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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sich durch einen adretten, aber dichtbewachsenen Park vor dem Lärm der Lastwagen und Autos schützte.
    Außer dem Anlegen eines sehr schmalen Wegs war nichts im Unterholz gemacht worden. Auf dem fruchtbaren Boden wucherten die Rhododendren sowie Farn mannshoch zwischen den Stämmen und versperrten die Sicht. Das Jagdrevier zweier Raubkatzen.
    Ein Urwald!
»Eine Machete wäre gut«, sagte Eric und folgte dem Pfad. »Am besten aus Gold.«
    Sia und er schlugen sich kurz vor Erreichen des Hauses in die dichten Büsche, um das Gebäude vom Rand aus zu beobachten.
    Schönes Haus. Erinnert mich an meine alte Villa in München.
Zweistöckig ragte es in die Höhe, gebaut aus grauem Granit und mit Schiefer gedeckt, hohe Fenster ließen auf großzügige Räume im Inneren schließen. Nirgends brannte Licht.
    Sia zeigte nach rechts. »Stallungen«, wisperte sie, und ihr Atem umspielte Erics Ohr. »Ich rieche verschiedene Tiere: Kaninchen, Hühner, Schafe, Ziegen.«
    Er schauderte, als er ihren Hauch spürte. »Wird ihr Essen sein.« Eric stellte sich vor, wie die Panther sich durchs Unterholz pirschten und ihre Beute hetzten, die sie kurz vorher aus dem Stall gelassen hatten.
That’s entertainment.
    Unvermittelt wünschte er sich, die Vampirin zu küssen, an ihren Brustwarzen zu lecken und hineinzubeißen, ihr Blut zu trinken und ihr warmes, weiches Fleisch zu kosten … Er erschrak vor den Gedanken, die er nicht steuern konnte.
Was … was war das denn?
    Um weitere solche Visionen zu unterdrücken, sah er rasch nach vorne. Er musste schlucken. »Gehen wir rein?«, fragte er heiser vor Erregung.
    »Welche Taktik schlägst du vor? Sie sind zu zweit, wie wir, aber sie kennen sich auf dem Gelände und im Haus blind aus.«
    Gut, sie hat nichts bemerkt.
»Falls sie überhaupt da sind.« Früher wäre das der Zeitpunkt gewesen, wo er sich auf seine Bestiensinne verlassen hätte: Gerüche, Geräusche, jeder Laut hätte ihm einen Anhaltspunkt gegeben. Doch er war kein Loup-Garou mehr, seine diesbezüglichen Vorteile waren verschwunden; einzig das gute Gehör war ihm geblieben. »Ich habe keine Taktik«, gestand er und hob das Gewehr. »Wir sollten als Team jagen, nicht einzeln. Dann würden sie uns mit Sicherheit auseinanderreißen. Es ist ihr Terrain, und das bedeutet einen riesigen Vorteil für sie.«
    Sia nickte und eilte los, raus aus dem Mix aus Rhododendren und Farn, auf die kurze Seite des Hauses zu, an der keinerlei
     Lampen oder Kameras zu sehen waren.
    Eric hetzte ihr hinterher, das G36 schräg vor sich haltend.
    Das Haus blieb dunkel, niemand schien sich um die beiden Eindringlinge zu kümmern.
    Sia war bereits dabei, das Fenster zu untersuchen, und hebelte mit einem flachen Dolch daran herum, bis es
klack
machte; leise schob sie es auf und schwang sich hinein.
    Es ist anscheinend keiner zu Hause.
Eric kam ihr hinterher und stand in einem Esszimmer, wie ihn die Einrichtung vermuten ließ. Die ehemals dunkle Wandvertäfelung war abgebeizt und das Nussholz zum Vorschein geholt worden. Tisch und Stühle waren hell; sauber und ordentlich lag das fremde Zuhause vor ihnen.
Und es riecht nicht nach Raubkatzenkäfig.
    Sia und er rückten vor, sicherten sich gegenseitig von Raum zu Raum, durch Korridore. Sie hatten nach einer halben Stunde die gesamte Villa auf den Kopf gestellt, nur um festzustellen, dass sie wirklich alleine waren.
    Eric fand das gut. »Wir sollten uns Gedanken machen, wo wir ihnen eine Falle stellen.«
    »Im Foyer, ganz klar.« Sia zeigte nach unten in die Eingangshalle. »Du sitzt mit deinem Gewehr hier oben, ich bleibe unten und verstecke mich im Durchgang zum Esszimmer. Sobald einer von beiden reinkommt, legen wir los. Sind sie zu zweit, warten wir, bis beide drin sind. Du schießt immer auf den Ersten, ich auf den Zweiten.«
    Eric konnte sich nicht erinnern, einen weiteren Aus- oder Eingang gesehen zu haben. »Macht Sinn.« Er legte sich auf den Boden, halb hinter die Deckung eines großen Pflanzentopfs, in dem eine Zimmerpalme wuchs. Von der Galerie aus hatte er das Foyer unter Kontrolle. »Machen wir sie wirklich fertig?«
    »Du meinst, sie hätten eine Chance verdient, verschont zu werden? Für was? Um sie als Verbündete gegen den Sídhe zu gewinnen?«
    »Zum Beispiel.«
    »Zu unsicher. Mir ist lieber, wir präsentieren den Vampiren ihre Leichen. Ich will kein Risiko eingehen. Sollen die Sídhe glauben, ich würde ihnen gehorchen. Um Wandler tut es mir nicht leid.« Sia eilte die Treppen hinab und

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