten Codewörter benutzt, um sich zu identifizieren. Übelnehmen konnte er es den Männern und Frauen nicht.
Sie fürchten eine Falle.
    Die vorletzte Mail jedoch war ein Hoffnungsschimmer.
    Geantwortet hatte ihm Mütterchen Wissen, ein Pseudonym, von dem er nicht wusste, wer sich dahinter verbarg. Sie versprach ihm, sich um die Sache mit den Schlangenwandlern zu kümmern und zu recherchieren, warum Boída de Cao nicht auf Silber ansprach, wie es sich gehörte. Zu den Nachtkelten oder irischen Vampiren, die sich Sídhe nannten, wusste sie nichts zu sagen, außer dem, was er schon in Erfahrung gebracht hatte: viel Mythologie, wenig Greifbares.
    Das würde noch fehlen, wenn die Blutsauger auch irgendwelche Besonderheiten haben.
Eric dachte über die Bean Sídhe, die Banshees, nach, die mit ihrem lauten Klagen den Tod brachten, wenn er sich richtig erinnerte.
Tödliche Sirenengesänge. Aber nur für Menschen, nicht für mich.
    Er bedankte sich bei Mütterchen Wissen und wünschte ihr im eigenen Interesse viel Erfolg bei ihren Nachforschungen.
Der Nahkampf gegen de Cao wird sonst brutal.
Seine Knochen schmerzten, wenn er daran dachte, wie sie ihn komprimiert hatte. Besser konnte man den Vorgang nicht umschreiben; zudem war sie gewarnt. Das nächste Mal würde sie schneller gegen ihn vorgehen, um nicht eine weitere Niederlage in Kauf zu nehmen.
    Eric hatte seine Ration Fish&Chips komplett gegessen und trank sein Mineralwasser aus, bestellte sich einen starken Tee, der
     ihm sofort gebracht wurde.
    Noch eine Stunde Wartezeit.
Er gab mehr aus Langeweile den Begriff
Nachtkelten
wieder in verschiedene Suchmaschinen ein, die ihm aber keine brauchbaren Ergebnisse lieferten. Nicht, dass er damit gerechnet hätte.
    Sein wertvolles Netbook lag im Wagen, bei Sia. Dort hatte er die Dateien mit den Erkenntnissen zum Book of Kells und die Besonderheiten
     bei den Schriftzeichen hervorgehoben.
    Hätte ich mal eher dran gedacht.
Er hätte damit weiterarbeiten und vergleichen können, um mehr Aufschluss darüber zu bekommen.
Die Hundewandler Stiff und Cougar trugen tätowierte Sídhe-Zeichen, angelehnt an das kulturell bedeutsame Buch. Was wäre, wenn die Vampire die Symbole variiert haben – um

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