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Judastöchter

Titel: Judastöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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vorwärts. Das leise Knistern und Rascheln wies ihm den Weg.
    Eric sprang über weitere Bächlein, die Sperren für Sia bedeuteten.
Ich kann nicht damit rechnen, dass sie mir bald zu Hilfe kommt.
    Die Jagd ging weiter und weiter, führte raus aus dem Garten und über die Wiesen. Bald roch es nach Meer, und Eric vernahm das Donnern der Brandung. Auf dem Meer musste Sturm geherrscht haben, die Wellen donnerten mit Wucht gegen die Basaltklippen. Der Wind frischte auf, die Vegetation wurde spärlicher.
    Gischt benetzte Erics Haut, und er ahnte, dass es auf Sia wie Säure wirken würde. Spätestens nun brauchte er nicht mehr auf ihren Beistand zu hoffen.
    Vor ihm erschien die Küstenlinie und der nach unten abfallende Steinstrand. Die Pantherin kletterte behende über die sechseckigen Steinsäulen, zeigte sich dabei aufreizend und mit dem Schweif zuckend.
    Wird das eine Falle?
Eric legte das G36 an, und die Bestie sprang in Deckung. Er musste näher heran, wenn er sie haben wollte.
    Der Wind zerrte an ihm, verfing sich in seiner weiten Wanderkleidung und brachte ihn mehrmals aus dem Tritt. Eric eilte auf
     dem dunklen Steinpfad entlang, die einzige Beleuchtung lieferten ihm die Gestirne.
    Das Meer wogte und brauste neben ihm, schleuderte Gischt gegen ihn und schien sich auf die Seite der Wandlerin geschlagen zu haben. Es war unmöglich, bei diesen lauten Geräuschen etwas zu hören.
    Sie hat genau gewusst, warum sie mich hierherlockte.
Weil ihm nichts anderes übrigblieb, musste er aus dem Schutz der Felsen heraus und die Felsenstempel erklimmen, um von oben Ausschau nach der Pantherin zu halten; das Gewehr im Anschlag, drehte er sich wie eine martialische Spieluhrfigur langsam um sich selbst und suchte nach der Wandlerin; die unaufhörliche Gischt hatte ihn schon lange durchnässt.
    Die Attacke erfolgte unvermittelt, obwohl er damit gerechnet hatte. Die Pfoten verursachten auch ohne die lärmende See kaum ein Geräusch. Echte Aussichten, seine Gegnerin kommen zu hören, hatte er nicht gehabt.
    Pfoten trafen ihn in den Rücken, Krallen schlitzten sein Fleisch auf.
    Eric stürzte nach vorne, wollte einen Ausfallschritt machen und spürte einen heißen Schmerz am linken Unterschenkel. Die Bestie hielt ihn mit ihren Nägeln fest, und er knallte gegen die nächste Basaltsäule. Das Gewehr konnte er nicht mehr festhalten, klappernd verschwand es unter ihm im durchfluteten Steinwald.
    Er wälzte sich auf den Rücken – gerade noch rechtzeitig, um die heranschnellenden, langen Zähne der Pantherin aufzuhalten. Mit beiden Händen griff er nach ihrer Kehle und hielt die Bestie zurück, deren Augen finsterrot glommen. Sie hätte ihm mit einem Biss den Kopf vom Nacken trennen können.
    Sie fauchte zornig. Die Pranken fuhren über Erics Brust abwärts und zogen tiefe, blutende Rillen in seinen Leib; die Krallen kratzten über die Rippen, und er musste vor Schmerzen aufschreien.
    Eric versuchte, mit den Füßen unter ihren Körper zu kommen und sie nach hinten zu schleudern, aber sie wich aus und hielt ihn nach unten gedrückt, schüttelte sich, um seine Hände von ihrer Kehle zu lösen.
    Eric musste bald auf die Dämonenkraft zurückgreifen, auch wenn er sie hasste. Doch ohne den Feuerteufel heraufzubeschwören, stieg er vermutlich nicht lebend vom Giant’s Causeway.
    Die Wandlerin nahm die Halbform an. Knochen wuchsen, veränderten sich, der Leib streckte sich und wurde kräftiger. Innerhalb weniger Herzschläge hatte sie sich zu einem bizarren Mischwesen aus Mensch und Panther geformt; Speichel troff aus ihrem Maul auf Erics Gesicht.
    Sie sagte etwas auf Gälisch zu ihm, was er nicht verstand, dann wiederholte sie es auf Englisch. »Ich fragte: Hat der Ard Rí sich nicht selbst zu uns getraut, um sein Versprechen wahr zu machen?«
    Sie verwechselt mich mit jemandem!
Er lag still, das Salzwasser brannte in seinen Wunden. »Der Ard Rí?« Eric hörte den Namen zum ersten Mal.
Es gibt anscheinend Fehden innerhalb der Wandlergruppierungen. Die Panther haben es sich mit einem der Könige verdorben.
    Die Pantherin bohrte ihre Krallen in seinen Brustkorb, und er sog laut die Luft ein. Lange konnte er nicht mehr mit der Wandlung in das Dämonenwesen warten. »Wer sonst sollte euch zu mir schicken? Er hat mir den Tod versprochen, und …«
    Sie legte den Kopf schief, näherte sich ihm. Die dünnen Barthaare kitzelten ihn. »Du riechst nicht wie ein Wandler und nicht wie ein Mensch.« Die Krallen wurden aus seinem Körper gezogen. »Aber

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