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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gelangweilten Damen, die genauso chronisch unterbeschäftigt wirkten wie der Sicherheitsmann am Eingang.
    Sein Anblick genügte, um sie dazu zu bringen, sich gerade hinzustellen. Die Blicke waren neugierig.
    Eric legte den Mantel ab und zeigte seine perfekte, maskuline Figur. »Wer von den Ladys bedient mich?«
    Alle machten einen Schritt nach vorne, doch die Brünette setzte einen zweiten hinterher und kam auf ihn zu.
    »Ich, Sir.« Das Namensschildchen auf ihrer Brust verriet, dass sie Ireen hieß. »Was kann ich für Sie tun?« Sie lächelte.
    Eric wusste um seine Wirkung auf das andere Geschlecht. Seiner Erfahrung nach wollten die meisten gerne mit ihm essen und ins Bett gehen. Früher hatte er das leidlich ausgenützt und sich Frauen nach Belieben ausgesucht.
    Dann war Lena in sein Leben getreten – und wieder hinaus. Seitdem fiel es ihm schwer, sich auf Affären einzulassen. Dazu kam sein Job als Bestienjäger, was es nicht leichter machte. Welcher Frau genügte es, ihren Freund nur ein paar Mal im Monat zu sehen?
    Er zeigte auf die halblangen, schwarzen Haare. »Weg damit. Komplett.«
    Ireen sah ihn entsetzt an. »Ehrlich? Die sind aber toll anzuschauen.«
    »Ich möchte mich dennoch verändern.« Eric zeigte auf den Dreitagebart. »Rasieren Sie den auch gleich weg, wenn Sie dabei sind.«
    Man konnte der Friseurin ansehen, wie furchtbar sie den Wunsch fand. »Ehrlich, ich mische mich selten ein, wenn ein Kunde darauf besteht, einen bestimmten Schnitt haben zu wollen, aber …« Ireen wirkte unglücklich. »Sie sehen so gut damit aus!« Ihre Kolleginnen nickten.
    »Genau. Deswegen müssen die Haare fallen.« Eric lächelte und setzte sich auf den Stuhl neben ihr. »Legen Sie los.«
    Ireen legte ihm den Umhang an, langte zögerlich nach der Maschine und schaltete sie ein. Ratternd bewegte sich der Mähbalken. »Sicher?«
    »Sicher.«
    Das leicht vibrierende Eisen berührte seine Kopfhaut, dann sanken die ersten Strähnen auf seine breiten Schultern und den Boden. Alle Frauen sahen dabei zu, wie sein bleicher Schädel mehr und mehr zum Vorschein kam.
    Das ist wirklich was total anderes.
Er war froh, eine schöne Kopfform zu haben, rund und ästhetisch, ohne eine abgeflachte Stelle.
Schade ist es schon, aber ich finde, ich kann eine Glatze tragen. So ist es einfacher mit den Perücken.
    Surrend legte die Schneidemaschine die helle Haut frei, bis der Strom abgeschaltet wurde.
    »Schöne Tätowierung«, sagte Ireen. »Ist aber schon alt. Kaum mehr zu erkennen.« Eric verstand nicht, was sie meinte, und beließ es dabei, während sie seinen Kopf mit einer Sprühflasche befeuchtete und mit Rasierschaum, danach auch sein Gesicht mit dem duftenden Weiß behandelte. Aus ihrer Tasche zog sie ein klassisches Rasiermesser, klappte es professionell auf und zog es zweimal über einen Lederriemen, der an der Wand neben dem Spiegel befestigt war, ab.
    Sicher führte sie die extrem scharfe Schneide über seine Haut. Auf das schabend kratzende Geräusch folgte ein leises
Si* * *g,
wenn sie das Messer nach oben weggleiten ließ.
    Eric schloss die Augen und genoss es, sich von zarten, kundigen Fingern behandeln zu lassen.
Ich lasse mich überraschen, wie ich aussehe.
    Irgendwann hörte Ireen auf. Sie tupfte Kopf, Nacken und Gesicht mit einem warmen, feuchten Tuch ab, bevor sie Lotion auftrug. »Trauen Sie sich ruhig, die Augen zu öffnen, Sir. Sie sehen damit besser aus, als ich gedacht habe«, ermunterte sie ihn.
    Wusste ich es doch gleich.
Eric hob die Lider.
    Zuerst erkannte er sich selbst kaum, nackt und geschoren, aber es lenkte die Blicke auf sein markantes Gesicht.
    Nicht schlecht. Aber unauffällig ist anders.
Er musste grinsen und senkte das Kinn dabei leicht.
Ich sehe aus wie der Hitman. Nur besser.
»Gut«, sagte er.
    »Finde ich auch«, meinte Ireen, die eine Hand auf die Hüfte gelegt und die andere mit der Lotion erhoben hatte, als sei es eine einsatzbereite Waffe. »Sexy, Mister.« Eric warf ihr einen freundlichen Blick zu. Als Beweis, dass sie ihn nicht geschnitten hatte, nahm sie den Spiegel und führte ihn um den Hinterkopf herum, damit er ihre Arbeit kontrollieren konnte.
    »Stopp!«, befahl er, als er die Schattierung auf der rechten Seite sah, und lehnte sich nach vorne.
Was ist
DAS
?
Sie hielt den Spiegel näher, damit er besser schauen konnte.
    Es war ein Symbol, hellgraubläulich und an Adern erinnernd. Es ähnelte dem Zeichen an seinem rechten Unterarm, war nur weniger verschnörkelt und klarer

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